Menschen mit Migrationshintergrund bei der Feuerwehr

Stadtverordneter Martin Kliehm, Piraten:

Kleines Missverständnis. Wir haben uns keinen Hochleistungsrechner zugelegt, denn wir rechnen in der Cloud und vertrauen auf die Masse an kleinen Rechnern, das bringt letzten Endes mehr. [Dies ist eine Anspielung auf einen Vorredner, der unser Fraktionsmitglied Luigi Brillate als veraltetes Rechnermodell bezeichnete.]

Wenn Sie aber schon das Integrationskonzept und die Leistung der Stadtverwaltung so loben – ich habe jetzt leider die Zahlen nicht vorliegen, weil die in Parlis nicht verfügbar sind und weil das alles streng geheim zu sein scheint und nicht elektronisch vorzuliegen hat -, möchte ich doch einen Punkt anfügen: Wir hatten neulich in einem Bericht gelesen, wie viele Menschen mit Migrationshintergrund in den verschiedenen Ämtern der Stadt Frankfurt arbeiten. Da wurden auch Prozentzahlen genannt. Wen hätte es gewundert, bei der Stadtreinigung haben wir massiv hohe Prozentzahlen, aber es gibt einige Bereiche, insbesondere in der höheren Verwaltung, bei der Feuerwehr oder bei der IT der Stadt Frankfurt, wo Menschen mit Migrationshintergrund extrem selten vertreten sind.

Stellvertretende Stadtverordnetenvorsteherin Dr. Renate Wolter-Brandecker:

Herr Kliehm, Ihre Redezeit ist leider zu Ende, weil wir am Ende der zwölf Minuten sind.

(Beifall)

Stadtverordneter Martin Kliehm, Piraten:

(fortfahrend)

Bei der Feuerwehr waren es nur ein bis zwei Prozent, was tun Sie hier?

 

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Piraten und ELF verlassen die Bunte Fraktion im Römer

Die Bunte Fraktion im Römer (Bunte), bestehend aus der Piratenpartei (Piraten), ÖkoLinX – Antirassistische Liste (ÖkoLinX‐ARL) und der Europaliste für Frankfurt (ELF), löst sich heute durch den Austritt der Stadtverordneten Herbert Förster, Martin Kliehm und Luigi Brillante auf.

Die Parteien schlossen sich ursprünglich wegen großer Übereinstimmungen in ihren Wahlprogrammen zusammen. Nach der Sommerpause zeichnete sich jedoch ab, dass sich die Arbeitsweisen zu sehr unterschieden. Die jeweiligen Schwerpunkte wurden von den einzelnen Parteien unterschiedlich gesetzt und die Fraktion konnte nicht mehr effizient arbeiten. Darum entschieden sich die drei Stadtverordneten, aus der Fraktion auszutreten.

Die Stadtverordneten der Piratenpartei und der ELF haben heute das Büro der Stadtverordnetenversammlung informiert, dass sie sich in einer neuen Fraktion zusammenschließen. Der Name ist „ELF Piraten“. Die Zusammenarbeit zwischen Luigi Brillante, Martin Kliehm und Herbert Förster war in den vergangenen Monaten konstruktiv und einvernehmlich, darum möchten sie die bisherige Arbeit in den Gremien fortführen.

Herbert Förster bleibt Fraktionsvorsitzender und besetzt die Ausschüsse Wirtschaft und Frauen, Recht und Sicherheit sowie den Haupt- und Finanzausschuss. Er wird Delegierter im Hessischen Städtetag. Luigi Brillante übernimmt die Ausschüsse Bildung und Integration, Umwelt und Sport sowie den Ältestenausschuss. Martin Kliehm betreut die Themen Stadtplanung und Wohnungsbau, Verkehr, Soziales und Gesundheit sowie Kultur. Außerdem ist er Spitzenkandidat für den Landeswohlfahrtsverband Hessen am 29. September.

Herbert Förster, Fraktionsvorsitzender der Bunten Fraktion im Römer dazu: „Ich habe mir die Entscheidung nicht leicht gemacht. Die Zusammenarbeit mit ÖkoLinX gestaltete sich sehr schwierig. Das Arbeitsklima war nicht immer einfach. Ich möchte mich zukünftig mehr der Verwirklichung unseres Wahlprogramms widmen, ohne mich in lange Grundsatzdiskussionen verwickeln zu lassen.“

Martin Kliehm, Stadtverordneter der Piratenpartei, bedauert das Ende der Fraktion: „Wir hatten uns versprochen, durch die jahrzehntelange parlamentarische Erfahrung von Jutta Ditfurth und Manfred Zieran politisch gestärkt zu werden. Doch gerade unsere unkonventionelle Art, an politische Probleme heranzugehen, macht das Wesen unserer Partei aus! Die Arbeit mit ÖkoLinX erwies sich da leider oft als bremsend.“

Luigi Brillante von der Europaliste für Frankfurt (ELF) stimmt zu: „Die Kooperation mit ÖkoLinX ist schwierig gewesen. Es wurden zu viele Kompromisse nötig.“

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Gymnasiale Nachfrage in den Stadtteilen Gallus und Griesheim

Immer mehr Schüler möchten ein Gymnasium besuchen. Das Staatliche Schulamt Frankfurt fordert inzwischen die Stadt auf, ein neues Gymnasium zu bauen.

In den Stadtteilen Gallus und Griesheim gibt es kein einziges Gymnasium. Kinder aus diesen Stadtteilen sind daher gezwungen, weite Wege zurückzulegen um Gymnasien in anderen Stadtteilen aufzusuchen. Da es sich um bevölkerungsreiche Stadtteile handelt, ist dies kein Zustand der länger hingenommen werden kann.

Da gleiche Bildungschancen als Voraussetzung für eine nachhaltige Integration vorauszusetzen sind, kann man unterstellen, dass etliche Schüler auf Grund der Wegesituation nicht ihren Anspruch auf Bildung einfordern und umsetzen. In beiden Stadtteilen ist die Dichte der Kinder mit Migrationshintergrund besonders hoch. Diese Gruppe von Frankfurter Kindern ist in den Gymnasien stark unterrepräsentiert. Man kann den Eindruck gewinnen, Arbeiterkinder oder Kinder der unteren Schichten bräuchten kein Gymnasium.

Andererseits macht sich die Stadt Frankfurt für Integration stark. Integration ist aber ohne Bildung nicht möglich, und dennoch fördert man keinen Ausbau von Gymnasien in solchen Vierteln. Als Grund wird immer wieder angeführt, dass angeblich die mangelnde Nachfrage nach gymnasialen Plätzen eine solche Schule nicht rechtfertige.

