Die ABG auf den Boden ihrer Satzung zurückholen

Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen:

Die Stadt Frankfurt schließt mit der ABG Frankfurt Holding GmbH einen Beherrschungsvertrag gemäß § 291 Aktiengesetz (AktG) ab.

Begründung

In Frankfurt herrscht Wohnungsnot. Vor allem Menschen mit geringem Einkommen können sich eine Wohnung in der Stadt nicht leisten. Den meisten in Frankfurt ist diese Tatsache mehr oder minder bekannt – außer den Verantwortlichen der stadteigenen Wohnungsbaugesellschaft ABG Holding GmbH, die eigentlich laut Satzung dazu verpflichtet ist, die Frankfurter Bevölkerung mit bezahlbarem Wohnraum zu versorgen.

Stattdessen fallen immer mehr Wohnungen aus der Sozialbindung. Der Großteil der neu gebauten Wohnungen ist für Menschen mit Normaleinkommen nicht bezahlbar oder wird entweder gleich als Eigentumswohnung privatisiert. Kurz: Die Geschäftsführung der ABG orientiert sich mehr am Ideal der Profitmaximierung als an ihrem sozialen Auftrag.

Deswegen ist es an der Zeit, die ABG wieder auf den Boden ihrer Satzung zurückzuholen. Der erste Schritt dazu ist ein Beherrschungsvertrag gemäß Aktiengesetz. Mit dem Beherrschungsvertrag kann die Stadtregierung unmittelbar bzw. die Stadtverordnetenversammlung mittelbar das operative Geschäft der ABG Holding bestimmen. Schließlich besitzt die Stadt Frankfurt 99,99 Prozent der Anteile an der ABG Holding. Die Stadt übernimmt damit selbst die Verantwortung für die ABG.

Mit dem Weisungsrecht durch den Beherrschungsvertrag kann das Primat der Politik im Wohnungsbau hergestellt werden. So können laufende und zukünftige Bauprojekte der Holding als geförderte Wohnungen realisiert, ein Mietpreisstopp für ABG Wohnungen endlich eingerichtet und frei werdende Wohnungen wieder in die Belegungsbindung gegeben werden.

Der Beherrschungsvertrag soll solange laufen, bis der Nachfrageüberhang nach geförderten Wohnungen in Frankfurt nicht mehr existiert.

Antragstellende

  • Stadtv. Carmen Thiele
  • Stadtv. Dominike Pauli
  • Stadtv. Lothar Reininger
  • Stadtv. Luigi Brillante
  • Stadtv. Martin Kliehm
  • Stadtv. Merve Ayyildiz
  • Stadtv. Peter Gärtner
Veröffentlicht unter Anträge | Verschlagwortet mit , , , , , , , , , | Kommentare deaktiviert für Die ABG auf den Boden ihrer Satzung zurückholen

Sprachkurse für Geflüchtete

Stadtverordneter Martin Kliehm, DIE LINKE. im Römer:

Geflüchtete aus Afghanistan, Somalia und Pakistan sollen während ihres Asylverfahrens keinen Zugang zu Sprach- und Integrationskursen erhalten, antwortet das Bundesinnenministerium auf eine Anfrage von MdB Brigitte Pothmer. Hintergrund ist, dass sie generell keine gute Bleibeperspektive hätten. Dabei bleiben knapp unter 50 % der afghanischen Geflüchteten, 76 % laut Berechnungen von Pro Asyl. Für diese Menschen würde sich der Zugang um die Dauer ihres Verfahrens, durchschnittlich 13,9 Monate, verzögern.

Ich frage den Magistrat:

Erhalten Geflüchtete aus den genannten Ländern in Frankfurt grundsätzlich Zugang zu Sprach- und Integrationsangeboten, und ist aus Sicht des Magistrats ein schnellstmöglicher Zugang zu integrativen Angeboten auch während des Verfahrens geboten?

Stellvertretende Stadtverordnetenvorsteherin Dr. Renate Wolter-Brandecker:

Es antwortet Frau Stadträtin Dr. Eskandari-Grünberg. Bitte schön!

Stadträtin Dr. Nargess Eskandari-Grünberg:

Sehr verehrte Frau Vorsteherin, sehr verehrter Herr Stadtverordneter Kliehm!

Der erwähnte parlamentarische Vorgang im Deutschen Bundestag ist dem Magistrat nicht wörtlich bekannt. Der Anspruch beziehungsweise auch die mögliche Verpflichtung zur Teilnahme an einem sogenannten „Integrationskurs“ erfolgt nach den Regelungen des Aufenthaltsgesetzes und liegt nicht im Ermessen der Stadt Frankfurt am Main. In der Praxis ist die eigene Auswahl des Kurses durch die Teilnehmenden vorgesehen und mit Blick auf die Vielzahl unterschiedlicher Kursangebote auch grundsätzlich sehr sinnvoll.

In Frankfurt sind aktuell 27 Träger vom BAMF für die Durchführung von Integrationskursen zugelassen. Ein weiteres Kursangebot besteht seitens der Bundesagentur für Arbeit, sie bietet Einstiegssprachkurse mit 320 Unterrichtseinheiten für Asylbewerber mit guter Bleibeperspektive. Diese Förderlinie wird gegenwärtig von Anbietern sehr unterschiedlicher Qualität wahrgenommen. Durch eine Bundesförderung aus AMIF-Mitteln, dem Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds, bietet die VHS in Kooperation mit dem Amt für multikulturelle Angelegenheiten Sprachkurse für Asylbewerber und Flüchtlinge mit 300 Unterrichtseinheiten an. Aus kommunalen Eigenmitteln besteht ferner ein Angebot des Jugend- und Sozialamtes mit 200 Unterrichtseinheiten. Nur auf diese beiden kommunalen Angebote hat die Stadt Frankfurt inhaltlich Einfluss. Weitere niedrigschwellige Sprachlernangebote bestehen über verschiedene Ehrenamtsinitiativen. Auch an kommerziellen Sprachschulen werden von Flüchtlingen Sprachkurse belegt.

Die Vielzahl an Angeboten ist einerseits eine Hilfestellung für einen raschen Spracherwerb, andererseits ist sie für die Zielgruppen und Beratungsstellen zunehmend unübersichtlich und von uneinheitlichen Standards geprägt. Der Magistrat hat dieses Problem über das Amt für multikulturelle Angelegenheiten wiederholt angesprochen. Der Einfluss für eine Änderung auf Bundesebene ist jedoch gering. Das AmkA bereitet aktuell, darüber freue ich mich sehr, die Vorlage einer einfach verständlichen Informationsbroschüre vor, um Zielgruppen und Ehrenamtliche über Angebot und Anspruchsmöglichkeiten aufzuklären.

(Beifall)

Die geltenden Zulassungsbeschränkungen über die Definition einer guten Bleibeperspektive und der damit verbundenen sicheren Herkunftsländer sind aktuell in der politischen Diskussion.

Stellvertretende Stadtverordnetenvorsteherin Dr. Renate Wolter-Brandecker:

Vielen Dank! Die erste Zusatzfrage kommt von Herrn Stadtverordneten Kliehm. Bitte schön!

Stadtverordneter Martin Kliehm:

(Zusatzfrage)

Wie neulich in einem Bericht stand, sind von den derzeit in Frankfurt untergebrachten Geflüchteten 21 Prozent aus Afghanistan. Teilen Sie meine Ansicht, dass Afghanistan derzeit kein sicheres Herkunftsland ist?

Stadträtin Dr. Nargess Eskandari-Grünberg:

(fortfahrend)

Sehr geehrter Herr Kliehm, ich habe selbst gesagt, das ist eine politische Diskussion. Die zu uns geflüchteten Menschen haben ein Recht auf Asyl und ein Recht darauf, dass ihr Asylantrag geprüft wird. Das wird auch gemacht. Solche Diskussionen führen für die geflüchteten Menschen dazu, dass sie sich in den Flüchtlingsunterkünften sehr verunsichert fühlen. Das ist sehr schwierig für die Menschen und besonders für Familien. So lange wir keine Regelung geschaffen haben, möchte ich diese unsicheren Auskünfte vermeiden, die für die Menschen nur schädlich sind. Menschen, die zu uns fliehen, fliehen nicht ohne Grund. Das gilt auch für die Afghanen, die zu uns kommen.

(Beifall)

Veröffentlicht unter Fragen | Verschlagwortet mit , , , , , , , , , , , , , , | Kommentare deaktiviert für Sprachkurse für Geflüchtete

Grundversorgung mit Energie durch Mainova sicherstellen

Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen:

Der Magistrat wird beauftragt, über den Aufsichtsrat auf die Mainova einzuwirken, bei Privatkundinnen und Privatkunden ab sofort keine Strom- und Gassperrungen mehr vorzunehmen. Bei mehrmals angemahntem Zahlungsverzug soll die Mainova in Zusammenarbeit mit der Stadt Frankfurt prüfen, worin der Zahlungsrückstand begründet ist und Menschen in finanzieller oder anderer Notlage unterstützen, indem die Forderung ggf. in geeigneter Weise gestundet bzw. in begründbaren Fällen vom zuständigen Sozialamt übernommen wird.

Begründung

Die Preisentwicklung der letzten Jahre hat dazu geführt, dass sich immer mehr Haushalte in Frankfurt, vor allem die Bezieherinnen und Bezieher von niedrigen Einkommen und Hartz IV, die Energiekosten nicht mehr leisten können. Wenn sie mit ihren Energierechnungen dann in Verzug geraten, droht ihnen eine Versorgungssperre.

Im Jahr 2013 wurden durch die Mainova insgesamt 8.377 Energie-Versorgungseinstellungen durchgeführt. Dabei entfielen etwa 70 Prozent der Versorgungseinstellungen auf Strom, etwa 30 Prozent auf Gas. Bei etwa 10 Prozent der Betroffenen wurden sowohl Strom als auch Gas abgesperrt. Eine zusätzliche, gravierende finanzielle Belastung entsteht durch den Vorgang der Versorgungseinstellung selbst. Die Sperrung und Entsperrung bei Strom wird dem Betroffenen je nach Sperrart mit 202,03 Euro bzw. mit 252,95 Euro angelastet. Bei Gas mit 202,03 Euro. Die zusätzliche Inrechnungstellung der Sperrkosten ist besonders perfide, denn der mehrmals angemahnte Zahlungsverzug als solcher, lässt ja schon auf finanzielle Schwierigkeiten schließen.

Dabei ist die Versorgung mit Strom und ggf. Gas eine Grundvoraussetzung für ein menschenwürdiges Wohnen und die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und damit ein Element der Daseinsvorsorge und ein soziales Recht. Es muss daher dringend, auch mit Blick auf den nahenden Winter, gehandelt werden. Die Grundversorgung mit Strom und ggf. Gas muss für alle Privathaushalte sichergestellt werden. Menschen, die aus einer finanziellen oder anderen Notlage gegenüber der Mainova in Zahlungsverzug geraten sind, dürfen nicht allein gelassen werden.

