Kein Wohnturm auf der Alten Brücke

Skizze des Ostturms auf der MaininselGemeinsam mit der Bürgerinitiative „Maininsel ohne Wohnturm“ positioniert sich die ELF Piraten Fraktion gegen die geplante Bebauung der Maininsel an der Alten Brücke mit einem 30 Meter hohen privaten Wohnturm. Wir wenden uns gegen diese weitere Zerstörung von naturbelassener Grünfläche in der Stadt und fordern deshalb den Magistrat, das Stadtparlament sowie die Verwaltung auf, das Projekt sofort zu stoppen!

Seit den ersten Planungen vor rund einem Jahrzehnt wird die Bebauung der Maininsel mit einer Aura der Gemeinnützigkeit umgeben. Die Verfechter um den Architekten Christoph Mäckler argumentieren mit dem Beispiel des Portikus auf der Westseite der Maininsel. Die dortige Kunsthalle ist kostenlos zugänglich und das unterste Geschoss wird vom Frankfurter Ruderverein genutzt. Ähnlich sollte der geplante Neubau schmackhaft gemacht werden: Getragen von einer Stiftung, biete er öffentlichen Nutzen mit Aussichtsplattform, „neuen Räumen“ für den Ruderverein, Brückenmuseum und „bodenständigem“ Restaurant.

In den aktuellen Plänen ist vom Gemeinwohl wenig geblieben. Die ursprünglich eingeschaltete Stiftung und der Museumssponsor haben sich aus dem Projekt verabschiedet. Die öffentliche Aussichtsplattform wurde dem privaten Wohnraum zugeschlagen, aus 2 wurden 3 geplante Wohnungen mit je 120 m² plus einer 200 m²-Maisonette mit Dachterrasse. Der Ruderverein wird in der zweijährigen Bauzeit massiv behindert und für immer von seinem angestammten Platz verdrängt. Das Brückenmuseum ist nur noch im Miniformat geplant. Und das Restaurant, jetzt ohne den versprochenen „Skyline-Blick“, wird angesichts der Investitionskosten wohl kaum preiswerte Angebote machen können. Schon die erste Kalkulation veranschlagte 4 Millionen Euro. Auch die Wohnungen werden somit kaum günstig vermietet oder verkauft werden. Von fehlenden Stellplätzen mal ganz abgesehen. Somit ist klar: Das Projektziel hat sich von der angeblichen Gemeinnützigkeit klar zu einem privaten Investorenwunschtraum verschoben.

Die Alte Brücke zählt zu den wichtigsten historischen Bauwerken der Stadt. Sie verbindet nicht nur Frankfurt und Sachsenhausen, sondern war Jahrhunderte lang zentraler Bestandteil der Handelswege zwischen Nord- und Südeuropa. Eine bauliche Rekonstruktion von Brücke und Umfeld könnte Bewusstsein für diese historische Bedeutung schaffen. Eine historisierende Brückensanierung ist daher zu begrüßen.

Der geplante Wohnturm auf der Insel lässt sich dagegen nicht historisch begründen: Der unregulierte Main veränderte Jahrhunderte lang die Lage der Flussinseln. Daher standen sich nie Gebäude an der jetzt geplanten Stelle gegenüber, wie alle historischen Bilddarstellungen belegen. An der Brücke und auf den Inseln wurde immer gearbeitet und verwaltet (Mühle, Zoll, Gericht, Pumpwerk) und höchstens nebenbei gewohnt. Die Gebäude waren kaum höher als die Brücke, überragten sie jedenfalls nicht wie der geplante Wohnturm um weit über 20 m. Luxuswohnungen in Hochhaushöhe und verwendete Materialien (Betonkern, moderne Fenster, Wärmedämmung und weitere Gestaltungselemente) würden zu einer völlig ahistorischen Konstellation führen.

Die geplante Bebauung der Maininsel würde zudem zur weiteren Naturzerstörung in der Stadt führen. Die Maininsel hat sich nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem naturbelassenen Gebiet entwickelt, das menschlicher Nutzung weitestgehend entzogen war, während die umliegende städtische Bebauung immer dichter wurde. Die Insel, auf der zahlreiche, auch seltene und geschützte Tiere und Pflanzen siedeln, hat eine wichtige Funktion als Biotop inmitten der Stadt. Jede weitere Bebauung würde daher die Naturentwicklung auf der Insel stören. Eine beachtliche Vogelpopulation hat sich dort angesiedelt: Schwäne, Enten, Gänse, Reiher und Saatkrähen, die auf der Roten Liste stehen und daher besonders schützenswert sind. Für den Wohnturm müssten mehrere Bäume gefällt werden. Bei ungestörter Belassung dieses Biotops könnten sich dagegen weitere geschützte Arten (wieder) ansiedeln. Der Wohnturm samt Steg und Außenterrasse sowie die Aufschüttung des verschobenen Bootsplatzes für den Ruderverein würden dagegen zwei Drittel des Biotops auf der Ostseite der Insel zerstören.

Mit diesem Bau wird ohne Not ein Stück Natur geopfert. In dem geplanten Bauwerk wird es keine für Durchschnittsverdienende bezahlbare Wohnungen geben. Was wir in Frankfurt brauchen ist bezahlbarer Wohnraum, keine prestigeträchtigen Vorzeigewohnungen für einige wenige. Die bestehende Nutzung ist für mich die einzig akzeptable. so Herbert Förster, Stadtverordneter der ELF Piraten Fraktion im Römer.

Wir rufen alle Einwohnerinnen und Einwohner auf, die Online-Petition jetzt mitzuzeichnen! Bisher haben schon über 3.300 Personen die Petition unterzeichnet, davon über 2.400 aus Frankfurt.

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