Dies vorausgeschickt, bitten wir um dringliche Beantwortung folgender Fragen:

  1. Wie viele Kinder aus den Stadtteilen Gallus und Griesheim besuchen nach der vierten Klasse Gymnasien in anderen Stadtteilen?
  2. In welche Stadtteile und in welche Gymnasien gehen diese Schüler?
  3. Wie hoch ist der relative Prozentsatz dieser Schüler in beiden Stadtteilen, die überhaupt auf ein Gymnasium gehen, im Verhältnis zu jenen Schülern, die eine andere schulische Laufbahn verfolgen?
  4. Wie viele dieser Schüler sind erfolgreich und erlangen das Abitur und wie viele brechen ihre schulische Laufbahn vorher ab?
  5. Wurden spezielle Förderungen in den vergangenen zehn Jahren gerade den Kindern mit Migrationshintergrund angeboten, um ihnen den Übergang auf ein Gymnasium zu erleichtern?
  6. Wenn ja, welche und wenn nein, warum nicht?
  7. Diese Zahlen bitte aufgeschlüsselt für die letzten zehn Jahre liefern und die Zahl der Kinder mit einem Migrationshintergrund differenziert benennen.
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Frankfurt soll seinen Anspruch, eine internationale Metropole zu sein, auch in der Gestaltung des öffentlichen Nahverkehrs umsetzen

Mehrere deutsche und internationale Weltstädte kommen mit einfachen Zonenstrukturen aus. So kann man in München, Nürnberg, London oder Budapest im Kiosk Fahrkarten einzeln oder im Zehnerblock kaufen und diese in den Bahnen entwerten. Die Zehner-Streifenkarte ist gegenüber dem Kauf von zehn einzelnen Tickets günstiger.

Für eine Kurzstrecke ist ein Streifen zu stempeln, für weitere Strecken sind dann zwei und für die übrigen Zonen entsprechend mehr Fahrstreifen zu entwerten. Man kann auch als Tageskarte z.B. das Abstempeln von vier Streifen vorsehen, wobei ab dem Stempel 24 Stunden hochzurechnen sind.

Die Beschaffung und Unterhaltung solcher einfacher Fahrkartenentwerter wird voraussichtlich auf die Dauer weitaus kostengünstiger sein als die großen und anfälligen RMV-Automaten. Die Entwerter stempeln dann die neuen einfachen ÖPNV-Fahrkarten ab.

Das Projekt zur Umgestaltung der RMV-Infrastruktur möge mit Erfahrungsberichten aus den anderen deutschen und internationalen Großräumen beginnen. Für eine Übergangszeit ist mit einem Nebeneinander von komplexer und einfacher Fahrkartentechnik zu rechnen.

Nach einer vollständigen Umstellung, können die gemachten Einsparungen an die Kunden weiter gegeben werden, was zu einer besseren Taktung der Verbindungen, einer Erhöhung des Komforts oder einer Senkung des Fahrpreises führen sollte.

Die Zonenstruktur möge vereinfacht werden, so könnte Frankfurt, als Kernzone, gänzlich mit einem zu entwertenden Ticket befahren werden, während für das nähere und fernere Umland noch zwei weitere Zonen vorgesehen werden könnten.

Dadurch würde der Tarifdschungel, der gerade für Auswärtige immer wieder zu Problemen führt, aufgelöst. Darüber hinaus würde dem Kunden der Stress, vor dem Einstieg noch schnell ein Ticket zu ergattern und das lästige Problem immer Kleingeld parat zu haben, erspart bleiben.

Neben den einfachen Tickets wird an dem System der Monats- und Schülerkarten weiter festgehalten und auch der Vertrieb dieser Karten kann dezentralisiert werden.

Möglicherweise kann man auch die Möglichkeit anbieten, solche Zehner-Streifen über das Internet auszudrucken, wobei dann der Fahrpreis entsprechend z.B. per Abbuchung zu begleichen wäre.

Dies vorausgeschickt, möge die Stadtverordnetenversammlung beschließen:

Der Magistrat wird gebeten, in den Gremien des RMV sich für folgendes einzusetzen:

  1. Offenlegung der Beschaffungskosten und Wartungsgebühren für die bestehenden RMV-Fahrkartenautomaten und der Fahrkarten-Infrastruktur im Raum Frankfurt.
  2. In einem ersten Schritt soll der RMV zeitnah ein Konzept erarbeiten, um die Umstellung des teuren und unbequemen Ticketverkaufs voranzubringen. Die zu entwertenden RMV Tickets werden breitflächig auf dem Markt zum Kauf angeboten, z.B. an Kiosken, Lottoannahmestellen, aber auch in anderen daran interessierten Geschäften.
  3. Im nächsten Schritt sollen mittelfristig neben den bestehenden Automaten, Entwerterautomaten an Haltestelleneingängen und in den Bussen installiert werden. Gleichzeitig werden die bestehenden teuren Automaten nach und nach abgebaut und die erzielten Ersparnissen an den Kunden weitergegeben.
  4. Projektierung einer Vereinfachung der RMV-Zonenstruktur im Raum Frankfurt als Prototyp für das gesamte RMV-Gebiet.
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Open Data-Projekt starten

Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen:

  1. Der Magistrat organisiert eine Konferenz zum Erfahrungsaustausch über „Open Data“. Dazu werden u.a. Beteiligte der Open Data-Projekte in Österreich, München und London (Andrew Stott) eingeladen, Lars Svensson von der Deutschen Nationalbibliothek, Graham Vickery von der OECD (Paris), deutsche oder österreichische Experten von der Open Knowledge Foundation und José M. Alonso von der Web Foundation.
  2. Der Magistrat bildet eine Expertenkommission, der Vertreterinnen und Vertreter von allen städtischen oder stadtnahen Institutionen angehören, die bereits Daten veröffentlichen, in digitaler Form besitzen oder zu digitalisieren beabsichtigen. Außerdem sind in dieser Kommission alle Fraktionen vertreten. Die Kommission erarbeitet Empfehlungen für die Stadtverordnetenversammlung zu Strategie, Umfang, Kosten, Nutzen, Technik und Lizensierung eines zentralen Open Data-Portals der Stadt Frankfurt.
  3. Aufgrund der wirtschaftlichen und öffentlichen Bedeutung von Open Data obliegt die Leitung nicht dem Bereich Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT), sondern dem Wirtschaftsdezernat.

Begründung:

Daten und Informationen sind die Rohstoffe unserer Informationsgesellschaft. Mehr und mehr Städte öffnen derzeit ihre Datenbestände, z.B. London, Wien, München, Berlin (Pilotphase), San Francisco oder Toronto. Die Daten sind sehr einfach privat oder kommerziell zugänglich unter einer möglichst wenig einschränkenden Lizenz. Sie nützen direkt den Bürgerinnen und Bürgern und ermöglichen einen effizienteren, günstigeren Austausch zwischen den Ämtern. Europaweit erzielen überdies die aus Open Data entstehenden Geschäftsmodelle einen geschätzten Umsatz von jährlich 32-40 Milliarden Euro.

Die Datenbestände der Stadt Frankfurt werden dabei über ein zentrales Internetportal und in maschinenlesbaren Formaten zugänglich gemacht. Nicht veröffentlicht werden Daten, die z.B. durch Persönlichkeits-, Patent- oder Urheberrechte geschützt sind.