Antragstellende

  • Stadtv. Carmen Thiele
  • Stadtv. Dominike Pauli
  • Stadtv. Lothar Reininger
  • Stadtv. Luigi Brillante
  • Stadtv. Martin Kliehm
  • Stadtv. Merve Ayyildiz
  • Stadtv. Peter Gärtner
Veröffentlicht unter Anträge | Verschlagwortet mit , , , , , , | Kommentare deaktiviert für Grundversorgung mit Energie durch Mainova sicherstellen

Sammlung von „Video-City“ der Öffentlichkeit erhalten

Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen:

Der Magistrat tritt mit der Videothek „Video-City“ in Verhandlungen mit dem Ziel, deren umfangreiche Filmsammlung als zusammenhängendes Ganzes zu erhalten. Die Sammlung soll auch zukünftig den Frankfurterinnen und Frankfurtern zur Ausleihe zugänglich sein, beispielsweise in der Stadtbibliothek oder in einer anderen geeigneten Frankfurter Institution.

Begründung

Die Videothek „Video-City“ im Sandweg verfügt über die mit Abstand größte cineastische Sammlung in Frankfurt und Umgebung. Über 70.000 bekannte und unbekannte Filme – Neuerscheinungen ebenso wie mitunter kaum mehr zugängliche Klassiker, seltene Raritäten in zahlreichen Sprachen auf BluRay, DVD und VHS – bilden einen für die Region einzigartigen Bestand. Sie stellten bisher einen Anlaufpunkt für Lehrkräfte, Studierende sowie Freundinnen und Freunde aller Sparten und Genres der Filmgeschichte dar. Nun jedoch wird die Videothek zum Ende des Jahres schließen, eine neue Bleibe für die Filme wurde bisher nicht gefunden. Der Erhalt des Videobestands als zusammenhängende Sammlung ist unmittelbar gefährdet. Ein drohender Ausverkauf wäre zu verhindern und der Gesamtbestand zu sichern.

Antragstellende

  • Stadtv. Carmen Thiele
  • Stadtv. Dominike Pauli
  • Stadtv. Lothar Reininger
  • Stadtv. Luigi Brillante
  • Stadtv. Martin Kliehm
  • Stadtv. Merve Ayyildiz
  • Stadtv. Peter Gärtner
Veröffentlicht unter Anträge | Verschlagwortet mit , , , , , , , | Kommentare deaktiviert für Sammlung von „Video-City“ der Öffentlichkeit erhalten

Unterkünfte für Geflüchtete

Kontext: Wortprotokoll über die 45. Plenarsitzung der Stadtverordnetenversammlung Frankfurt am Donnerstag, dem 15. Oktober 2015 (16.00 Uhr bis 22:48 Uhr), TOP 7, Unterkünfte für Flüchtlinge

Stadtverordneter Martin Kliehm, DIE LINKE. im Römer:

Sehr geehrte Damen und Herren!

Frau Busch, erst einmal vielen Dank für die versöhnlichen Worte. Sie waren teilweise weniger konfrontativ, als ich es erwartet hatte, aber Danke. Frau Schubring, Sie haben nicht richtig zugehört oder vielleicht haben Sie auch nur das gehört, was Sie hören wollten, denn Frau Pauli hat keineswegs die Sozialdezernentin kritisiert. Sie hat gesagt, dass Herr Frank angekündigt hatte, zum Ortsbeirat nach Unterliederbach zu kommen, und dann nicht kam. Das hat sie kritisiert.

Herr von Wangenheim, dass das Polizeipräsidium total marode und verschimmelt ist und man dort keinen Menschen unterbringen kann, das müssten Sie wissen. Herr Mund, dass eine Notlösung in Turnhallen in Deutschland immer noch besser ist, als im Mittelmeer zu ertrinken oder an den Grenzen von Ungarn mit Wasserwerfern und Pfefferspray behandelt zu werden, das dürfte Ihnen wahrscheinlich auch klar sein.

(Beifall)

Ebenso müsste Ihnen klar sein, dass diese Mär von den sicheren Herkunftsländern, gerade im Balkan eben nicht funktionieren kann. Frau Ditfurth hat die Sinti und Roma angesprochen. Das sind keineswegs sichere Herkunftsländer in den Balkanstaaten und wir können auf Dauer auch nicht wegsehen. Wir kümmern uns jetzt sehr stark um Flüchtlinge, das ist sehr ehrenwert, aber – und da muss ich mich auch selbst an die eigene Nase fassen – wir laufen seit zwei, drei Jahren an den obdachlosen Sinti und Roma in Frankfurt vorbei und tun nichts. Da muss meines Erachtens auch humanitäre Hilfe geleistet werden.

(Beifall)

Davon abgesehen ist eine Einzelfallprüfung in wenigen Tagen keinesfalls möglich, denn es geht immer um das individuelle Recht auf Asyl und Anerkennung der Fluchtgründe. Das geht meines Erachtens nicht in sieben Tagen. Wir haben in unseren Antrag leicht provokativ – und das hat auch funktioniert – hineingeschrieben, man könne im Zweifelsfall Immobilien beschlagnahmen, das wurde nicht zuletzt vom grünen Oberbürgermeister in Freiburg vorgeschlagen. Die SPD in Hamburg macht es, die Koalition von SPD und CDU in Berlin macht es und in Berlin, Herr von Wangenheim, waren sie so schlau, dass sie leer stehende Luxusimmobilien und Spekulationsobjekte für die Unterbringung nehmen, und dafür, das kann ich Ihnen versichern, gibt es eine sehr große Unterstützung in der Bevölkerung, diesen Leerstand zu bekämpfen.

(Beifall)

Frau Busch hat das richtig gesagt, unser Antrag war als Prüfungs- und Berichtsauftrag formuliert, und meiner Kenntnis nach lassen es die Landespolizeigesetze von allen Bundesländern zu, im Zweifelsfall Immobilien zu beschlagnahmen. Frankfurt hat sehr viel Leerstand. Sie müssen nur einmal auf www.leerstandsmelder.de gehen, da können Sie sehen, dass zum Beispiel eine Hilfsorganisation, das Deutsche Rote Kreuz, das sehr engagiert in der Flüchtlingshilfe ist, zum Beispiel in der Königswarterstraße zwei Häuser hat, die seit Jahren leer stehen. Das eine erst seit relativ kurzer Zeit, das heißt, dort könnte man mit Sicherheit noch wohnen. Warum das dort leer steht und warum dort keine Menschen wohnen, müssen Sie das Rote Kreuz fragen. Da könnte man sicherlich einiges an Wohnraum gewinnen, und nicht nur für Geflüchtete.

Damit hört es aber eben auch nicht auf. Unser Antrag zum Nachtragshaushalt besagt auch, wir müssen eine Infrastruktur schaffen, denn mit Wohnraum ist es nicht getan. Als Nächstes fehlen Unterrichtsräume. Wir hören gerade beispielsweise von Berufsschulen in Wiesbaden, dass Lehrkräfte fehlen. Die Gewerkschaft GEW fordert alleine für Hessen 1.000 neue Stellen für Lehrkräfte. Die Kultusministerkonferenz hat gesagt, sie wollen jetzt 20.000 neue Lehrkräfte einstellen. Sie sagen aber leider nicht, wo die herkommen sollen oder wie es denn einmal mit Lehrkräften stünde, die selbst einen Migrationshintergrund haben. Denn dann würden wir sehen, dass sich in den Schulen einiges ändert.

Ebenso fordert die GEW ein Recht auf einen Schulbesuch bis zum 21. Lebensjahr, denn es ist nicht damit getan, dass zwar die 16- bis 18 Jährigen noch einmal auf Berufsschulen gehen können, um dort die deutsche Sprache zu erwerben, aber die Älteren nicht. Darüber kann – insbesondere über den Spracherwerb – Integration gelingen, und die Schulbildung ist ein wesentlicher Punkt dabei.

Da, muss ich Ihnen sagen, erleben wir gerade ein kleines Wunder. In den letzten zwei bis drei Jahren gibt es Intensivklassen mit kleinen Lerngruppen, Mütter und Väter stellen sich in ihrer Freizeit als Lesepaten zur Verfügung, und sobald jemand Deutsch kann, darf er in die normale Klasse wechseln und wird integriert.

Wann bitte haben wir das jemals an deutschen Schulen gesehen, diese Durchlässigkeit nach oben? Das Kind aus dem Flüchtlingslager in Damaskus erlebt das jetzt gerade, und darüber bin ich sehr froh. Das müssen wir bewahren und etablieren. Seine Brüder aus dem Gallus und aus Griesheim haben das in den letzten 20 Jahren eben nicht erlebt.

(Beifall)

Sie wurden vom Gymnasium und vom Aufstieg in eine höhere Schulgruppe ferngehalten.

(Zurufe)

Fechenheim auch und Höchst, ich könnte jetzt noch eine Reihe von anderen Stadtteilen aufzählen, wo es kein Gymnasium gibt. Das ist nicht gegen das Gallusviertel oder Griesheim gerichtet, aber dort gibt es, wie Sie wissen, kein Gymnasium.

Das heißt also, mit viel Engagement und Improvisation schaffen momentan die Schulleitungen, die Lehrkräfte, die Erzieherinnen und Erzieher und die Eltern diese Integration, die wir seit 20 Jahren nicht hinkriegen. Der hessische Kultusminister hat auf die Frage, wie es denn nun mit den neuen Lehrkräften in Hessen so steht, gesagt, er hat gerade eine Fortbildung angeboten. Sie dürfen raten, wie viele Personen daran teilgenommen haben: Es sind 47 gewesen. Wo die anderen 953 herkommen, hat er uns noch nicht verraten. Das heißt, wir brauchen auf Dauer eine Durchlässigkeit des Schulsystems, auch nach oben. Wir brauchen die Inklusion, wir brauchen die intensive Beschulung. Das geht nicht, wenn wir am Ende immer sagen, im Haushalt soll eine schwarze Null sein. Das heißt, wir brauchen auch das Personal, nicht nur Lehrpersonal, und wir müssen auch bei der Stadt Frankfurt Stellen schaffen, und genau darum ging unser Antrag zum Nachtragshaushalt.

