Treffen mit dem Stadtelternbeirat

Am Dienstag haben wir uns mit der Vorsitzenden des Stadtelternbeirats, Ulrike Fay, sowie ihren Stellvertreterinnen Alix Puhl und Dr. Kirsten Gerstner getroffen. Ich fand das Gespräch sehr inspirierend, und ich hoffe, wir werden uns noch öfter austauschen.

Wir sprachen über die dringendsten Probleme an Frankfurter Schulen: Angesichts der steigenden Bevölkerungszahlen ist das einerseits zu wenig Platz, andererseits ein Sanierungsstau an vielen Schulen. Hierzu gibt es im Schuldezernat eine priorisierte Liste der notwendigen Arbeiten, die jedoch nicht öffentlich kommuniziert wird. Im Dezernat befürchtet man anscheinend, mit einer Liste Hoffnungen zu wecken, die enttäuscht würden, wenn dringendere Arbeiten hochpriorisiert werden. Diese Ansicht teilen wir natürlich nicht, denn eine transparente Liste sollte auch transparente, nachvollziehbare Kriterien beinhalten, die der Kritik von sich benachteiligt fühlenden Eltern standhalten.

Als Beispiel nannte der Stadtelternbeirat Neubaugebiete wie das Henninger-Areal oder das Holbeinviertel, wobei der Magistrat dem zuständigen Ortsbeirat schon mitteilte, dass die bisher dreizügige Mühlberg-Grundschule zur vierzügigen ausgebaut wird. Auch die über zweijährige Ruine der abgebrannten Turnhalle der Unterliederbacher Karl-Oppermann-Schule wurde angesprochen, doch da tut sich endlich etwas.

Ein wichtiges Thema der Fraktion ist die Inklusion an Schulen. Die hessische Landesregierung hat uns leider ein Inklusionsgesetz beschert, das das Gegenteil bewirkt. Ein wesentlicher Schwachpunkt ist der Ressourcenvorbehalt, das heißt, Schulen können Kinder mit Behinderungen ablehnen unter dem Vorwand, keine (Förder-) Lehrer, kein Unterrichtsmaterial oder keine Sozialpädagoginnen zu besitzen. Dabei ließe sich oft ein Weg finden, wenn der Wille bestünde. Der Stadtelternbeirat sieht dabei einerseits die Notwendigkeit der Inklusion, andererseits gibt es auch Eltern und Betroffene, die bisher für sich den geschützten, mit besseren Mitteln ausgestatteten, kleinen Klassenverband an Förderschulen bevorzugen. Wir werden uns dazu noch separat mit dem zuständigen Fachelternbeirat treffen.

Zum Dauerbrenner Sauberkeit und stinkenden Toiletten an Schulen erfuhren wir von der Möglichkeit, Präsenzkräfte anzustellen, wenn die Schule ein pädagogisches Konzept aufweisen kann. Nur gibt es das bisher kaum in Frankfurt – konkrete Zahlen müssten wir im Rahmen einer Anfrage ermitteln.

Doch auch die Situation für Lehrende ist prekär. Noch immer gibt es zahlreiche befristete Verträge für Berufseinsteiger, laut Stadtelternbeirat herrscht ein Lehrermangel in der Stadt, gerade auch, weil sie keine Ortszulage erhalten und die Lebenshaltungskosten in der Stadt so hoch, während gleichzeitig die Aufgaben anspruchsvoll sind.

Schulen müssen auch viel mehr zum Stadtteilmittelpunkt werden, sich mit Vereinen und lokalen Unternehmen vernetzen. All dies erfordert eine engagierte Schulleitung, doch offenbar sind gerade dort einige Stellen unbesetzt, da das Spannungsfeld zwischen großer Verantwortung und beschränkten Möglichkeiten unattraktiv ist.

Absurd ist teilweise auch die technische Ausstattung an Schulen: wir bekommen zwar einen jährlichen Bericht über das Pro-Kopf-Verhältnis von Computern und Schülerinnen, aber der Bericht trifft keine Aussage über Alter und Ausstattung der Geräte. Unsere Stichproben an Bibliotheken zeigten, dass auf vielen städtischen Rechnern noch Windows XP läuft, für das im April 2014 endgültig der Support ausläuft. Von Linux wie in der Münchner Stadtverwaltung können wir nur träumen. Doch von diesen Computern sind viele defekt. Und nicht nur Computer: Der Direktor der Freiherr-vom-Stein-Schule berichtete einmal, dass er zwar 48 Beamer an der Schule hat, aber das Geld für den Austausch kaputter Birnen fehlt. Andere Schulen wären froh, wenn sie nur einen Beamer hätten.

Gleichzeitig stellt sich die Frage, ob schuleigene Computer noch relevant sind, wenn die Hälfte der Schülerinnen und Schüler ohnehin ein Gerät in der Tasche hat, das leistungsfähiger als die alten Kisten ist. Aufgrund des strikten Verbots von mobilen Endgeräten an Schulen wird diese Chance versäumt. Statt Verboten sollte Kompetenz für eine verantwortungsvolle, konstruktive Nutzung an Schulen gefördert werden. Immerhin gibt es einige Vereine wie SicherDeinWeb oder Eltern für Schule, die bereits an Schulen gehen. Auch das MfK kooperiert anscheinend schon mit Schulen. Eine bessere Vernetzung mit dem von den Piraten geforderten unabhängigen Frankfurter Datenschutzbüro oder der Initiative des CCC, Chaos macht Schule, möchten wir anregen.

Insgesamt hat mir das Treffen großen Spaß gemacht, wir werden einige Anfragen und Anträge zu diesen Themen schreiben und den Kontakt sicher vertiefen. Herzlichen Dank nochmal an die drei Eltern, die sich die Zeit für das Gespräch mit der Fraktion genommen haben.

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