Diese öffentlichen Daten werden in zwei Bereiche gegliedert:

  • Bei Public Sector Information(PSI) handelt es sich um kontinuierlich von der Stadt generierte, dynamische Daten: beispielsweise Statistiken, den städtischen Haushalt, Protokolle, Anträge und Magistratsberichte aus PARLIS, Umwelt- und Wetterdaten, georeferenzierte Kriminalstatistiken, aktuelle Standorte der Verkehrsmittel im ÖPNV, Geokoordinaten von Baustellen, Haltestellen, barrierefreien Restaurants oder Behindertenparkplätzen, Daten und Pläne des Stadtvermessungs- oder des Katasteramts und vieles mehr – Daten, die zum Funktionieren der Stadt beitragen.

    Diese Daten werden kommerziell oft von Dritten mit anderen Informationen angereichert, wodurch ein Mehrwert und die Grundlage für neue Geschäftsmodelle geschaffen werden. Derzeit sind sie nur dezentral, unter bürokratischen Hürden, nicht in maschinenlesbaren Formaten oder überhaupt nicht zugänglich. Dadurch ist dieser Schatz an Informationen nicht effizient nutzbar.

  • Public Sector Content(PSC) bezieht sich auf statische Inhalte, die sich im Besitz der Stadt befinden, aber in der Regel nicht von ihr erzeugt wurden: Archivalien, Museums- und Bibliotheksbestände, archäologische Bestände oder akademische Veröffentlichungen der Hochschulen, sofern nicht die Rechte Dritter berührt werden.

    Diese Daten haben vor allem einen kulturellen, wissenschaftlichen oder einen Bildungswert. Das MMK geht mit der vollständigen Veröffentlichung aller Exponate auf seiner Website bereits diesen Weg, andere Institute besitzen digitalisierte Bestände für Kataloge, zum Versicherungsnachweis oder als Sicherungskopien. Die maschinenlesbaren Metadaten dieser Exponate und Bestände bilden z.B. Grundlage des Projektes Europeana der Europäischen Kommission, das zum Ziel hat, bis zum Jahr 2025 den gesamten europäischen Kulturschatz zu katalogisieren.

Frankfurt als Schnittpunkt der Informations- und Kommunikationstechnologien muss das Potential von Open Data erkennen und frühzeitig nutzen lernen, auch mit der Hilfe des Erfahrungsvorsprungs anderer Städte oder von Organisationen wie der Open Knowledge Foundation und der Web Foundation.

Dabei ist es wesentlich für den Erfolg, alle kommunalen Interessenvertreter frühzeitig einzubinden. Ein schneller, von Pragmatismus geprägter Start mit wenigen Daten und iterativen Lernprozessen ist produktiver als ein unvollendetes Konzept mit Perfektions-anspruch. Erfahrungen in internationalen Projekten ähnlicher Natur folgend soll die Projektverantwortung darum nicht bei der städtischen IT, sondern beim Wirtschafts-dezernat liegen.

Um eine kommunale Öffnung dieser Daten auf den Weg zu bringen, beginnt dieser Antrag mit kleinen, auch für technische Laien nachvollziehbaren Schritten: Erfahrungsaustausch im Rahmen einer Konferenz sowie eine Expertenkommission. Auf Basis der Empfehlungen der Expertinnenkommission wird die Stadtverordnetenversammlung zu einem späteren Zeitpunkt entscheiden können, zu welchen Bedingungen das Open Data-Portal der Stadt Frankfurt dann realisiert wird.

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Campus Bockenheim

Kontext: Wortprotokoll über die 4. Plenarsitzung der Stadtverordnetenversammlung am Donnerstag, dem 25. August 2011 (16.09 Uhr bis 22.02 Uhr), TOP 7, Umbau und Erweiterung Bockenheimer Depot

Stadtverordneter Martin Kliehm, DIE LINKE. im Römer:

Ich bezweifle, dass ich meine Redezeit überschreiten werde, weil wir leider als Fraktion nicht zu der heutigen Pressekonferenz eingeladen waren. Wir haben auch heute erst diese Broschüre gesehen. Ich hätte ironischerweise die Möglichkeit gehabt, an der Erstellung der Website mitzuwirken, aber das hätte ich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren können. Im Prinzip wollen wir ja alle nur das Beste für Frankfurt. Uns bietet sich eine riesige Chance, den Campus zu entwickeln. Im Detail weichen wir aber voneinander ab. Da müssen wir den Finger in die Wunde legen. Beispielsweise steht in Ihrem Koalitionsvertrag, dass das Studierendenhaus erhalten bleiben soll. Aber das Essenzielle ist nicht nur, dass das Haus erhalten bleibt, sondern dass die Kultur, die sich im Umfeld gebildet hat, in einer Selbstverwaltung erhalten bleibt. Das ist das Wichtige.

Außerdem haben Sie uns mitgeteilt, dass die ABG Holding das Gebiet entwickelt. Wenn die ABG zuständig ist, dann muss das Gebiet mit sozialen Maßstäben entwickelt werden. 30 Prozent für geförderten Wohnraum sind zwar vorgesehen, aber wir haben auch das Areal Sophienstraße/Gräfstraße, auf dem Luxuswohnungen entstehen werden, für die diese Bindung nicht gilt. Die Gentrifizierung in Bockenheim, die wir jetzt schon mit dem aktuellen Mietspiegel, der Ausweisung als Innenstadtgebiet 2 und den erhöhten Mieten haben, wird durch die Luxuswohnungen nördlich des Bockenheimer Depots weiter vorangetrieben. Die Oberbürgermeisterin hat in der Diskussionsveranstaltung bei der Frankfurter Rundschau versprochen, dass das Philosophicum .

(Zurufe)

Genau. Sie sagten, Sie könnten sich vorstellen, dass das Philosophicum auch für alternative Wohnformen genutzt werden könnte. Ob das dann in Ihrer Koalition oder auch in zwei Jahren noch so gesehen wird, das sei dahingestellt. Ich vermisse diesbezüglich eine eindeutige Festlegung, eine Beschlussfassung, dass das Philosophicum für alternativen Wohnraum geschützt werden soll.

Sie haben erwähnt, die Stadt- und Universitätsbibliothek wird vom Land Hessen entwickelt. Dann bekommen wir ein weiteres Problem, denn auch das ist ein denkmalgeschützter Kramer-Bau. Wir haben gerade gehört, er soll möglicherweise abgerissen werden. Was das Land Hessen damit macht, wissen wir nicht so recht. Das Haus ist denkmalgeschützt. Denkmalgeschützt ist nicht nur alles, was vor 1900 entstanden ist. Diese Kramer-Bauten sollten unbedingt erhalten bleiben.