(Beifall)

Einmal konkret, Frau Professor Birkenfeld – Sie haben es angesprochen –, sicher, ich habe auch viel Gutes aus den unterschiedlichen Sporthallen gehört, aber wenn man sich umhört, erfährt man – ich hatte es in der vorletzten Sitzung des Ausschusses für Soziales und Gesundheit vor vier Wochen bereits angesprochen –, dass die Privatsphäre von Frauen durchaus ein problematisches Thema ist. Ich bin sehr froh, dass Sie darauf jetzt reagieren. Aber es gab zum Beispiel letzten Sonntag ein Treffen von Helfer*innen und Flüchtlingen, bei dem verschiedene Punkte genannt wurden, von denen ich Ihnen die wichtigsten jetzt vortragen möchte:

Dort wurde zum Beispiel von den minderjährigen unbegleiteten Flüchtlingen gesagt, sie hätten gerne einen Vormund, der sie vertritt. Natürlich haben sie einen Vormund, aber offenbar ist dieser Vormund dort in den Unterkünften für sie nicht sichtbar oder nicht ansprechbar. Das heißt, dort ist noch Potenzial nach oben. Die Erwachsenen vermissen Informationen und Aufklärung, etwa, wie lange sie noch in den Turnhallen bleiben müssen, wie es weitergeht, wie ihre rechtliche Situation ist. In Bezug auf Aufklärung kann dort noch einiges geschehen. Auch auf die Frage, wie es weitergeht, wurde geäußert, dass die Geflüchteten vor allem nicht von ihren Familien getrennt werden möchten und dass die überwiegende Mehrheit in Frankfurt bleiben möchte. Das kann ich nur vollends unterstützen. Ich hätte kein gutes Gewissen dabei, Flüchtlinge, die jetzt in Frankfurt angekommen sind, die hier gerade integriert werden, die vom Gesundheitsamt untersucht und registriert wurden, die in Frankfurt Impfungen erhalten haben, die schon in Sportvereine gehen, nach Sachsen zu schicken. Dabei hätte ich kein gutes Gefühl.

(Zurufe)

Auch der ländliche Raum ist keine Lösung. Dort gibt es vielleicht freie Wohnungen, aber nicht die notwendige Infrastruktur. Dort gibt es die Community nicht, dort gibt es den nächsten Supermarkt nur in Autoreichweite, dort gibt es in den Orten keine Schulen, es gibt keine Einkaufsmöglichkeiten, dort gibt es keine Sprachlernmöglichkeit, und dort gibt es eben keine anderen Menschen aus dem Land, mit denen man sich austauschen kann oder eben so viele helfende Menschen wie in Frankfurt. Deswegen denke ich, dass der ländliche Raum keine Lösung darstellt.

Ich bin aber sehr froh, dass unser Antrag so gut funktioniert hat. Wir wollten Sie provozieren. Herr von Wangenheim hat gesagt, wir müssen jetzt kreativ sein.

Stadtverordnetenvorsteher Stephan Siegler:

Herr Kliehm, Ihre zehn Minuten Redezeit sind vorüber.

(Zurufe)

Stadtverordneter Martin Kliehm, DIE LINKE. im Römer:

(fortfahrend)

Unser Antrag hat insofern funktioniert, dass Sie jetzt kreativ sind und überlegen, welche anderen Lösungsmöglichkeiten es gibt.

Vielen Dank!

(Beifall)

Veröffentlicht unter Reden | Verschlagwortet mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , | Ein Kommentar

Hausverbot am Hauptbahnhof

Verschiedenen Personen, unter anderem aus Gewerkschaften und von Flüchtlingshilfsorganisationen, wurde durch die Bundespolizei in der Nacht zum 16. September 2015 mit fragwürdiger Begründung ein Hausverbot für die Dauer von einem Jahr für den Frankfurt Hauptbahnhof erteilt. Diese Personen trugen in den letzten Wochen mit ihrem Engagement wesentlich zu jener „Willkommenskultur“ bei, der sich Magistrat und Stadtverordnete in den vergangenen Wochen rühmten und die bei ihnen lokalpatriotischen Stolz hervorrief.

Ich frage den Magistrat:

Wird sich der Magistrat dafür einsetzen, dass die Hausverbote umgehend zurückgenommen werden?

Schriftliche Antwort von Stadtrat Markus Frank

Weder ist die Bundespolizei dem Magistrat unterstellt, noch handelt es sich bei der Deutschen Bahn um eine Tochtergesellschaft der Stadt Frankfurt am Main.

Insofern ist der Einfluss des Magistrats im vorliegenden Sachverhalt gering.

Auf eine entsprechende Anfrage hat die Bundespolizei mitgeteilt, dass Hausverbote Maßnahmen des zivilen Hausrechts sind. Die Bundespolizei übt kein Hausrecht aus und trifft auch keine diesbezüglichen Maßnahmen.

Das Hausrecht für den Bahnhof Frankfurt Hbf. hat alleine die Deutsche Bahn AG. Die Deutsche Bahn AG teilte auf eine entsprechende Anfrage mit, dass am 16. September 2015 seitens der Deutschen Bahn kein Hausverbot im Frankfurter Hauptbahnhof ausgesprochen wurde. Weder dem Hausherrn, das ist die DB Station & Service AG (DB S&S), noch der im Auftrag von DB S&S handelnde DB Sicherheit, das ist das Security-Unternehmen der DB, liegen derartige Erkenntnisse vor.

Veröffentlicht unter Fragen | Verschlagwortet mit , , , , , , , | Kommentare deaktiviert für Hausverbot am Hauptbahnhof

Sofortiger Winterabschiebestopp für besonders schutzbedürftige Personen

Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen:

Der Magistrat wird aufgefordert:

  1. Die Ausländerbehörde Frankfurt am Main soll bei maximaler Ausschöpfung ihres Ermessensspielraums Abschiebungen besonders schutzbedürftiger Personen während der Wintermonate aussetzen.
  2. Der Magistrat wird sich bei den zuständigen Stellen und Verantwortungsträgern des Landes Hessen für den Erlass eines sofortigen Winterabschiebestopps für besonders schutzbedürftige Personen einsetzen.

Diese Regelungen sollen bis mindestens zum 31. März 2016 gelten. Das Wintermoratorium soll die Abschiebungen von Angehörigen diskriminierter Minderheiten in Staaten und Regionen mit entsprechend problematischen Witterungs-, Ernährungs- und Unterkunftsbedingungen betreffen. Auch für besonders schutzbedürftige Personen gemäß Art. 21 der EU-Aufnahmerichtlinie müssen die Wintermonate als Abschiebehindernis gelten.

Begründung

Die am 24. September 2015 von der Stadtverordnetenversammlung verabschiedete Resolution bringt zum Ausdruck, dass Frankfurt sich der aktuellen und zukünftigen Herausforderungen auf dem Gebiet der Zuwanderungs- und Flüchtlingspolitik bewusst ist. Die Stadt bringt sich bereits seit Jahren aktiv in Prozesse ein, um diese Herausforderungen zu bewältigen und Lösungen zu entwickeln, die vor allem den Menschen, die Schutz vor Verfolgung oder Gewalt suchen, zu Gute kommen. Diesen Weg will Frankfurt auch in Zukunft beschreiten. Die Stadt steht für eine moderne, eine humanitäre Flüchtlingspolitik.

In diesem Sinne wurden in der Resolution nicht nur nach Frankfurt kommende Geflüchtete willkommen geheißen und die „Willkommenskultur“ zivilgesellschaftlich engagierter Frankfurterinnen und Frankfurter, städtischer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie der Hilfs- und Flüchtlingsorganisationen als vorbildlich begrüßt. Ausdrücklich betonte sie, dass sich die Stadt ihrer humanitären Verantwortung stellt und entsprechende Erwartungen auch an das Land Hessen hat. Diese Erwartungshaltung soll nun aktiv vertreten und eine humanitäre Asylpolitik eingefordert werden.

Bereits im vergangenen Jahr traten die Länder Schleswig-Holstein und Thüringen als Vorbilder einer humanitären Asylpolitik auf. So wurden in den Wintermonaten Abschiebungen von Angehörigen besonders schutzbedürftiger Minderheiten durch die zuständigen Ausländerbehörden vorübergehend ausgesetzt. Eine Abschiebung von Angehörigen schutzbedürftiger Minderheiten in den Wintermonaten stellt auf Grund von Witterungs-, Ernährungs-, Gesundheits- und Unterkunftsbedingungen in entsprechenden Staaten und Regionen eine unzumutbare Härte und letztlich einen Verstoß gegen die Menschenwürde dar. Das Bundesverfassungsgericht stellte fest: Die in Art. 1 Abs. 1 GG garantierte Menschenwürde ist migrationspolitisch nicht zu relativieren (1 BvL 10/10). Die Möglichkeit der vorübergehenden Aussetzung von Abschiebungen aus humanitären Gründen ist gemäß § 60a Abs. 1 des Aufenthaltsgesetzes gegeben.

Als Angehörige diskriminierter Minderheiten gelten unter anderem Roma, Aschkali, Bosniaken, Ägypter, Torbeschen und Goranen. Diesen wird unter anderem in den Staaten Serbien, Mazedonien, Kosovo, Albanien, Aserbaidschan, Bosnien-Herzegowina und Montenegro – mitunter trotz der Einstufung als sichere Herkunftsländer – systematisch der Zugang zu Wohnraum, Bildung und Krankenversorgung oder auch die Registrierung als Arbeitssuchende verwehrt. Dies ergibt sich unter anderem aus den Lageberichten des Auswärtigen Amtes, den Entscheiderbriefen des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge und Berichten des Europarats sowie Berichten von Organisationen wie amnesty international und Human Rights Watch.

Ebenso gelten gemäß Artikel 21 der EU-Aufnahmerichtlinie (2013/33/EU) als besonders schutzbedürftig Minderjährige, unbegleitete Minderjährige, Menschen mit Behinderungen, ältere Menschen, Schwangere, Alleinerziehende mit minderjährigen Kindern, Opfer von Menschenhandel, Personen mit schweren körperlichen Erkrankungen, Personen mit psychischen Störungen und Personen, die Folter, Vergewaltigung oder sonstige schwere Formen psychischer, physischer oder sexueller Gewalt erlitten haben.

Antragstellende

  • Stadtv. Carmen Thiele
  • Stadtv. Dominike Pauli
  • Stadtv. Lothar Reininger
  • Stadtv. Luigi Brillante
  • Stadtv. Martin Kliehm
  • Stadtv. Merve Ayyildiz
  • Stadtv. Peter Gärtner
Veröffentlicht unter Anträge | Verschlagwortet mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , | Kommentare deaktiviert für Sofortiger Winterabschiebestopp für besonders schutzbedürftige Personen

Video-Dolmetschung bei medizinischer Versorgung

Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen:

Der Magistrat wird beauftragt, zu prüfen und zu berichten:

  • Wie die Stadt Frankfurt eine Video-Dolmetschung zunächst bei der medizinischen Versorgung für nicht-deutschsprachige Patientinnen und Patienten in Frankfurt realisieren kann.
  • Welche Dienstleister hierfür am Markt sind; insbesondere wie sich die Angebote unterscheiden bezüglich der angebotenen Sprachen, der Verfügbarkeit innerhalb einer angemessenen Minutenfrist, dem Anteil der beeidigten oder ermächtigten Dolmetschenden oder Übersetzenden, der Kosten, der einfachen Nutzung möglichst ohne zusätzliche Software auf Desktop-Computern, der Unterstützung von mobilen Endgeräten sowie der Sicherheit im Umgang mit personenbezogenen medizinischen Daten.
  • Mit welchen Partnern (z.B. Kliniken, niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten, Gesundheitsamt) ein Pilotprojekt sinnvoll zu realisieren wäre.
  • Welche jährlichen Kosten, ausgehend von den Nutzungszahlen in Wien, dabei zu erwarten wären und wie diese Kosten im Verhältnis zum Nutzen stehen, etwa durch bessere, frühzeitigere und effizientere Anamneseerhebung, Diagnose und Behandlung.

