Kontext: Wortprotokoll über die 6. Plenarsitzung der Stadtverordnetenversammlung Frankfurt am Donnerstag, den 15. September 2016 (16.00 Uhr bis 22:15 Uhr), TOP 6, Ein Masterplan Kultur für den Kulturcampus
Stadtverordneter Martin Kliehm, Fraktion DIE LINKE. im Römer:
Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich fand die Rede von Herrn Dr. Dürbeck sehr interessant, denn man muss sich vor Augen halten, wer diese Sommerlochdebatte ausgelöst hat. Das haben zwei bekannte Kulturpolitiker dieser Stadt getan, nämlich Peter Feldmann und Uwe Becker.
(Heiterkeit)
Es gibt Gelächter, wenn auch nur leise. Genau das ist nämlich der Punkt. Diese beiden Personen sind bisher nicht unbedingt durch ihre Nähe zur Kultur aufgefallen. Herr Becker möchte sich schon einmal als Oberbürgermeisterkandidat profilieren und greift des Öfteren allgemeine stadtpolitische Themen auf. Er hat auch vorgeschlagen, Bühnen am Mainufer aufzustellen. Das halte ich für unglaubwürdig, und ich finde es ebenfalls unglaubwürdig, wenn die CDU zurückrudert und sagt: Oh, da war eine Sommerlochdebatte und das Polizeipräsidium ist sowieso nicht realisierbar. Aber genau das war es, was Herr Feldmann und Herr Becker vorgeschlagen haben, nämlich den Standort am Polizeipräsidium zu prüfen.
Meines Erachtens ist der Standort am Willy-Brandt-Platz absolut nicht zu diskutieren und oder dass das Schauspiel an einen anderen Standort käme. Es gehört ins Zentrum der Stadt. Das sind die Städtischen Bühnen. Sie werden ganz bestimmt nicht – auch wenn die FDP es gerne hätte – an einen privaten Investor übergeben, der dann ein Hochhaus darauf baut. Den Frankfurterinnen und Frankfurtern, wenn Sie sich einmal umgehört haben, sind die Städtischen Bühnen seit den Sechzigerjahren ans Herz gewachsen. Die große Glasfront steht für Offenheit und Transparenz in der Kultur, für ein Wirken in die Stadt hinein. Genau das ist es, was das Schauspiel tut.
Was ich an dieser Sommerlochdebatte kritisieren muss ist, dass die beiden vorgeprescht sind, ohne einmal mit den Betroffenen zu reden. Aus der Presse haben die Intendanten erfahren, dass möglicherweise ihr Schauspielhaus, ihre Oper abgerissen werden soll. Das ist der falsche Weg. Sie hätten zuerst mit Oliver Reese, Anselm Weber und Bernd Loebe sprechen müssen und nicht zuletzt auch mit den Beschäftigten. Das ist in der Debatte bisher komplett untergegangen.
Wir haben an den Städtischen Bühnen über 1.000 Beschäftigte, stellen Sie sich einmal vor, was Sie für ein Bohei machen, wenn es um die über 1.000 Beschäftigen bei der Frankfurter Feuerwehr geht und zu welchem Mehr an Leistungen Sie hier bereit sind. Wir haben über 1.000 Fachleute an den Städtischen Bühnen, die wir ebenfalls nicht verunsichern dürfen. Wir dürfen auch nicht sagen, dass halt abgerissen und woanders gespielt wird, denn wir müssen diese Menschen halten. Das sind Fachleute, die liegen nicht einfach auf der Straße. Wenn wir sie in Frankfurt vergrätzen, dann gehen sie halt nach Köln oder an andere Orte, die auch schöne, interessante Theater haben.
Meines Erachtens sind die Beschäftigten bisher viel zu wenig gehört worden. Der bisherige Standort ist absolut nicht zu diskutieren. Wir haben gehört, dass es einen anderen geben soll und der Kulturcampus schön wäre. Es wäre tatsächlich schön, wenn es dort endlich vorangehen würde, wenn auf dem Kulturcampus endlich einmal Kultur zu finden wäre, aber für die Städtischen Bühnen müssen Sie sich etwas anderes aussuchen. Von unserer Seite erhalten Sie definitiv eine Absage dafür, aus dem Standort am Willy‑Brandt‑Platz ein Spekulationsobjekt zu machen. Ich bin sicher, Professor Mäckler möchte gerne auch noch die andere Straßenseite bebauen, aber das wird es mit uns nicht geben. Ich denke, auch ein Neubau ist bei der momentanen Lage nicht zu realisieren. Wir werden uns damit abfinden müssen, dass es eine Sanierung geben wird.
Darüber können wir dann reden, wenn wir nächstes Jahr tatsächlich das Gutachten vorliegen haben, denn wir reden heute über ungelegte Eier. Die heutige Debatte können wir uns jetzt eigentlich schenken. Ich finde es unsäglich, dass die CDU das hier auf die Tagesordnung gebracht hat.
Vielen Dank!
(Beifall)