Ein Problem wird – ich habe es gerade angesprochen – mit dem Mietspiegel deutlich. Wir haben dort schon heutzutage eine ganz deutliche Gentrifizierung. Diese Entwicklung wird mit den Luxuswohnungen, die dort geplant werden, und den Gewerbebauten, bei denen die ABG Holding nur als Investor auftritt und diese anschließend veräußert – die FDP hat es begrüßt -, verstärkt. Diese Vorhaben stehen wahrscheinlich auch im Vertrag mit dem Land Hessen, den wir leider nicht kennen. Wir haben heute schon steigende Mieten. Wir werden in Zukunft mit dem Kulturcampus Bockenheim Kultur als Standortfaktor haben. Ich glaube, niemand hat etwas dagegen, dass William Forsythe sowie die Hochschule für Musik und Gestaltung Bestandteil des Kulturcampus werden. In dem Moment aber, in dem Kultur missbraucht wird, um dort höherwertigen Raum zu schaffen, den sich einige Leute heutzutage in Bockenheim schon nicht mehr leisten können, wird es kritisch. Wir müssen bei einem so großen Areal für eine Durchmischung sorgen. Wir müssen auch dafür sorgen und darauf einwirken, dass es bei der geschäftlichen Nutzung nicht nur Bistros für die Besserverdienenden gibt, sondern eben auch die Dönerbude von nebenan für jedermann. Wir haben diese Entwicklung schon heute. Der Uni-Kita wurde gekündigt.

Ich glaube, wir sind uns einig, dass bei einem so großen Areal heutzutage nichts mehr ohne Bürgerbeteiligung geht. Ich möchte aber einfordern, diese Bürgerbeteiligung auch als echte Beteiligung durchzuführen. Mit einer Scheinbeteiligung wie bei dieser Repräsentationsveranstaltung in der Aula der Uni, zu der zwar Bürger eingeladen waren, um zu huldigen, ohne auf dem Podium sitzen zu dürfen, ist niemandem gedient. Im kleineren Maßstab hatten wir ebenfalls so ein negatives Beispiel beim Atzelbergplatz. Hier gab es einige Planungswerkstätten. Die Bürger haben dort Empfehlungen abgegeben. Diese Empfehlungen sind aber nur zu einem Bruchteil in die letztendliche Planung mit eingeflossen. So etwas darf bei einem so großen Areal mit einer so großen Bedeutung wie dem Campus Bockenheim nicht geschehen. Dieser Campus Bockenheim soll für alle Frankfurter da sein. Frau Dr. Weyland, Sie haben zu Beginn der Sitzung erklärt, was einen Frankfurter ausmacht. Das sind eben nicht nur die Schönen und Reichen, das ist eben nicht nur ein Stadtrat Schwarz, der auf dem einen Foto so leger die Beine baumeln lässt. Alle Menschen sollen dort die Beine baumeln lassen, und sie sollen es sich auch leisten können.

Vielen Dank!

(Beifall)

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Keine Ausgrenzung von Hörgeschädigten

Der Magistrat lehnt im Bericht B 84 induktive Höranlagen in den Empfangs- und Repräsentationsräumen der Stadt Frankfurt mit dem Hinweis auf den Denkmalschutz der Fußböden ab.

Dabei übersieht er, dass Induktionsschleifen nicht nur in Böden, sondern auch in den Wänden verlegt werden können. Darüber hinaus gibt es kostengünstige Alternativen in Form von Infrarot- oder FM-Anlagen, bei denen das Hörgerät oder ein Cochlear-Implantat per Hörgeräte-Kabelanschluss oder über einen so genannten „Audioschuh“ an einen Empfänger angeschlossen werden. Diese Anlagen erfordern keinen Umbau und können mobil an verschiedenen Veranstaltungsorten eingesetzt werden.

Dies vorausgeschickt, möge die Stadtverordnetenversammlung beschließen:

Der Magistrat wird aufgefordert zu prüfen und zu berichten,

  1. wie und bis wann in den Empfangs- und Repräsentationsräumen der Stadt Frankfurt künftig Hörgeschädigte mit geeigneter Technologie unterstützt werden können,
  2. welche Voraussetzungen geschaffen werden müssen, um auf den Einladungen der Stadt die Eingeladenen einfach zu fragen, ob sie induktives Hören, einen Hörgeräte-Kabelanschluss, einen Audioschuh oder Gebärdensprachdolmetschung benötigen,
  3. wie bei Bejahung einer dieser Fragen die notwendigen Maßnahmen in die Wege geleitet werden können.
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Errichtung eines neuen Oberstufengymnasiums im Gallus

  1. Der Magistrat wird gebeten, die Einrichtung eines neuen Oberstufengymnasiums in Frankfurt in die Wege zu leiten und den Schulentwicklungsplan A entsprechend fortzuschreiben und anzupassen.
  2. Das neue Oberstufengymnasium wird an der Paul-Hindemith-Schule errichtet.

Begründung:

In den Frankfurtern Stadtteilen Gallus und Griesheim gibt es keine einzige gymnasiale Oberstufe. Alle Kinder dieser großen Stadtteile, soweit sie das Abitur erlangen wollen, müssen weite Wege auf sich nehmen und Gymnasien in anderen Stadtteilen besuchen.

Die Paul-Hindemith-Schule fordert seit ihrer Gründung die Errichtung einer gymnasialen Oberstufe an ihrer Schule. Dieses Anliegen wird auch vom Ortsbeirat unterstützt und ist bereits in vielen Anregungen an die Stadtverordnetenversammlung gefordert. Mit dem neuen gymnasialen Angebot würde sich die Nachfrage nach dieser Schulform in diesen Stadtteilen noch erhöhen.

In den besagten Gebieten ist die Dichte der Kinder mit Migrationshintergrund besonders groß. Diese Gruppe von Frankfurter Kindern ist in den Gymnasien stark unterrepräsentiert.

Die Stadt Frankfurt hat ein anspruchsvolles Integrations- und Diversitätskonzeptes verabschiedet. Bei der Umsetzung der Ziele ist der schwarzgrüne Magistrat noch keinen Schritt weiter gekommen. Mit einer gymnasialen Oberstufe im Gallus wäre die Hemmschwelle für Kinder mit „Migrationshintergrund“ geringer um ein Gymnasium zu besuchen. Damit würde ein wichtiger und konkreter Schritt für die Umsetzung des Integrations- und Diversitätskonzeptes beschlossen.

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Radioaktives Schulessen in Yokohama

In Yokohama wurde mit Billigung der Bürgermeisterin Hayashi und des Bildungsausschusses von April bis Juni radioaktives Rindfleisch aus Fukoshima im Schulessen von 127 Grundschulen an 67.000 Kinder ausgegeben, weil es billiger war. Noch im Juli wurde ungetestetes Schweinefleisch verwendet. Kindern wird verboten, von zu Hause Trinkwasser und Mittagessen mitzubringen. Schulkinder sollen zur Sommerschule in die Präfektur Tochigi geschickt werden, wo die Strahlenwerte zehnmal so hoch sind wie in Yokohama.

Ich frage den Magistrat:

Welche Konsequenzen für die Städtepartnerschaft mit Yokohama zieht der Magistrat aus diesem Verhalten von Bürgermeisterin Hayashi, und wie kann die Stadt Frankfurt den Kindern und Eltern beistehen?