Begründung

In Frankfurt leben Menschen aus zahlreichen Ländern dieser Erde, und nicht alle von ihnen sind der deutschen Sprache oder medizinischer Fachbegriffe mächtig. Insbesondere der jüngste Zuzug von Geflüchteten brachte sprachbedingte Defizite der medizinischen Versorgung nicht-deutschsprachiger Patientinnen und Patienten ans Licht. Nicht immer stehen Familienmitglieder oder andere zur Dolmetschung zur Verfügung. Arztbesuche ohne ausreichende Möglichkeiten der Verständigung verhindern mitunter Anamnese und Diagnose. Notwendige medizinische Maßnahmen werden dadurch erschwert, verzögert oder bleiben aus.

Die Stadt Frankfurt – sich der sprachlichen Vielfalt ihrer Bewohnerinnen und Bewohner sowie sich ihrer ethischen Verantwortung bewusst – muss mit diesem Problem einen Umgang finden.

Ein solcher Umgang wäre es, einen Dienstleister für Video-Dolmetschung nach Wiener Vorbild zu nutzen. Bereits 2013 wurde in Wien ein entsprechendes Pilotprojekt begonnen, welches nun in den Regelbetrieb überführt wird. Die Video-Dolmetschung ermöglicht den Abbau von Sprachbarrieren zwischen medizinischem Personal und ihren Patientinnen und Patienten. Sie garantiert somit für alle einen niederschwelligen Zugang zur bedarfsgerechten Gesundheitsversorgung und ermöglicht deren hohe Qualität effizienter zu gestalten, langfristig zu sichern und zukunftsgerecht auszubauen.

Perspektivisch wäre nach einer erfolgreichen Pilotphase eine Verstetigung sowie eine Ausweitung auf städtische, nicht-medizinische Behörden denkbar.

Antragstellende

  • Stadtv. Carmen Thiele
  • Stadtv. Dominike Pauli
  • Stadtv. Lothar Reininger
  • Stadtv. Luigi Brillante
  • Stadtv. Martin Kliehm
  • Stadtv. Merve Ayyildiz
  • Stadtv. Peter Gärtner
Veröffentlicht unter Anträge | Verschlagwortet mit , , , , , , , , , , , , , | Kommentare deaktiviert für Video-Dolmetschung bei medizinischer Versorgung

Von der Notlösung zum menschenwürdigen Dauerzustand

Dringlicher Antrag gem. § 17 (3) GOS

Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen:

  1. Für die Unterbringung, Betreuung, Integration und Inklusion der in Frankfurt ankommenden und lebenden geflüchteten Menschen werden ausreichend Mittel bereitgestellt für
    • eine umfassende medizinische Versorgung
    • eine umfassende Kinderbetreuung
    • eine schulische Unterstützung von Kindern und Jugendlichen
    • eine angemessene psychosoziale Betreuung
    • den Erwerb der deutschen Sprache
    • die Personalaufstockung bei städtischen Behörden
    • Personal zur Betreuung und Koordinierung der ehrenamtlichen Helfer
  2. Es werden genügend Mittel bereitgestellt für den Bau von Sozialwohnungen für alle Anspruchsberechtigten, inklusive geflüchteter Menschen.
  3. Der Magistrat wird beauftragt, einen Entwurf für einen Nachtragshaushalt für das Haushaltsjahr 2016 mit einer aktualisierten Finanzplanung für die Jahre bis 2020 vorzulegen.

Begründung

Seit Wochen sind hauptamtlich Tätige und ehrenamtliche Helferinnen und Helfer mit allen Kräften im Einsatz. Sie arbeiten manchmal bis an die Grenzen ihrer persönlichen Belastbarkeit, um den geflüchteten Menschen, die nach Frankfurt kommen, zu helfen.

Die Stadt Frankfurt war auf die hohe Zahl der ankommenden Menschen nicht vorbereitet. Deswegen konnte nur mir Notlösungen auf die Situation reagiert werden.

Ein menschenwürdiger und angemessener Umgang mit geflüchteten Menschen kann aber auf Dauer nicht auf Notlösungen beruhen. Damit sie nicht zu einem Dauerzustand werden, muss die Stadt die nötigen Voraussetzungen in finanzieller und personeller Hinsicht schaffen. Nur so kann auf lange Sicht eine richtige Integration gelingen.

Antragstellende

  • Stadtv. Carmen Thiele
  • Stadtv. Dominike Pauli
  • Stadtv. Lothar Reininger
  • Stadtv. Luigi Brillante
  • Stadtv. Martin Kliehm
  • Stadtv. Merve Ayyildiz
  • Stadtv. Peter Gärtner
Veröffentlicht unter Anträge | Verschlagwortet mit , , , , , , , , , , , | Kommentare deaktiviert für Von der Notlösung zum menschenwürdigen Dauerzustand

Geflüchtete in Frankfurt

Kontext: Wortprotokoll über die 44. Plenarsitzung der Stadtverordnetenversammlung Frankfurt am Donnerstag, dem 24. September 2015 (16.00 Uhr bis 21:18 Uhr), TOP 5, Flüchtlinge in Frankfurt

Stadtverordneter Martin Kliehm, DIE LINKE. im Römer:

Sehr geehrte Damen und Herren!

Herr Schenk, ich gehe zunächst ein wenig auf Ihre Rede ein. Immer wenn es um Grundrechte geht, gibt es irgendjemanden, der mit dem Grundgesetz winkt. Sie übersehen dabei, dass es im Grundgesetz nicht nur um Deutsche, sondern um Menschen geht. In den ersten Artikeln des Grundgesetzes geht es um Menschenrechte, und deswegen gilt unsere Hilfe Menschen in Not und nicht nur ausschließlich Deutschen. Sie verdrehen insofern auch die Tatsachen, wenn Sie sagen, dass man auch die Sorgen der Sportvereine ernst nehmen muss. Wenn Sie in den letzten Tagen die Zeitungen gelesen haben, dann hätten Sie feststellen können, dass genau diese Sportvereine sagen, dass ihre Probleme, dass sie jetzt woanders trainieren müssen, Luxusprobleme sind angesichts der Tatsache, dass Menschen in lebensbedrohlichen Situationen über das Mittelmeer flüchten. Was ist dagegen schon das Problem, dass man auf eine andere Sporthalle ausweichen muss. Diese Vereine geben sehr gerne freiwillig und mit einer Willkommenskultur ihre Räume für Flüchtlinge her.

(Beifall)

Insofern glaube ich auch nicht, dass wir in Deutschland ein Flüchtlingsproblem haben. Wenn, dann haben wir in einigen Gesellschaftsschichten und Orten ein Naziproblem. Insofern, wenn Herr Hübner, wie von den Jusos kritisiert, sagt, wir haben einen Teilaustausch des deutschen Volkes: ja gerne doch. Schicken wir die Nazis alle nach Ungarn, die Flüchtlinge bleiben. Nazis vertreiben, Flüchtlinge bleiben, das können Sie heute auf jeder Demonstration hören.

(Zurufe)

Nur einen Flüchtling können Sie gerne mitnehmen, und das ist Erika Steinbach, es gibt sonst niemanden, der so viel hetzt.

(Zurufe)

Wenn Sie nicht nach Ungarn kommen, weil Sie an der Grenze aufgehalten werden, dann gehen Sie nach Bayern, das ist nicht mehr so weit.

Währenddessen ist aber Europa uneins. Übernächstes Wochenende findet in der Paulskirche die Einigkeitsfeier statt, die unter dem jetzt etwas zynisch klingenden Motto „Grenzen überwinden“ gefeiert wird. Während dort drüben Grenzen überwunden werden, werden de facto Grenzen geschlossen. Es gibt ein ständiges Hin und Her. Erst wird im August Dublin ausgesetzt, dann wird Schengen ausgesetzt und auf einmal haben wir in Europa wieder Grenzkontrollen. Die deutschen Grenzkontrollen haben auf die anderen Anrainerstaaten einen Dominoeffekt, auf einmal gibt es in ganz vielen Staaten Grenzkontrollen. Gleichzeitig werden in Europa wieder Mauern gebaut, während wir hier den 25-jährigen Mauerfall feiern. Jetzt wird an der ungarischen Grenze NATO-Stacheldraht gezogen, es werden Wasserwerfer und Soldaten gegen Flüchtlinge eingesetzt, und an dieser Stelle muss man erwähnen, dass es deutsche Wasserwerfer sind und deutsche Waffen, die exportiert wurden, Jutta Ditfurth hat es gerade gesagt, und dass eine Beratung durch die deutsche Bundespolizei für die ungarischen Behörden stattfindet. Währenddessen ist das Mittelmeer längst zum Massengrab geworden.

Gestern beschlossen, ich hätte fast nichts anderes erwartet: Es wird nicht etwa auf europäischer und auf Bundesebene darüber geredet, wie wir sichere Fluchtwege schaffen können, nein, Erdogan wird eine Milliarde Euro gegeben, damit er eine Mauer zwischen der Türkei und Syrien baut!

(Zurufe)

Herr Oesterling, Sie bekommen auch noch Ihr Fett weg.

(Zurufe, Heiterkeit)

Man muss gar nicht so weit gehen. In Berlin gibt es Bestrebungen, das Grundrecht, das Menschenrecht auf Asyl, weiter einzuschränken. Union und SPD haben dort einen Gesetzesentwurf vorgelegt, der in weiten Teilen die Punkte der BFF-Forderung beinhaltet.

(Beifall, Zurufe)

Ich frage Sie, was macht die SPD eigentlich in dieser Koalition? Und die GRÜNEN werden das im Bundesrat mittragen.

