MMK für alle

Produktbereich: 21 Kultur, Freizeit und Sport
Projektgruppe: 21.25 Museum für Moderne Kunst

Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen:

Im Rahmen eines zu konzipierenden Pilotprojekts werden im Museum für Moderne Kunst (MMK) keine Eintrittsgelder mehr erhoben. Die Besuchszahlen werden weiterhin erfasst, um eine Aus­wertung zu ermöglichen.

Das MMK weist in seinen Kommunikationsmaßnahmen auf den freien Eintritt hin. Gleichzeitig werden Besuchende auf verschiedene Möglichkeiten der finanziellen Unterstützung aufmerksam gemacht und das Angebot des Museumsshops erweitert. Zur Risikoabsicherung werden im Rahmen vorhandener Mittel hierfür ausreichend Mittel zur Verfügung gestellt.

Nach einem Jahr erfolgt ein Bericht an die Stadtverordneten­ver­sammlung, die über eine Fortfüh­rung, eine Aus­weitung oder das Ende des eintrittsfreien Pilot­projektes beschließt.

Begründung

Die Eintrittsgelder der städtischen Museen decken durchschnittlich nur 3,93 % der Ausgaben ab, während sie von der Stadt bereits zu 81,51 % finanziert werden (B 528/2012). Nach Artikel 27 der UN-Konven­tion zum Schutze der Menschenrechte hat jeder Mensch das Recht, am kulturellen Leben der Gemeinschaft frei teilzu­nehmen, sich an den Künsten zu erfreuen und am wissenschaft­lichen Fortschritt und dessen Errungenschaften teilzuhaben.

Viele Mitmenschen in unserer Stadt können sich einen Museumsbesuch nicht leisten. Laut Armuts­bericht 2012 des Paritätischen Gesamtverbandes leben 15,6 % oder 109.200 Menschen in Frank­furt am Main an der Armutsgrenze. Dagegen besitzen nur etwa 4.000 6.400 einen Kulturpass, der ihnen einen stark ermäßigten Eintritt gewähren würde. Die Stadt Frankfurt sollte zugunsten einer kulturellen Teilhabe dieser Menschen auf die Einnahmen von 3,93 % verzichten.

Erfahrungen der Kunstmuseen in Baltimore, Indianapolis, Minneapolis haben gezeigt, dass die Spendenfreudigkeit und Mitgliedszahlen in Fördervereinen steigen, sobald freier Eintritt gewährt wird. Auch die Zahlen des kostenfreien Tate Modern in London bestätigen dies eindrucksvoll. Dieses Museum zeigt neben einer sehr aktiven Akquisetätigkeit und einer beispielhaften Vermark­tung den Paradigmenwechsel vom Ausstellungsort zum urbanen Begegnungsraum. Museen sind nicht für Kunst gemacht, sondern für Menschen! Sie erschließen mit Workshops, Vorträgen, Filmvorführungen, Konferenzen und Kursen neue Interessierte und laden in Cafés, Shops und Restaurants zum Verweilen ein.

Das Museum für Moderne Kunst eignet sich für ein solches Pilotprojekt besonders, da es eine herausragende internationale Bedeutung, zahlreiche Besucherinnen und Besucher sowie viele Freunde und Fördernde hat. Die erwirtschafteten Eintrittsgelder im Jahr 2011 betrugen überdurch­schnittliche 9 % der Ausgaben oder € 518.015, allerdings waren auch die Besuchszahlen um 78 % höher als in den beiden Vorjahren. 2010 waren es 6,77 % oder € 312.267, 2009 nur 4,29 % oder € 234.801 Einnahmen durch Eintrittsgelder. Wir glauben, dass es sich im Vergleich zu anderen Museen gerade aufgrund seiner Attraktivität, auch bei Besucherinnen und Besuchern der Stadt, für ein derartiges Pilotprojekt eignet. Die bei allen Frankfurter Museen niedrigeren Besuchszahlen in den Krisenjahren 2009-2010 bestätigen zudem unsere These, dass in finanziell schwierigen Zeiten Men­schen zuerst an der Kultur sparen.

Wir sind davon überzeugt, dass durch diesen Schritt zahlreiche besser situierte Mitbürgerinnen und Mitbürger sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst und durch ihre Förderung sozial benachteiligten Familien den Zugang zu Kunst und Kultur ermöglichen werden.

Antragsteller

Stadtv. Martin Kliehm
Stadtv. Herbert Förster
Stadtv. Luigi Brillante

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Eine Antwort zu MMK für alle

  1. Liebe Elf-Piraten,

    ich finde Ihren Antrag sehr interessant und wohl begründet.

    Im Antrag ist jedoch die Zahl der InhaberInnen eines Kulturpass veraltet.
    Inzwischen konnten wir 6.400 Menschen mit einem Kulturpass ausstatten.

    Besten Gruß

    Götz Wörner
    Kultur für ALLE e.V.

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