Antwort des Magistrats:

Die Menschen in Japan brauchen nach der Reaktorkatastrophe unsere Hilfe. Um diese Hilfe zielgerichtet leisten zu können, ist es gut, eine Partnerschaft mit der Stadt Yokohama zu schließen und kontinuierlich aufzubauen. Damit schaffen wir jetzt eine Möglichkeit, sich die japanische Kultur zu erschließen und gleichzeitig das Land, das seit so langer Zeit gerade mit uns in Frankfurt am Main freundschaftlich verbunden ist, in schwieriger Lage zu unterstützen. Wir machen das passgenau: Über unsere neue Partnerstadt wenden wir uns an die von der Katastrophe ganz besonders betroffenen Menschen in der Stadt Sendai, um dort mit den von der Stadtverordnetenversammlung beschlossenen Spendenmitteln in Höhe von 250.000 Euro beim Wiederaufbau sozialer Einrichtungen, die sich besonders um Kinder kümmern, zu helfen.

Parlis: Frage F 101/2011

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Quote der Auszubildenden mit Migrationshintergrund

Die Erhöhung der Beschäftigten mit Migrationshintergrund spiegelt die Fortschritte bei den Integrationsbemühungen wider.

Auch in diesem Jahr haben viele Jugendliche eine Ausbildung innerhalb der Gemeindeverwaltung aufgenommen. Die Anzahl der Beschäftigten mit Migrationshintergrund zu erhöhen, ist ein Ziel der Stadtpolitik. Dies ist ein wichtiger Indikator für die Integrationspolitik der Stadt. Daran lässt sich messen, ob die Integration in Frankfurt fortschreitet.

Daher frage ich:

Wie hoch ist die Quote der Auszubildenden mit Migrationshintergrund, die bei der Stadt im Bereich der Verwaltungs- und fachspezifischen Berufe tatsächlich eine Lehrstelle angetreten haben, und welche Nationalität besitzen die Auszubildenden ohne deutschen Pass? Weiterlesen

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Koalitionsvertrag

Kontext: Wortprotokoll über die 3. Plenarsitzung der Stadtverordnetenversammlung am Donnerstag, dem 16. Juni 2011 (16.07 Uhr bis 00.33 Uhr), TOP 5.2, Wahl einer/eines hauptamtlichen Beigeordneten

Stadtverordneter Martin Kliehm, DIE LINKE. im Römer:

Guten Abend!

Ich muss Herrn Oesterling zunächst einmal widersprechen. Ich habe den Koalitionsvertrag auch gelesen und auch verstanden.

(Beifall)

Denn der Koalitionsvertrag trägt sehr wohl die Handschrift der CDU, man kann nämlich in sehr vielen Punkten sehen, dass die Wirtschaftlichkeit vor dem Menschen steht. Insbesondere, wenn man mal zwischen den Zeilen liest. Als Konsequenz daraus, neben diesen Leuchtturmprojekten, kann man sehen, dass eigentlich alle die, die keine Lobby haben, auf der Strecke bleiben werden. Da sind so ein paar komische Sachen drin wie zum Beispiel, dass es mehr Erzieherinnen und Erzieher in Frankfurt geben soll und es soll auch einen städtischen Kindergarten geben, aber nicht etwa, dass diese Erzieherinnen und Erzieher mehr Geld bekommen, nein, sie sollen gefördertes Wohnen bekommen, weil sie nämlich mit dem jämmerlichen Gehalt, das sie bekommen, normale Wohnungen in Frankfurt gar nicht bezahlen können. Das heißt, hier werden prekäre Umstände gefördert, statt sie aufzuheben.

In dieselbe Richtung geht, Arbeitslose sollen zur Altenpflege umgeschult werden, weil wir jetzt keine Zivis mehr haben. Auch da würde ich eigentlich erwarten, dass Leute, die in Pflegeberufen tätig sind oder im Krankenhaus Höchst – kleiner Hinweis –, angemessen bezahlt werden. Das Größte war, Frankfurt ist so eine superkreative Stadt, da soll es ein Praktikantenwohnheim geben, weil Praktikanten gemeinhin überhaupt nicht bezahlt werden, die können sich das überhaupt nicht mehr leisten. Es fehlt nur noch, das Sie eine Fernsehsendung daraus machen.

Andere werden leider ausgegrenzt. Sie haben gesagt, Integration und Inklusion sind Ihnen sehr wichtig. Sie sagen im Koalitionsvertrag, inklusiver Unterricht soll, falls nötig, auch ohne Hilfe des Landes umgesetzt werden. Aber es hört dann eben bei den Kindern mit Behinderung auf, weil man dort erst einmal für den gemeinsamen Unterricht ein Pilotprojekt einrichten will und das Land Hessen in die Verantwortung nimmt. Ohne dass das Land Hessen dort etwas macht, werden wir also weiterhin Sonderschulen haben. Ich frage mich, wozu man noch Pilotprojekte braucht, wenn wir seit 20 Jahren Integrierte Gesamtschulen haben, wo das sehr wohl funktioniert.

(Beifall)

Ein kleiner Punkt: Im Wahlprogramm der GRÜNEN stand ursprünglich, dass die Behindertenbeauftragte direkt beim Büro der Oberbürgermeisterin angesiedelt werden sollte. Das ist jetzt im Koalitionsvertrag nicht mehr enthalten. Die Behindertenbeauftragte ist nach wie vor im Gesundheitsamt angesiedelt, krebst dort mit zwei Personen herum, ist keine Stabsstelle, ist kein Dezernat. Das heißt also – sehr schade –, dass dort weiterhin Menschen diskriminiert und ausgegrenzt werden. Auch wenn zugegeben sehr oft das Wort Barrierefreiheit in Ihrem Koalitionsvertrag vorkommt, bei der Schulbildung dürfen Sie nicht aufhören.

Sie haben zur Bürgerbeteiligung selbst in den Koalitionsvertrag geschrieben, dass hier noch so manches im Argen liegt. Ich sage nur Campus Bockenheim oder jetzt auch das Henninger‑Areal, zu dem wir neulich einen Antrag vorliegen hatten, wo es hieß, bei dem Henninger‑Areal, da wurde sich mit Investoren und mit Geschäftsleuten getroffen, aber von Bürgern war dort keine Rede. Ich hoffe, Sie versäumen das in Zukunft nicht.

Die Frau Oberbürgermeisterin hat bei der Frankfurter Rundschau neulich gesagt, was das Wohnen auf dem Uni‑Campus angeht – ich sage bewusst nicht Kulturcampus –, der Erhalt des Philosophikums sei schon im Koalitionsvertrag festgeschrieben. Das ist leider nicht der Fall. Im Koalitionsvertrag steht, es soll geprüft werden, ob das Philosophikum erhalten werden kann. Das ist ein himmelweiter Unterschied. In dieser Form haben wir sehr oft Relativierungen in diesem Koalitionsvertrag, was sich auch von dem Uni‑Campus durchsetzt in die weitere Stadtplanung. Zum Thema Stadtplanung steht dort, sie soll so sein, dass weitere Unternehmen angesiedelt werden. „Weitere Unternehmen“, also Wirtschaft vor Menschen. Ich würde eigentlich erwarten, dass wir Stadtplanung für die Bürgerinnen und Bürger von Frankfurt machen, dass wir mehr Lebensqualität haben, und nicht, dass sich nur irgendwelche Unternehmen hier ansiedeln.