(Zurufe)

Es wird massive Verschärfungen bei geduldeten Flüchtlingen geben. Etwa 159.000 Flüchtlinge in Deutschland, die aus vermeintlich sicheren Herkunftsländern kommen oder nicht an ihrer eigenen Abschiebung mitwirken, werden schlechter gestellt. Der Bundesfachverband Unbegleitete Minderjährige Flüchtlinge beurteilt das so, dass es zu einem Bildungsverbot für weiterführende und berufsbildende Schulen kommen wird, einem Arbeitsverbot, und es werden Sachleistungen statt Geldleistungen eingeführt bei Menschen, die sowieso schon unterhalb des Hartz IV-Satzes angesiedelt sind. Es wird Aufenthaltsverbote geben und eine Kasernierung in Massenunterkünften. Das ist die Reaktion darauf, dass wir jetzt einer Herausforderung der Integration entgegensehen. Sie müssen sich eingestehen – also wir sind da, glaube ich, relativ einer Meinung, aber auf Bundes- und Europa-Ebene sollte man sich eingestehen – dass die Dublinabkommen gescheitert sind. Wir sehen jetzt, Dublin ist Makulatur.

Die Konsequenz daraus muss aber keine weitere Verschärfung des Asylrechts sein und auch keine Einschränkung der Grundrechte, sondern wir müssen jetzt – teilweise wurde es schon gesagt – legale sichere Fluchtwege schaffen. Wir brauchen ein Einwanderungsgesetz, aber sicherlich nicht so, wie die FDP das möchte. Wir müssen das Konzept von sicheren Herkunftsländern ad acta legen. Sie sehen, dass gerade jetzt viele Menschen aus den Balkanstaaten hierher kommen und sie sehen, dass es dort Korruption, Gewalt und Massenjugendarbeitslosigkeit gibt. Natürlich haben diese Menschen kein Anrecht auf einen Aufenthalt in der Bundesrepublik nach dem Asylrecht, aber sie haben jeden erdenklichen guten Grund, dort das Land zu verlassen, und sie werden diskriminiert, wenn sie denn beispielsweise Roma sind. Von daher gehören diese sicheren Herkunftsländer und die Zustimmung dazu abgeschafft.

Wir brauchen die Solidarität, die wir gerade in Frankfurt und auch in anderen Städten erleben. Diese Solidarität und Hilfsbereitschaft müssen wir auf ganz Europa ausweiten. Ich denke, dass es dann auch eine großartige Zukunft für uns hier und in anderen Ländern gibt. Wir brauchen wieder eine Reisefreiheit, eine Freizügigkeit für alle Menschen und keine Grenzen, die dichtgemacht werden.

Vielen Dank!

(Beifall)

Veröffentlicht unter Reden | Verschlagwortet mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , | Kommentare deaktiviert für Geflüchtete in Frankfurt

Leerstand in der Leerbachstr. 92

Das Haus Leerbachstraße 92 steht seit Jahren leer. Der Eigentümer hat 2012 mitgeteilt, dass er das Haus abreißen und möglichst vergrößert und mit Tiefgarage neu errichten möchte. Seitdem ist nichts geschehen. Das Gebäude Leerbachstraße 92 war bislang ein Wohnhaus mit 18 Wohneinheiten.

Ich frage den Magistrat:

Gibt es Gespräche mit dem Eigentümer des Hauses, ob in dem Gebäude Flüchtlinge untergebracht werden können?

Schriftliche Antwort des Magistrats

Bei der Liegenschaft Leerbachstraße 92 handelt es sich um ein genehmigtes Wohnhaus. Insofern bestehen aus baurechtlicher Sicht keine Bedenken gegen die Unterbringung von Flüchtlingen in den Wohnungen. Der Leerstand dieser Liegenschaft ist den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die mit der Akquise von Unterkünften für Flüchtlinge betraut sind, bisher nicht bekannt. Es wird jedoch umgehend Kontakt aufgenommen um zu prüfen, ob eine Nutzung erfolgen kann.

Veröffentlicht unter Fragen | Verschlagwortet mit , , , , , , | Kommentare deaktiviert für Leerstand in der Leerbachstr. 92

Fraport nutzt die Gunst der Stunde und will 14 gewinnbringende Flughäfen für 40 Jahre betreiben

Die Fraport AG beabsichtigt, 14 gewinnbringende regionale Flughäfen in Griechenland für 40 Jahre als Betreiber zu übernehmen. 14 gewinnbringende Flughäfen verkaufen und die anderen 30 Flughäfen, die keinen Gewinn machen und subventioniert werden müssen, bleiben beim griechischen Staat. Mit diesem Satz beschreibt der griechische Infrastrukturminister Christos Spirtzis die ausweglose Lage. Die Gewinne fließen ab, die Verluste bleiben beim griechischen Staat und erhöhen die Schuldenlast. Das ist das Ergebnis der Erpressungspolitik der europäischen Institutionen gegenüber der gewählten griechischen Regierung und der griechischen Bevölkerung.

Vor diesem Hintergrund beschließt die Stadtverordnetenversammlung, die von ihr in den Aufsichtsrat der Fraport entsandten Magistratsmitglieder Peter Feldmann und Uwe Becker auf Folgendes zu verpflichten:

  1. dass der weitere Erhalt und Ausbau der Flughafen–Infrastruktur in Griechenland bei der Unternehmenspolitik der Fraport in Griechenland als ein Ziel festgelegt wird. Das hat im Interesse der griechischen Bevölkerung auch für die Flughäfen zu gelten, die Fraport nicht übernimmt.
  2. dass gewerkschaftliche Vertretung und die Regelung der Arbeitsbedingungen durch Tarifverträge anerkannt und befördert werden, Arbeitsplatzabbau verhindert und neue Arbeitsplätze geschaffen werden.
  3. Bisher wurden auch nichtprofitable Flughäfen quersubventioniert. Fallen die gewinnbringenden Flughäfen aus, müssen Strukturen geschaffen werden, die beim griechischen Staat verbliebenen Flughäfen zu finanzieren ohne die Schuldenlast zu erhöhen. Ein drohender Verfall der Infrastruktur muss verhindert werden. Investitionen müssen getätigt werden. Dafür trägt die Fraport AG auch die Verantwortung, wenn die profitablen Flughäfen übernommen werden. Und ebenso die Stadt Frankfurt, die gemeinsam mit dem Land Hessen Mehrheitsaktionäre der Fraport AG sind.

Antragstellende

  • Stadtv. Carmen Thiele
  • Stadtv. Dominike Pauli
  • Stadtv. Lothar Reininger
  • Stadtv. Luigi Brillante
  • Stadtv. Martin Kliehm
  • Stadtv. Merve Ayyildiz
  • Stadtv. Peter Gärtner
Veröffentlicht unter Anträge | Verschlagwortet mit , , , , , , , , | Kommentare deaktiviert für Fraport nutzt die Gunst der Stunde und will 14 gewinnbringende Flughäfen für 40 Jahre betreiben

In Frankfurt Unterkünfte schaffen, bevor der Winter einzieht

Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen:

Der Magistrat wird beauftragt, zu prüfen und zu berichten:

Es soll geprüft werden, welche rechtlichen Möglichkeiten bestehen, leer stehende Wohnungen und leer stehende Büroräume zur Unterbringung von geflüchteten Menschen heranzuziehen und ggf. zu beschlagnahmen.

Die zuständigen Stellen der Stadt Frankfurt prüfen die rechtlichen und technischen Möglichkeiten für die Umwandlung folgender Liegenschaften und Räumlichkeiten in Unterkünfte für geflüchtete Menschen:

  • Die leer stehenden Gebäude auf dem ehemalige Betriebsgelände der Firma Neckermann an der Hanauer Landstraße
  • Die Gebäude auf dem Gelände des Campus Bockenheim, insbesondere Räume im Juridicum

Begründung:

Die Zahl der Menschen, die aus Kriegs- und Krisengebieten nach Deutschland fliehen, hat in den letzten Monaten rapide zugenommen. Die Sozialdezernentin berichtet, dass in diesem Jahr voraussichtlich 4000 geflüchtete Menschen in Frankfurt  untergebracht werden müssen.

Angesichts des bevorstehenden Winters ist die Suche nach adäquaten Unterkünften dringlicher denn je. Vor allem werden wegen der einbrechenden Kälte noch mehr Menschen über den Landweg nach Europa bzw. Deutschland kommen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat nach langem Schweigen die Situation der geflüchteten Menschen zur Chefsache erklärt und die zuständigen Stellen  aufgefordert, unbürokratische Lösungen zu finden.

Antragstellende

  • Stadtv. Carmen Thiele
  • Stadtv. Dominike Pauli
  • Stadtv. Lothar Reininger
  • Stadtv. Luigi Brillante
  • Stadtv. Martin Kliehm
  • Stadtv. Merve Ayyildiz
  • Stadtv. Peter Gärtner
Veröffentlicht unter Anträge | Verschlagwortet mit , , , , , , , , , , , | Kommentare deaktiviert für In Frankfurt Unterkünfte schaffen, bevor der Winter einzieht

Betreuungsgeld für Kinderbetreuung in Integrationskursen einsetzen

Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen:

Die Magistrat setzt sich mit all seinen Möglichkeiten dafür ein, dass das eingesparte Betreuungsgeld weiter für die Betreuung von Kindern unter 3 Jahren eingesetzt wird, und zwar in Form der Kinderbetreuung parallel zum Deutschkurs ihrer Mütter.

Begründung

Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge finanziert die integrationskursbegleitende Kinderbetreuung seit Oktober 2014 nicht mehr. Thema war dies auch in mehreren Sitzungen des Bildungsausschusses. Hier haben Teilnehmerinnen der Integrationskurse sehr deutlich gemacht, welche Bedeutung die Teilnahme an den Kursen und die damals gesicherte sehr gute Betreuung ihrer Kinder für ihre Integration in die Gesellschaft hatte. Die Folgen der Streichung der Mittel sind deutlich geworden: Viele Mütter bleiben jetzt zuhause und lernen kein Deutsch.

Nun da das Betreuungsgeld als verfassungswidrig eingestuft wurde, wäre dies eine Gelegenheit, sich für eine langfristige Finanzierung der kursbegleitenden Kinderbetreuung einzusetzen. Frauen müssen die Unterstützung bekommen, die sie brauchen, um erfolgreich und ohne Zeitverlust am Integrationskurs teilnehmen zu können.

Antragstellende

  • Stadtv. Carmen Thiele
  • Stadtv. Dominike Pauli
  • Stadtv. Lothar Reininger
  • Stadtv. Luigi Brillante
  • Stadtv. Martin Kliehm
  • Stadtv. Merve Ayyildiz
  • Stadtv. Peter Gärtner
Veröffentlicht unter Anträge | Verschlagwortet mit , , , , , | Kommentare deaktiviert für Betreuungsgeld für Kinderbetreuung in Integrationskursen einsetzen

Innenstadt-Konzept

Kontext: Wortprotokoll über die 43. Plenarsitzung der Stadtverordnetenversammlung Frankfurt am Donnerstag, dem 16. Juli 2015 (16.00 Uhr bis 23:55 Uhr), TOP 6, Innenstadt-Konzept

Stadtverordneter Martin Kliehm, DIE LINKE. im Römer:

Sehr geehrte Damen und Herren!

