Open Data-Projekt starten

Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen:

  1. Der Magistrat organisiert eine Konferenz zum Erfahrungsaustausch über „Open Data“. Dazu werden u.a. Beteiligte der Open Data-Projekte in Österreich, München und London (Andrew Stott) eingeladen, Lars Svensson von der Deutschen Nationalbibliothek, Graham Vickery von der OECD (Paris), deutsche oder österreichische Experten von der Open Knowledge Foundation und José M. Alonso von der Web Foundation.
  2. Der Magistrat bildet eine Expertenkommission, der Vertreterinnen und Vertreter von allen städtischen oder stadtnahen Institutionen angehören, die bereits Daten veröffentlichen, in digitaler Form besitzen oder zu digitalisieren beabsichtigen. Außerdem sind in dieser Kommission alle Fraktionen vertreten. Die Kommission erarbeitet Empfehlungen für die Stadtverordnetenversammlung zu Strategie, Umfang, Kosten, Nutzen, Technik und Lizensierung eines zentralen Open Data-Portals der Stadt Frankfurt.
  3. Aufgrund der wirtschaftlichen und öffentlichen Bedeutung von Open Data obliegt die Leitung nicht dem Bereich Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT), sondern dem Wirtschaftsdezernat.

Begründung:

Daten und Informationen sind die Rohstoffe unserer Informationsgesellschaft. Mehr und mehr Städte öffnen derzeit ihre Datenbestände, z.B. London, Wien, München, Berlin (Pilotphase), San Francisco oder Toronto. Die Daten sind sehr einfach privat oder kommerziell zugänglich unter einer möglichst wenig einschränkenden Lizenz. Sie nützen direkt den Bürgerinnen und Bürgern und ermöglichen einen effizienteren, günstigeren Austausch zwischen den Ämtern. Europaweit erzielen überdies die aus Open Data entstehenden Geschäftsmodelle einen geschätzten Umsatz von jährlich 32-40 Milliarden Euro.

Die Datenbestände der Stadt Frankfurt werden dabei über ein zentrales Internetportal und in maschinenlesbaren Formaten zugänglich gemacht. Nicht veröffentlicht werden Daten, die z.B. durch Persönlichkeits-, Patent- oder Urheberrechte geschützt sind.

Diese öffentlichen Daten werden in zwei Bereiche gegliedert:

  • Bei Public Sector Information(PSI) handelt es sich um kontinuierlich von der Stadt generierte, dynamische Daten: beispielsweise Statistiken, den städtischen Haushalt, Protokolle, Anträge und Magistratsberichte aus PARLIS, Umwelt- und Wetterdaten, georeferenzierte Kriminalstatistiken, aktuelle Standorte der Verkehrsmittel im ÖPNV, Geokoordinaten von Baustellen, Haltestellen, barrierefreien Restaurants oder Behindertenparkplätzen, Daten und Pläne des Stadtvermessungs- oder des Katasteramts und vieles mehr – Daten, die zum Funktionieren der Stadt beitragen.

    Diese Daten werden kommerziell oft von Dritten mit anderen Informationen angereichert, wodurch ein Mehrwert und die Grundlage für neue Geschäftsmodelle geschaffen werden. Derzeit sind sie nur dezentral, unter bürokratischen Hürden, nicht in maschinenlesbaren Formaten oder überhaupt nicht zugänglich. Dadurch ist dieser Schatz an Informationen nicht effizient nutzbar.

  • Public Sector Content(PSC) bezieht sich auf statische Inhalte, die sich im Besitz der Stadt befinden, aber in der Regel nicht von ihr erzeugt wurden: Archivalien, Museums- und Bibliotheksbestände, archäologische Bestände oder akademische Veröffentlichungen der Hochschulen, sofern nicht die Rechte Dritter berührt werden.

    Diese Daten haben vor allem einen kulturellen, wissenschaftlichen oder einen Bildungswert. Das MMK geht mit der vollständigen Veröffentlichung aller Exponate auf seiner Website bereits diesen Weg, andere Institute besitzen digitalisierte Bestände für Kataloge, zum Versicherungsnachweis oder als Sicherungskopien. Die maschinenlesbaren Metadaten dieser Exponate und Bestände bilden z.B. Grundlage des Projektes Europeana der Europäischen Kommission, das zum Ziel hat, bis zum Jahr 2025 den gesamten europäischen Kulturschatz zu katalogisieren.

Frankfurt als Schnittpunkt der Informations- und Kommunikationstechnologien muss das Potential von Open Data erkennen und frühzeitig nutzen lernen, auch mit der Hilfe des Erfahrungsvorsprungs anderer Städte oder von Organisationen wie der Open Knowledge Foundation und der Web Foundation.

Dabei ist es wesentlich für den Erfolg, alle kommunalen Interessenvertreter frühzeitig einzubinden. Ein schneller, von Pragmatismus geprägter Start mit wenigen Daten und iterativen Lernprozessen ist produktiver als ein unvollendetes Konzept mit Perfektions-anspruch. Erfahrungen in internationalen Projekten ähnlicher Natur folgend soll die Projektverantwortung darum nicht bei der städtischen IT, sondern beim Wirtschafts-dezernat liegen.

Um eine kommunale Öffnung dieser Daten auf den Weg zu bringen, beginnt dieser Antrag mit kleinen, auch für technische Laien nachvollziehbaren Schritten: Erfahrungsaustausch im Rahmen einer Konferenz sowie eine Expertenkommission. Auf Basis der Empfehlungen der Expertinnenkommission wird die Stadtverordnetenversammlung zu einem späteren Zeitpunkt entscheiden können, zu welchen Bedingungen das Open Data-Portal der Stadt Frankfurt dann realisiert wird.

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