Der Kollege von der LINKE. hat es schon erwähnt, so ein Knackpunkt ist eben auch das mit dem Klimawandel in Frankfurt. Da widersprechen Sie sich. Auf der einen Seite wollen Sie Nachverdichtung, auf der anderen Seite, heute haben wir es in der Mail vom Deutschen Wetterdienst – Zukunftsstudie Frankfurt, Klimawandel 2020 bis 2050 – gelesen, ist das Einzige, wie wir die Erwärmung von Frankfurt halbwegs aufhalten können, nämlich nur halb so viel Sommertage mehr, indem wir mehr Grün haben. Das verträgt sich definitiv nicht damit, dass wir alle Grünflächen zupflanzen mit irgendwelchen Häusern, die wir dazwischen bauen. Das ist definitiv der falsche Weg. Zum Museumspark sage ich an dieser Stelle nichts, darüber können wir nachher noch reden.

Sie sagten auch im Koalitionsvertrag, dass in Vierteln, in denen der Mietdruck besonders hoch ist, durch Erhaltungs- und Milieuschutzsatzungen die Bewohner weiterhin geschützt werden sollen. Wir haben in der Vergangenheit gesehen, dass sich diese Satzungen weitgehend als zahnlos erwiesen haben. Wie wollen Sie das denn beispielsweise mit einer Milieuschutzsatzung im Nordend machen? Dort haben wir sehr arme Menschen, und wir haben die Lofts von den Neureichen. Welches Milieu wollen Sie denn dort erhalten? Das heißt, dort haben Sie ein zahnloses Instrument. Das Vorkaufsrecht der Stadt Frankfurt häufiger in Anspruch zu nehmen wird nicht gelingen, Sie können das momentan schon gar nicht, weil Ihnen das Personal dazu fehlt.

Bei den Grundstücken haben Sie betont, dass sie nicht mehr verkaufen, sondern grundsätzlich in Erbpacht vergeben werden sollen. Dann bin ich etwas überrascht, dass zum Beispiel bei solchen Leuchtturmprojekten wie dem Campus Bockenheim oder dem Atzelbergplatz, auf dem sogar ein Leuchtturm errichtet werden soll, die ABG erst einmal nur als Investor auftritt, danach ist es aber durchaus geplant, diese Gebäude weiterzuveräußern. Das heißt also, da steht nichts in Erbpacht. Verwunderlich ist auch, dass in Atterberry zuerst die Siedlung gebaut wird und dann später irgendwann einmal vielleicht die Lärmschutzwände. Da ist in Ihrer Planung einiges durcheinandergegangen. Ich bin gespannt, wie es wird, wenn die GRÜNEN den Planungsdezernenten stellen.

Aber auch sonst gibt es viele faule Kompromisse, auch im Verkehr. Der eigentliche Punkt war ja die Verkehrsplanung. Sie haben zum Beispiel die Stellplätze erwähnt, für die uns das Land Hessen die Stellplatzablöse gestrichen hat. Sie wollen Regelungen zu Stellplätzen, aber bitte nur, wenn keine Investitionshemmnisse entstehen. Das ist wieder so etwas, ja, wir möchten es, aber bitte bitte tue uns nichts Böses. Diese Halbherzigkeit zieht sich durch den gesamten Koalitionsvertrag, was ich sehr enttäuschend finde. Genauso ist es bei dem Innenstadtplan. Eigentlich gab es einen breiten Konsens, dass diese zerschneidenden großen Straßen wie die Berliner Straße, die Kurt-Schumacher-Straße und das Mainufer zurückgebaut werden. Dann muss ich im Koalitionsvertrag lesen, dass der Innenstadtplan unter einer grundsätzlichen Beibehaltung der heutigen Verkehrsführung erstellt wird. Also nichts mit Einbahnstraßen an der Berliner Straße oder am Mainufer, nein, die heutige Verkehrsführung wird beibehalten.

Zur Kultur wünschen Sie sich, dass Frankfurt die Buch- und Literaturstadt bleibt oder wird. Ich frage mich, wie sich das mit der Realität verträgt, wenn gleichzeitig der Suhrkamp Verlag als einer der größten Verlage in der Stadt Frankfurt verlässt und der Eichborn Verlag wackelt und sich überlegt, nach Berlin umzuziehen. Nur damit, dass Sie sagen, wir haben die Buchmesse und rufen jetzt Frankfurt zur Literaturstadt aus oder zur Hauptstadt der Literatur, damit ist es nicht getan, da müssen Sie noch ein bisschen mehr tun.

Zur Wirtschaft – ich bin Neuling in diesem Parlament und fand es etwas verwunderlich: Einer Ihrer Beschlüsse ist, dass die Nettoneuverschuldung nicht weiter steigen wird. Das gelingt Ihnen auch, aber gleichzeitig stellen Sie in Aussicht, dass für die Jahre 2012 bis 2014 die fundierten Schulden der Stadt Frankfurt um 1,37 Milliarden Euro auf 2,18 Milliarden Euro steigen werden. Das heißt, wir haben dann eine Pro-Kopf-Verschuldung in Frankfurt von 3.229 Euro. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 3.286 Euro. Wir haben uns immer so viel darauf eingebildet, dass Frankfurt gar nicht so hoch verschuldet wäre, aber irgendwo haben Sie da geschummelt. Gleichzeitig, das geht ja auch nicht auf dieses Schuldenkonto, zählen Schulden, die die Eigenbetriebe der Stadt Frankfurt aufnehmen, nicht dazu. Sie möchten aber in zweistelliger Millionenhöhe Kredite über die nächsten 30 Jahre für den Eigenbetrieb Stadtentwässerung aufnehmen. Da schummeln Sie.

Als Fazit kann ich sagen: Ihr Koalitionsvertrag hat sicherlich einige gute Abschnitte, aber in wesentlichen Punkten sind es halbherzige Kompromisse. Es werden weiterhin Menschen ausgegrenzt, insbesondere Kinder mit Behinderungen, die weiterhin separat beschult werden sollen. Das muss aufhören. Realisieren Sie die UN-Konvention für die Rechte von Menschen mit Behinderungen. Sie haben eine Stadtplanung unter überwiegend wirtschaftlichen Gesichtspunkten, was ich keineswegs als grüne Politik empfinde, und Sie haben intransparente und geheime Vereinbarungen. Sie sagen zum Beispiel zu den öffentlich-privaten Partnerschaften, ÖPP, sie sollen in jedem Einzelfall transparent auf ihre Risiken und Nutzen geprüft werden. Es tut mir leid, aber das, was wir bisher in diesen ÖPP-Projekten gesehen haben, war alles andere als transparent. Das hat den Titel Transparenz keineswegs verdient.