Ich glaube, das ist ein denkwürdiger Tag, denn Herr Dr. Kößler hat die LINKE. gelobt. Das sind wir eigentlich gar nicht gewöhnt. Ich hatte mir eigentlich auch die schwarz‑rote Koalition nach den Kommunalwahlen anders vorgestellt. Ich glaube, Herr Dr. Kößler, das müssen Sie mit der Jungen Union noch einmal klären, die sind da anderer Meinung.

(Zurufe)

Herr Amann hat es gerade schon angesprochen, wir betrachten hier fast ein Jahrhundertprojekt. Es hat 2001 schon angefangen, das heißt, der Magistrat hat 14 Jahre an diesem Innenstadtkonzept herumgebastelt, hat elf Informationsveranstaltungen mit 300 Bür-gerinnen und Bürgern durchgeführt. Was ist dabei herausgekommen? Elf Punkte auf der Vorschlagsliste. Im Prinzip haben Sie dann für jede dieser Informationsveranstaltungen einen Vorschlag geliefert. Warum das 14 Jahre gedauert hat, wundert mich nicht, wenn ich mir Herrn Baier anhöre. Sie gehen da so ins Klein-Klein, bis hin zu den Inschriften aus dem Rabbi von Bacherach. Wahrscheinlich haben Sie auch schon die Dias ausgewählt, die Sie irgendwohin projizieren möchten. Kein Wunder, dass das so lange dauert. Herr Hübner würde sich freuen, mit ihm können Sie bestimmt auch über die Spolien diskutieren.

Allerdings rudern Sie da jetzt bei einigen von diesen elf Vorschlägen sogar schon wieder zurück. Der schwarz‑grüne Magistrat macht einen Vorschlag und die schwarz‑grüne Koalition sackt gleich so ein paar davon wieder ein. Sie haben Gott sei Dank erkannt, dass es nicht gut ist, die Katharinenkirche zuzubauen. Das haben wir auch gesagt. Sie haben erkannt, dass es gut ist, einige der Fünfzigerjahre‑Gebäude zu erhalten. Sie rudern beim Zubauen des Roßmarkts etwas zurück und Sie haben eine geniale Lösung für diese Wüste, die Sie am Goetheplatz geschaffen haben. Denn, was Sie dort verhunzt haben, können Sie jetzt rückgängig machen, indem Sie einfach ein Haus dort hinstellen. Ich glaube, das hätten wir uns auch sparen können.

Was die Berliner Straße und den Mainkai angeht, von denen dieses Konzept immerhin schon sagt, dass sie zurückgebaut werden sollen, werden Sie auf einmal vorsichtig und sagen, wir müssen das erst einmal prüfen und die Mainova möchte dort erst einmal baggern und dann sehen wir, was dabei herauskommt. Am Ende bleiben von diesen elf Vorschlägen vielleicht noch sieben übrig. Sie haben vielleicht noch ein paar zusätzliche gemacht, aber da hätte ich nach 14 Jahren ein bisschen mehr erwartet. In Wahrheit wollte Edwin Schwarz sich damit ein Denkmal bauen. Er war zwölf Jahre lang Leiter des Stadtplanungsamtes, dann hat er aber leider vor der letzten Kommunalwahl dieses Innenstadtkonzept aus der Schublade geholt, hat dabei Konzepte entworfen wie in den 1980ern, und deswegen ist es glücklicherweise erst einmal wieder für ein paar Jahre in der Schublade verschwunden.

Diese Hochpunkte, die Sie zum Beispiel anstelle der Stoltze‑Schule bauen wollten, haben Sie wieder gestrichen. Darüber bin ich sehr froh, denn die Gründerzeitbebauung in Frankfurt ist sehr wichtig. Sie können nicht sagen, dass Sie das Odeon erhalten wollen und dann nebenan anstelle der Stoltze‑Schule einen Klotz hinbauen. Sie haben erkannt, dass es wichtig ist, das Gefängnis im Klapperfeld aufgrund seiner historischen Bedeutung zu erhalten. Im Innenstadtkonzept ist auch der Abriss der SPD‑Zentrale nicht mehr enthalten. Aber die späte Rache kam, indem CDU und GRÜNE es in ihren eigenen Antrag wieder hineingeschrieben haben. Also, die SPD‑Zentrale wird wegplaniert sobald es dort eine Umnutzung gibt und dann werden dort auch Wohngebäude gebaut. Ich glaube, die SPD sieht das ein bisschen anders.

Ich komme einmal zu den guten Punkten. Sie sagen, Sie möchten dem Klimawandel begegnen – Frau Heilig ist gerade nicht da –, aber wir haben schon ein Klimakonzept für Frankfurt.

(Zurufe)

Für das Protokoll: Frau Heilig ist hinten im Saal. Im Innenstadtkonzept steht zum Klimawandel, dass Sie etwas dagegen tun wollen, aber unter einem Finanzierungsvorbehalt. Wir können gerne weiter schwitzen. Sie gehen an diesem Punkt auch nicht wirklich ins Detail. Sie gehen bei den Dekorierungen von irgendwelchen Toren ins Detail, aber wie Sie jetzt zum Beispiel den Römerberg in den Sommermonaten weniger heiß machen wollen, so wie wir es gerade erleben, dazu haben Sie noch keine Idee.

Was gut ist – Herr Amann hat es gerade gesagt –, Sie wollen die Wegeverbindungen herstellen, Sie wollen für den Anlagenring ein Konzept erstellen, wie man dort besser mit dem Fahrrad fahren kann. Aber überlegen Sie sich zum Beispiel auch einmal, ob es wirklich notwendig ist, um den Anlagenring herum eine dreispurige Straße zu haben oder ob man da nicht zum Beispiel auch einen Fahrradschnellweg bauen könnte. Sie sagen, Sie möchten eine bunte Mischung in der Innenstadt haben und die eigenständigen Identitäten stärken. Das hört sich erst einmal gut an, aber gleichzeitig gentrifizieren Sie die innenstadtnahen Bereiche einfach so weg. Sie sagen auch, Sie möchten die kulturelle Vielfalt sichern und herausstellen. Die Tage bekommen wir dann eine E‑Mail, dass die Projektfördermittel für kulturelle Vielfalt in der Katakombe einfach einmal gestrichen werden. Das ist doch unmittelbar in diesem Bereich. Die Katakombe ist seit Jahrzehnten eine Institution in Frankfurt.

(Beifall)

Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass im Innenstadtkonzept endlich steht, dass Sie in der Limpurgergasse eine Kita bauen möchten. Wir haben schon seit Jahren gefragt, da Sie immer sagen, Frankfurt sei eine kinderfreundliche Stadt, wie es denn mit der Kinderfreundlichkeit für die Kinder der Mitarbeitenden aussieht und wo denn die städtische Kita ist, in die die vielen Verwaltungsangestellten im Römer ihre Kinder morgens bringen können. Darauf haben Sie gesagt, dass Sie keinen Ort dafür haben. Jetzt endlich – hurra – haben Sie die Limpurgergasse dafür auserkoren.

Ich möchte auch noch einmal einen Punkt aus einem anderen Antrag lobend erwähnen, nämlich aus einem Antrag der RÖMER‑Fraktion. Sie haben das vielleicht gar nicht einmal so witzig oder ironisch gemeint, wie sie das sonst immer sagen, aber diese Wasserbusse, die sie vorschlagen, habe ich in anderen Städten gesehen und könnte sie mir sehr gut am Mainufer vorstellen.

Die LINKE. fordert in ihrem Antrag neben dem, was ich gerade schon gesagt habe, zum Beispiel auf diesen unendlich teuren Umbau der Hauptwache, die Deckelung der Hauptwache, zu verzichten. Wir wollen auch keine weiteren Hochhausstandorte in der Stiftstraße im Fischerfeld haben, es gilt der Grundsatz: nicht höher als 30 Meter bauen. Wir wollen keine weiteren Luxuswohngebiete mehr haben, wir wollen eine Durchmischung und mindestens 50 Prozent geförderten Wohnraum.

(Beifall, Zurufe)

Es mag sein, dass Sie es toll finden, dass an der Taunusanlage so eine Art „Central Park“ mit Luxuslofts entsteht, aber das ist nicht die Idee der LINKEN.

Nachdem Sie gesagt haben, man muss verhindern, dass die Braubachstraße als Schleichweg benutzt wird, wenn die Berliner Straße und der Mainkai verengt werden, haben wir dafür auch eine Idee. Sie schreiben in Ihrem eigenen Antrag, dass die Braubachstraße ein Kunstviertel ist, das durch die Altstadtbebauung sowieso besser erschlossen wird. Wir fordern, die Braubachstraße fußgängerfreundlich umzugestalten, dort weiterhin die Straßenbahn durchfahren zu lassen, aber wir sehen keinen Grund, da noch weiter Autos fahren zu lassen.

In Ihrem Konzept fehlt zum Beispiel vollkommen, was wir mit diesen Innenstadtparkhäusern machen. Die nehmen an der Konstablerwache oder hier an der Hauptwache eine Menge Platz weg.

(Zurufe)

Frau Tafel‑Stein, man kann Parkhäuser auch unter die Erde bauen. Sie werden es nicht glauben. Dazu muss ich Ihnen auch sagen, die Berliner Straße hat tatsächlich eine Trennwirkung. Das wird Ihnen vielleicht nicht so auffallen, wenn Sie mit Ihrem Sportwagen dort entlangfahren, aber wenn Sie einmal zu Fuß gehen, werden Sie diese Trennwirkung sehen. Sie entwickeln sich immer mehr zur Autofahrerpartei und ich sehe schon Ihr Wahlprogramm, da steht dann wieder etwas über die bösen Radfahrer drin.

Das Konzept der LINKEN. ist es, den Individualverkehr in der Innenstadt zu reduzieren. Wir haben eine sehr gute Anbindung durch den öffentlichen Personennahverkehr. Klar, er könnte noch weiter ausgebaut werden, er könnte auch billiger werden, und wir könnten auch ein Bürgerticket haben. Man muss nicht mit dem Auto in die Innenstadt fahren.

(Zurufe)

Wir haben schon vor Monaten einen Antrag gestellt, einmal im Jahr einen autofreien Sonntag im Innenstadtbereich zu veranstalten. Den Antrag haben die GRÜNEN abgelehnt. Komisch. Was die GRÜNEN von uns übernommen haben, war der Punkt mit der Barrierefreiheit. Wir haben aber zusätzlich noch gefordert, bei der Gelegenheit ein Blindenleitsystem einzuführen, wie es das zum Beispiel in der Innenstadt von Mainz gibt.