Mein Eindruck – um mit den Worten von Herrn Heuser zu reden: Wir wissen, was wir tun, halbe Kraft voraus, das scheint Ihr Motto für die nächsten fünf Jahre zu sein. Ich hoffe, Sie schaffen es, auf die volle Kraft hochzuregeln und nicht den Rückwärtsgang einzulegen.

Vielen Dank!

(Beifall)

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Ernsthafte Hilfe für den Wiederaufbau in Japan

Dem Magistratsvortrag M 110 wird unter der Maßgabe zugestimmt, dass die kommunale Wiederaufbauhilfe nach der Erdbeben- und Atomkatastrophe auf € 2,5 Mio. erhöht wird.

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Innenministerkonferenz und Frankfurt: Nehmt Flüchtlinge aus Nordafrika auf!

Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen:

  1. Die Stadt Frankfurt fordert die Innenministerkonferenz, die am 21. und 22. Juni in Frankfurt tagt, auf, die sofortige Aufnahme von Flüchtlingen aus Nordafrika zu beschließen.
  2. Die Stadt Frankfurt erklärt sich bereit, Flüchtlinge aufzunehmen.

Begründung

Wir erwarten nichts Gutes von der Innenministerkonferenz und stellen diesen Antrag dennoch.

Die sozialen Proteste und Revolten in Nordafrika und dem Nahen Osten seit dem letzten Jahr haben weniger als eine Handvoll Diktatoren vertrieben, in den meisten Fällen jedoch nicht die (Militär-) Diktaturen, mit denen auch die Bundesrepublik Deutschland weiter paktiert. Seit Jahrzehnten flüchten Menschen aus Afrika nach Europa, weil sie verfolgt werden, vor Kriegen fliehen oder einfach eine glücklichere Perspektive für ihr Leben suchen. Viele von ihnen wurden und werden gewaltsam in abgeschottete Lager gesperrt, die in Marokko und anderenorts mit EU- und deutschem Geld errichtet wurden. Viele afrikanische Menschen trieben schon in den 1990er Jahren als Leichen an spanische Strände; ihr Schicksal wurde lange geleugnet, um TouristInnen nicht zu erschrecken.

In den letzten Jahren ist immer klarer geworden, welch widerwärtige Funktion auch die paramilitärische EU-Agentur Frontex im Mittelmeer spielt: Sie macht, von der EU üppig ausgestattet, im Pakt mit nordafrikanischen Diktaturen Teile des Mittelmeers zur menschenrechtsfreien Todeszone. Flüchtlinge in oft seeuntauglichen Booten werden zu Zehn-, – wenn nicht über die Jahre zu Hunderttausenden –, gewaltsam abgedrängt, in lebensgefährliche Situationen gebracht und, sofern sie nicht ertrinken, zurück nach Afrika getrieben, wo sie oft schon von Polizei und Militär erwartet werden.

Das mindeste ist, dass die Überlebenden dieser Politik hier aufgenommen werden. Alles andere wäre erbärmlich.

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Erweiterung des Museums der Weltkulturen

Die Bunte Fraktion lehnt die Erweiterung des Museums am Standort Museumspark ab und deshalb den Magistratsvortrag M 98/2011. Der Erweiterungsbau wird, das ist immer offensichtlicher, den Museumspark, so wie er heute ist, zwangsläufig zerstören. Dieser Park ist einzigartig, was seine alten Bäume, seine Gestaltung und seine Atmosphäre anbelangt. Er ist nicht nur für Sachsenhausen wertvoll, sondern für die Innenstadt der steinernen Plätze. Nachfragen im Kulturausschuss ergaben, dass über dem unterirdischen Teil des Erweiterungsbaus maximal 1,5 m Erde verbleiben, d.h. der größte Teil der alten Bäume könnte nicht überleben. So würde aus dem Museumspark eine belanglosere Grünfläche zwischen diversen Gebäuden, scharf zerschnitten von Zu- und Abwegen für die neuen Funktionen.

Die Stadtverordnetenversammlung beschließt:

  1. Die Vorlage M 98 wird zurückgewiesen.
  2. Der uralte Baumbestand im Museumspark wird bewahrt.
  3. Der Magistrat wird aufgefordert, alternative Standorte für die Erweiterung des Museums der Weltkulturen zu prüfen und die Ergebnisse vorzutragen.
  4. In Versammlungen wird über die Planungen einer Erweiterung des Museums für Weltkulturen informiert, und die Vorschläge aller FrankfurterInnen werden in die Planung einbezogen.
  5. Bis dahin wird das Museum der Weltkulturen nicht nur Veranstaltungen in anderen Häusern veranstalten, sondern Teile der Sammlung in den eigenen Häusern und digital im Internet zugänglich machen.
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Barrierefreiheit des Erweiterungsbaus der Kita Am Neuenberg 26

Der Magistrat betont die Barrierefreiheit dieses öffentlichen Bauwerks nicht gesondert, hingegen aber andere Maßnahmen, die eigentlich ebenfalls gesetzlich geregelt sind, wie die des Brandschutzes und der Energieeffizienz. Barrierefreies Bauen ermöglicht den bestmöglichen Zugang und Inklusion für alle Kinder sowie deren Eltern und Betreuer. Zudem wird dadurch eine langfristige Umwidmung des Gebäudes, wenn aufgrund der demographischen Entwicklung wieder weniger Kinderbetreuungsplätze benötigt werden, erleichtert.

§ 46 HBO schreibt die Barrierefreiheit von öffentlichen Gebäuden vor. Barrierefreie Aufzüge oder Rampen müssen hier auch bei Gebäuden unter 13 Metern Höhe eingebaut werden.

Dies vorausgeschickt, wird der Magistrat aufgefordert, zu prüfen und zu berichten:

  1. Inwieweit wird der Erweiterungsbau barrierefrei sein?
  2. Wird das obere Geschoss über barrierefreie Rampen oder Aufzüge erreichbar sein?
  3. Werden Schalter und Schilder parallel in Braille beschriftet?
  4. Geben Rauchmelder auch ein optisches Signal?
  5. Zu 1-4: Falls ja, in welcher Form? Falls nein, warum nicht?
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Bürgerbeteiligung bei der Umgestaltung des Goetheplatzes

Im Interview mit der FAZ vom 17.04.2011 äußerte die Architektin Gabriele Kiefer, dass bei der Gestaltung des Goetheplatzes eine Diskussion mit den ortskompetenten Betroffenen in Frankfurt „unerwünscht“ war. Dies sei eine „einmalige“ Situation in Deutschland. Sie hätte nur mit „wenigen Leuten vom Amt“ zu tun gehabt, der Dialog mit politisch Verantwortlichen und Bürgern fehlte – Transparenz geht anders.

Ich frage den Magistrat:

Warum gab es keine Bürgerbeteiligung bei der Umgestaltung des Goetheplatzes, und ist jetzt geplant, einen gemeinsamen Dialog mit Bürgern und Architektin nachzuholen? Weiterlesen

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Sitzordnung

Die Stadtverordnetenversammlung beschließt:

Jede Fraktion hat nach demokratischen Gepflogenheiten den Anspruch, im Stadtparlament vorne zu sitzen.

Begründung

Diesem Anspruch stehen im konkreten Fall weder bauliche noch technische Hindernisse entgegen, da es acht Doppelreihen aber nur sieben Fraktionen gibt. Die weitere Begründung erfolgt mündlich.

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Gehört der Islam zu Deutschland?

Am Samstag war ich kurzfristig eingeladen bei der Ahmadiyya Muslim Jamaat zu einer Podiumsdiskussion zum Thema „Gehört der Islam zu Deutschland?“. Nun werden sich einige fragen, was denn ausgerechnet die Piratenpartei mit Religion zu tun hat. Die kurze Antwort lautet: Menschenrechte. Die längere Antwort:

Kaum war ich von dem Infostand auf der Leipziger Straße an der Konstablerwache angekommen, sprach mich schon Stefan Schimanowski an, ob ich nicht kurzfristig am Nachmittag in Bonames an einer Podiumsdiskussion teilnehmen könnte. Ich sei ja die ideale Besetzung dafür. Nun ja, meine Frau ist die Religionswissenschaftlerin in unserer Familie, aber in den letzten Jahren bin ich durch sie mehr Mönchen und Nonnen, Rabbis und Sufis begegnet, als ich mir je zu träumen gewagt hätte. Denn eigentlich bin ich Atheist, auch wenn eine Kollegin einmal meinte, von der Philosophie her sei ich Buddhist. Aber vielleicht lässt mich gerade das relativ unbefangen an das Thema herangehen.

Am Rande erwähnen möchte ich noch die Highlights des Infostandes, wie Thorsten Wirth zwei S-Bahn-Kontrolleuren unser Wahlprogramm erklärte, das unter anderem langfristig die Abschaffung von S-Bahn-Kontrolleuren vorsieht, wenn der RMV tatsächlich kostenlos für Reisende würde. Ein anderes Highlight war die Entgegnung von Herbert Rusche (schwuler, ex-grüner Ex-MdB und Kandidat für den Ortsbeirat Nordend) auf die rassistische Äußerung einer Dame mit großer Sonnenbrille, „von den Ausländern hätten wir ja zu viele in Frankfurt“. Herbert entgegnete „von häßlichen Frauen mit großen Sonnenbrillen haben wir auch zu viele in Frankfurt“, woraufhin sie abdampfte. Bravo!

Also machte ich mich auf den Weg nach Bonames ins Industriegebiet, wo die Ahmadiyya-Gemeinde eine leicht unterkühlte Lagerhalle und andere Räume in ihr Gemeindezentrum umgebaut hat. An der Diskussion nahmen außer mir nur Jochem Heumann (CDU) und Eugen Emmerling (SPD) teil. Doch zunächst gab es einen wissenschaftlich fundierten Vortrag von Mohammad Luqman Majoka zur Geschichte des Islam in Deutschland. Natürlich entstammen viele moderne Errungenschaften aus der Medizin, der Chemie, Mathematik, Physik und Architektur aus dem Orient, ebenso unsere Zahlen und Worte wie „Alkohol“. Auch gibt es seit dem frühen Mittelalter diplomatische und Handelsbeziehungen sowie eine muslimische Ansiedlung in Preußen, erste Moscheen und erste deutsche Übersetzungen des Korans seit dem 18. Jahrhundert. Doch damit bemüht man sich lediglich, die historisch falschen Behauptungen von Bundesinnenminister Friedrich zu widerlegen. Diese Ebene führt nicht weiter.

Erwartungsgemäß griffen Herr Heumann und Herr Emmerling in ihren Eröffnungsreden diese Islamkritik auf und betonten ihre liberalen Standpunkte und die gelungene Integration gerade der überwiegend aus Pakistan, Indien und Bangladesch eingewanderten Ahmadis.

Aber die ganze Fragestellung ist falsch! Die Frage „Gehört der Islam zu Deutschland?“ ist eigentlich überflüssig, denn Religionsfreiheit gehört zu Deutschland! Und die Menschen, die hier leben, gehören zu Deutschland, ganz gleich, welcher Religion sie angehören. Wir reden von Menschen, die hier teilweise in der zweiten oder dritten Generation leben, die hier geboren sind. Wer könnte ihnen die Teilhabe absprechen? Und doch dürfen von den 4 Millionen Muslimen in Deutschland nur 1,2 Millionen wählen, weil sie ihre alte Staatsbürgerschaft abgelegt und die deutsche angenommen haben.

Auch die Ausgangsthese ist falsch: darin wird postuliert, dass es so etwas wie „den Islam“ gäbe. Es gibt nicht den Islam, genausowenig wie es das Christentum oder das Judentum gibt. Das zeigt sich bereits in der Ironie der Veranstaltung: die Ahmadiyya bezeichnet sich selbst als zum Islam dazugehörig, dies wird aber von anderen muslimischen Gelehrten bestritten. Der Kern des Dissenses liegt in der Frage, ob es nach Mohammed noch weitere Propheten geben darf oder ob er der letzte Prophet war. Aufgrund dieser Frage werden die Ahmadis in vielen islamischen Ländern verfolgt und diskriminiert.

Die Religion wird aber von Populisten wie Friedrich, Seehofer oder Sarrazin nur vorgeschoben, statt die komplexere Diskussion zu führen: Es geht nicht wirklich um „den Islam“, sondern um Fremdenfeindlichkeit, Xenophobie, um ethnische und kulturelle Unterschiede, oder um die Diskussion von Frauenrechten und häuslicher Gewalt. Nun sind diese Themen aber nicht ausschließlich Muslimen vorbehalten. Frauen sind in der deutschen Gesellschaft trotz der UN-Resolution von 1979 zur Gleichstellung von Frauen auch heute noch benachteiligt. Häusliche Gewalt gibt es auch in deutschen Familien. Die Ursachen sind vielfältig und haben mit mangelnder Bildung, unzureichender Bezahlung, der prekären Stellung von Arbeitnehmern, ihren Existenzängsten und Alkoholismus zu tun. Diesen Fragen müssen wir uns stellen und uns nicht von populistischen Scheindebatten ablenken lassen!

Diese andere Perspektive ist letztlich das, was die Piraten in die Diskussion mit einfließen lassen können! Religion mag in unserer aufgeklärt-humanistischen Gesellschaft für viele an Bedeutung verloren haben. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass sie ein Menschenrecht und für viele Menschen ein wichtiger Teil ihre Lebens ist. Religion kann dazu beitragen, Werte, Traditionen und ein Gefühl von Heimat zu vermitteln. Eine Heimat, die viele Migrantinnen und Migranten in Deutschland nie gefunden haben, auch darum, weil sie oft vermittelt bekommen, hier nicht willkommen zu sein. Als Piraten stellt sich aber die Frage der Integration nicht, wenn alle Menschen teilhaben können, inkludiert sind. Frankfurt ist unser aller Zuhause, nicht nur das der „Biodeutschen“. Wir müssen einander auf Augenhöhe begegnen und den Dialog suchen, um den anderen und unsere sich stetig verändernde Stadt zu verstehen.

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