Jetzt stellt sich nach 14 Jahren die Frage: Was kommt jetzt? Dazu gibt das Innenstadtkonzept die Auskunft, das Konzept soll in Zukunft weiter konkretisiert und fortgeschrieben werden. Also, ich sage Ihnen voraus, wir sehen uns dann in 14 Jahren an dieser Stelle wieder und werden dann vielleicht einmal über Ihre Haushaltsanträge reden, inwiefern das tatsächlich umgesetzt wird.

Vielen Dank!

(Beifall)

Veröffentlicht unter Reden | Kommentare deaktiviert für Innenstadt-Konzept

Einsatzfahrzeuge des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes

Der Ärztliche Bereitschaftsdienst der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen, KV, unterhält derzeit rund um die Uhr, auch zu Sprechstundenzeiten, Einsatzfahrzeuge zur Notfallversorgung der Frankfurter Bevölkerung sowie der 336.000 Einpendelnden. Die Fahrzeuge sind auch Bestandteil des Notfallplans der Stadt Frankfurt. Der betreffende Vertrag wurde von der KV zum Jahresende gekündigt.

Ich frage den Magistrat:

Wie gedenkt er, nach Wegfall dieser Notfallressourcen die Versorgung von einer Million Menschen auf gleichbleibendem Niveau zu gewährleisten?

Antwort des Magistrats, Stadträtin Rosemarie Heilig:

Sehr geehrte Stadtverordnetenvorsteherin, sehr geehrte Damen und Herren, Herr Kliehm.

Es ist richtig, dass die Verträge für die drei Fahrzeuge des ärztlichen Notdienstes KV-intern zum 31.12.2015 gekündigt wurden. Es steht außer Frage, dass dies eine Verschlechterung der notärztlichen Versorgung der Stadt Frankfurt bedeutet. Der Träger des Rettungsdienstes bedauert die Kündigung dieser Vereinbarung außerordentlich, da die Fahrzeuge des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes eine wertvolle Rückfallebene darstellen.

In der Konsequenz heißt der Wegfall dieses Angebotes, dass der ärztliche Notdienst ab 2016 außerhalb der üblichen Praxiszeiten keine Patienten mehr zu Hause aufsuchen kann. Die medizinische Versorgung von Notfällen – darum geht es ja –, insbesondere von nicht mobilen Patienten wie zum Beispiel den Bewohnerinnen und Bewohnern von Altenpflegeheimen, wird dadurch klar eingeschränkt. Ferner sind erhöhte Belastungen der Klinikambulanzen – die ohnehin schon sehr belastet sind – ebenso zu befürchten, wie vermehrte Notarzteinsätze und Krankenhauseinweisungen.

Der allgemeine Anstieg der Rettungsdiensteinsätze wird hierdurch weiter verschärft. Ein Wegfall der drei KV-Notdienst-Fahrzeuge bedeutet darüber hinaus eine Lücke im Plan „Massenanfall an Verletzten“ der Stadt Frankfurt, da bisher bei einem solchen Notfall der ärztliche Notdienst die notärztliche Versorgung im Stadtgebiet mit übernommen hat. Leider blieben die bisherigen Gespräche der Stadt Frankfurt mit der KV mit dem Ziel, den Fortbestand des Versorgungssystems zu sichern, ergebnislos. Noch im Laufe dieses Jahres wird im Stadtgebiet Frankfurt am Main ein weiteres Notarzteinsatzfahrzeug der Regelvorhaltung in Dienst genommen, sodass es seltener zur Inanspruchnahme einer Rückfallebene kommen wird.

Als weitere Rückfallebene kann auf die Notarzteinsatzfahrzeuge der umliegenden Gebietskörperschaften zurückgegriffen werden. Dies ist im rettungsdienstlichen Geschehen durchaus gängige Praxis. Auch der in Frankfurt am Main stationierte Intensiv-Transport-Wagen, der für Sekundäreinsätze also für Verlegungen vorgesehen ist, kann dank der entsprechenden Ausstattung als Notarzteinsatzfahrzeug eingesetzt werden. Aktuell prüft der Magistrat weitere Alternativen und wird zu gegebener Zeit berichten.

(Beifall)

Stellvertretende Stadtverordnetenvorsteherin Dr. Renate Wolter-Brandecker:

Vielen Dank! Es gibt eine Zusatzfrage von Herrn Dr. Rahn. Bitte schön!

Stadtverordneter Dr. Dr. Rainer Rahn, RÖMER:

Frau Stadträtin, Sie sagten gerade, dass Ihre Gespräche mit der KV ergebnislos geblieben sind. Können Sie darstellen, woran Ihre Gespräche gescheitert sind?

Stadträtin Rosemarie Heilig:

(fortfahrend)

Wir haben erst einmal nicht verstanden, warum diese Notarzteinsatzfahrzeuge nicht mehr zum Zuge kommen. Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass die Vereinigung schlicht und einfach sagt, wir haben die Mittel dafür nicht und wollen auch die Mittel dafür nicht alleine aufbringen. In meinem Verständnis war es so, dass die KV davon ausgegangen ist, dass die Finanzierung von der Stadt übernommen werden soll, zumindest war das der Eindruck in der vergangenen Zeit. Wir haben auf unserer Seite appelliert und noch einmal versucht zu überzeugen, dass das auch noch weiter eine Aufgabe der KV bleiben soll. Das ist der Status der Gespräche. Das ist die Situation.

Stellvertretende Stadtverordnetenvorsteherin Dr. Renate Wolter-Brandecker:

Eine zweite Zusatzfrage kommt von Herrn Stadtverordneten Kliehm. Bitte!

Stadtverordneter Martin Kliehm, DIE LINKE. im Römer:

Über welche Höhe an Mitteln reden wir?

Stadträtin Rosemarie Heilig:

(fortfahrend)

Ich würde mich jetzt wirklich weit aus dem Fenster lehnen, wenn ich eine genaue Zahl nennen würde. Das müsste ich Ihnen, Herr Kliehm, nachreichen. Ich bitte um Verständnis.

Veröffentlicht unter Fragen | Verschlagwortet mit , , , , , , | Kommentare deaktiviert für Einsatzfahrzeuge des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes

Siedlung Mainfeld auch für arme Menschen erhalten

Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen:

Der Magistrat wird beauftragt, bei der Sanierung der Siedlung Mainfeld die folgenden Punkte zu beachten:

  1. Die Zusammenlegung von Kleinwohnungen ist nicht im geplanten Umfang durchzuführen.
  2. Die Belegung soll auch in Zukunft zu den Konditionen des ersten Förderweges erfolgen und nicht vorrangig im Rahmen des Familien- und Seniorenprogramms der Stadt Frankfurt.

Begründung

Laut Wohnungsmarktbericht 2014 (B 207 vom 22.5.2015, Seite 47) sind 48,9% aller Wohnungssuchenden Einpersonenhaushalte. Es besteht also eine große Nachfrage nach Kleinwohnungen, die entsprechende Aussage in der M 72 ist falsch.

Der wahre Grund für die geplante Zusammenlegung von Kleinwohnungen steht im „Konzept für eine sozialverträgliche Quartiersentwicklung“ (Seite 6 unten): Bereits seit längerer Zeit werden insbesondere die Eineinhalb-Zimmerwohnungen fast nur noch von Interessenten nachgefragt, die aufgrund sogenannter multipler Problemlagen größte Schwierigkeiten haben, eine Wohnung zu finden. Wer Schwierigkeiten hat, eine Wohnung zu finden, den will die ABG nicht als Mieter haben.

Da die ABG das Konzept der Zusammenlegung von Kleinwohnungen auch in anderen Wohnsiedlungen betreibt (z.B. Im Füldchen), heißt dies, dass diese Personengruppe kaum noch die Möglichkeit hat, in Frankfurt eine Wohnung zu finden. Anstatt ihnen zu helfen (insbesondere durch eine Betreuung durch Sozialarbeiter), sollen diese Menschen aus der Stadt vertrieben werden, oder sie landen in der Obdachlosigkeit.

Unter dem Vorwand der sozialen Durchmischung, die an sich zu begrüßen ist, wird in ganz Frankfurt von der ABG die Vertreibung von Menschen mit geringem Einkommen betrieben. Wenn auch im Mainfeld (wie im Konzept Seite 6 oben beschrieben) nur noch Mieter aufgenommen werden, deren Einkommen um bis zu 40 Prozent über den Einkommensgrenzen des ersten Förderweges liegt, dann werden Menschen mit geringem Einkommen in Frankfurt bald überhaupt keine Wohnung mehr finden. Dabei ist das Mainfeld schon lange kein sozialer Brennpunkt mehr.

Unsozialer kann man nicht agieren!

Antragstellende

  • Stadtv. Carmen Thiele
  • Stadtv. Dominike Pauli
  • Stadtv. Lothar Reininger
  • Stadtv. Luigi Brillante
  • Stadtv. Martin Kliehm
  • Stadtv. Merve Ayyildiz
  • Stadtv. Peter Gärtner
Veröffentlicht unter Anträge | Verschlagwortet mit , , , , , , , , , , | Kommentare deaktiviert für Siedlung Mainfeld auch für arme Menschen erhalten

Cannabis-Pilotprojekt in Frankfurt

Kontext: Wortprotokoll über die 42. Plenarsitzung der Stadtverordnetenversammlung Frankfurt am Donnerstag, dem 11. Juni 2015 (16.01 Uhr bis 23:25 Uhr), TOP 10, Cannabis-Vergabe

Stadtverordneter Martin Kliehm, DIE LINKE. im Römer:

Sehr verehrte Damen und Herren!

Der Tagesordnungspunkt heißt Cannabis-Vergabe. Wenn ich dann den Saaldienst bitten dürfte, mit der Vergabe zu beginnen, während ich meine Rede halte.

(Heiterkeit)

Nein, aber im Ernst. Wir haben heute zwei Anträge auf der Tagesordnung, den einen von der SPD, den anderen von der Koalition und zusätzlich die Ortsbeiratsanregung des Ortsbeirates 1, die leider auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschoben ist. Ich fasse kurz zusammen: Die SPD sagt, es soll ein Modellprojekt mit einer medizinischen Cannabis-Vergabe für Erwachsene geben, und dazu sollen die notwendigen Schritte eingeleitet werden. Es soll sich mit anderen großen Städten analog des Frankfurter Weges koordiniert werden und sie sagt, die Legalisierung für die medizinische Nutzung ist längst überfällig, denn vor allem Schmerzpatienten, aber nicht nur die, sondern auch Patienten mit ADHS, Tourettesyndrom, posttraumatischer Stressbelastung, Krebs, AIDS, MS, Rheuma und Epilepsie können davon profitieren. Das sind wahnsinnig viele. In dem Antrag der SPD steht, dass allein die Anzahl der Schmerzpatienten in Deutschland zwölf bis 15 Millionen beträgt.

Jetzt sagt die Koalition, das wollen wir erst einmal nicht, wir wollen die Gesetzesinitiative des Bundesgesundheitsministeriums unterstützen. Dazu gibt es außer einem Interview in der Welt vom Februar noch nichts Konkretes. Die Bundesgesundheitsministerin hat gesagt, dass wir gegen Ende des Jahres mit etwas rechnen können. Jetzt hat aber die GRÜNE-Fraktion im März schon einen Entwurf für ein Cannabis-Kontrollgesetz in den Bundestag eingebracht. Da hören wir dann von der Bundesdrogenbeauftragten von der CSU, dass sie dagegen ist. Die SPD im Bundestag sagt, das sei unausgegoren. Sie kennen das aus den Reihen hier, wenn es heißt, etwas sei handwerklich nicht gut gemacht, bedeutet das, Sie können es nicht so richtig ablehnen, aber Sie lehnen es aus ideologischen Gründen ab, weil es die falsche Fraktion gestellt hat.

(Zurufe)

Ja richtig, so etwas machen Sie leider. Letztlich, was Sie jetzt in dem Koalitionspapier drinnen haben, was auch zum Teil schon umgesetzt ist, ist, dass gesagt wurde, dass die Ombudsstelle eine medizinische und juristische Beratung anbieten soll. Das soll zum 17. des Monats starten. Die Dezernentin hat das in der Zeitung als das Pilotprojekt angekündigt. Es mag sein, dass das in Deutschland einzigartig ist, aber es ist nicht das Pilotprojekt, das der Ortsbeirat beispielsweise möchte. Dort wird dann medizinisch und juristisch beraten, wie man durch diesen Antragsdschungel kommt. Auch heute ist es schon möglich, eine Ausnahmegenehmigung zu bekommen, um Cannabis als Schmerzmittel einzusetzen. Vielleicht kennen Sie die Zahlen. Wir haben einerseits diese zwölf bis 15 Millionen Schmerzpatienten in Deutschland, jetzt raten Sie einmal, wie viele Anträge davon in Deutschland gestellt wurden. Es sind momentan ungefähr 700 Personen, die einen Antrag gestellt haben. 700 Anträge, davon wurden 382 Anträge akzeptiert und in Hessen – Trara! – sind es 26 Menschen, die legal Cannabis konsumieren können.

Warum musste die Bundesregierung überhaupt handeln? Weil das Verwaltungsgericht Köln im Juli 2014 gesagt hat, der Eigenanbau soll in Einzelfällen gestattet sein. Es besteht aber eine Antragspflicht und dann können bis zu drei Pflanzen zu Hause angebaut werden. Warum ist das so? Das sagt die GRÜNE Fraktion im Bundestag, denn der Entwurf der Bundesregierung würde nur vorsehen, dass auf Lieferungen aus dem Ausland zurückgegriffen wird. Also, es soll nicht legal Cannabis in Deutschland angebaut werden, sondern es soll aus den Niederlanden kommen. Dann haben wir das gleiche System wie bisher. Es kommt nämlich vor, das sagt auch das Bundesgesundheitsministerium, dass dort Lieferengpässe bestehen, teilweise von Tagen bis zu mehreren Wochen. Bei den Lieferengpässen bringt es dann auch nichts, wenn es die Krankenkasse bezahlen würde, denn es gibt in der Apotheke einfach nichts. Das heißt also, die Lösung, wie sie von den GRÜNEN vorgeschlagen wurde, eben bis zu drei Pflanzen zu Hause anzubauen, wäre die Lösung, um dieser Verzögerung entgegenzutreten.

Aber der Entwurf der GRÜNEN geht noch weiter, denn sie wollen zum Beispiel das Straßenverkehrsgesetz und das Betäubungsmittelgesetz ändern, um aus dem Betäubungsmittelgesetz Cannabis und THC herauszunehmen und im Straßenverkehrsgesetz analog zur 0,5 Promillegrenze bei Alkohol auch eine Grenze für THC im Blut einzuführen. Das heißt, es bringt momentan nichts, wenn ich diese Rechtsberatung habe, dann durch diesen Antragsdschungel durchkomme und legal Cannabis konsumieren darf, nur leider ist dann mein Führerschein weg, weil in meiner Haarprobe uralte Cannabisrückstände gefunden wurden.

Stellvertretender Stadtverordnetenvorsteher Ulrich Baier:

Ich wurde von meinen Beisitzern darauf hingewiesen, dass es auf der linken und rechten Seite etwas unruhig ist.

Stadtverordneter Martin Kliehm, DIE LINKE. im Römer:

(fortfahrend)

Wir müssen das ganzheitlich betrachten. Ich kann Ihnen empfehlen, einmal die Wirtschaftswoche zu lesen, die bekanntlich kein Kiffermagazin ist. Die Wirtschaftswoche hat das aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten betrachtet. Sie hat zum Beispiel gesagt, die Vorstellung, dass man durch Prohibition und Kriminalisierung die Leute vor sich selbst und anderen schützen kann, ist ziemlich naiv. Was hingegen die Erfahrungen im Ausland gezeigt haben, sagt eine Studie der Carnegie Mellon University in Pittsburgh, die Großhandelspreise werden dramatisch fallen. Das heißt, die Nettoverkaufspreise werden um 80 bis 90 Prozent fallen. Seit der Legalisierung in einigen US-Bundesstaaten brechen den mexikanischen Drogenkartellen die Einnahmen weg, und genau das ist der richtige Weg, um den illegalen Drogenmarkt zu bekämpfen.

(Beifall)

Aber was bringt die Repression? Ich habe Zahlen aus Berlin, dort haben Anfang des Jahres vermehrt Razzien im Görlitzer Park stattgefunden. Dort sind ungefähr 14.000 Einsatzstunden bei der Polizei angefallen. Das kostet den Steuerzahler ungefähr eine halbe Millionen Euro und von diesen Kontrolldelikten werden dann 95 Prozent als Bagatelldelikte eingestellt. Da sehen Sie, wohin die Repression führt. Wäre das Ganze legal, Colorado hat es vorgemacht und im ersten Jahr umgerechnet 50 Millionen Euro an Steuern und Abgaben erzielt, und im nächsten Jahr gab es eine Steigerung um 150 Prozent, wären das auf Deutschland hochgerechnet, konservativ geschätzt jährliche Steuereinnahmen von 800 Millionen Euro. Sehr optimistisch geschätzt wären das zwei Milliarden Euro Steuereinnahmen. Hingegen würden wir an Repressionen und unnötiger Verfolgung durch die Polizei und Staatsanwaltschaft ungefähr 1,8 Milliarden Euro sparen.

Überlegen Sie sich bitte, was Sie mit diesen 3,8 Milliarden Euro machen könnten. Sie könnten zum Beispiel die Beratung ausbauen, denn Kiffer sind keine Kriminellen, sie tun anderen nicht weh. Cannabis-Prävention wird aber derzeit tabuisiert. Frau Heilig sagt selbst, wir können die Jugendlichen derzeit nicht erreichen, denn darüber zu sprechen ist momentan ein Tabu, niemand wird sich in der Schulklasse outen. Die Berliner Fachstelle für Suchtprävention sagt aber, darüber zu sprechen sollte so normal sein wie Verkehrserziehung im Kindergarten. Das können wir nur erreichen, wenn es bei der Nutzung durch Erwachsene nicht mehr kriminalisiert wird.

(Beifall)

Es sind ungefähr 2,3 Millionen Volljährige, die in Deutschland regelmäßig kiffen. Von den 15 bis 16-Jährigen sind es deutschlandweit 22,2 Prozent. Die Zahlen aus Frankfurt kennen Sie, hier kiffen bei den 14 bis 18 Jährigen ungefähr 25 Prozent regelmäßig. Das heißt, mit einer Kriminalisierung kommen wir nicht weiter. Der CDU muss ich entgegenhalten, dass das Schweizer Institut für Sucht- und Gesundheitsforschung sagt, dass Cannabis keine Einstiegsdroge ist. Relevante Faktoren sind hier das soziale Umfeld oder die genetische Disposition.

Bei exzessivem Konsum steigt das Risiko der Psychose leicht an, sagt das Institut. Es ist aber volkswirtschaftlich schlimmer, diese Menschen nicht zu erreichen und ihnen nicht helfen zu können. Wir brauchen also nicht auf einen Entwurf der Bundesregierung zu warten. Was wir bräuchten, wäre ein Cannabiskontrollgesetz wie es die GRÜNEN und die LINKEN im Bundestag gefordert haben. Was wir eigentlich bräuchten, wäre ein Modellversuch wie ihn der Ortsbeirat vorgeschlagen hat, nämlich eine Ausnahmegenehmigung nach § 3 Absatz 2 des Betäubungsmittelgesetzes mit wissenschaftlicher Begleitung zu erwirken. Ebenfalls brauchen wir den Frankfurter Weg, den wir bei Heroin gegangen sind und den wir bei Cannabis fortführen sollten.

Vielen Dank!

(Beifall)

[…]

Stadtverordneter Martin Kliehm, DIE LINKE. im Römer:

Ich danke Herrn Popp für diesen guten und richtigen Beitrag. Ich wollte auch noch einmal auf ein paar Punkte eingehen. Dass Cannabis keine Einstiegsdroge ist, wurde jetzt schon wiederholt gesagt, aber auch der Vergleich mit dem Komasaufen hinkt vorne und hinten. Es ist nicht möglich, sich ins Koma zu kiffen. Das ist medizinisch einfach nicht möglich. Von daher an die CDU gerichtet: Bitte informieren Sie sich diesbezüglich etwas besser.

Es ist nicht geplant, auf Schulhöfen Haschplätzchen zu verkaufen oder dass auf den Schulhöfen in Zukunft Jugendliche kiffen. Ich habe zufällig den Entwurf der GRÜNEN-Bundestagsfraktion zu dem Cannabiskontrollgesetz vom März dabei.

(Heiterkeit)

Dort steht unter Strafvorschriften: Mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer Cannabis an Kinder und Jugendliche weitergibt. In besonders schweren Fällen kann diese Strafe auch fünf Jahre betragen. Ordnungswidrig handelt, wer vorsätzlich oder fahrlässig für Cannabis wirbt, Cannabis an Volljährige abgibt, obwohl Anzeichen für eine Weitergabe an Minderjährige vorliegen oder Kindern und Jugendlichen den Zugang zu einem Cannabisfachgeschäft ermöglicht oder einen Automaten aufstellt. Auch das wird es nicht geben. Es wird keine Cannabis-Automaten geben. Der Jugendschutz ist durchaus gewährt.

Herr zu Löwenstein, ich muss Ihnen leider Zahlen entgegenhalten. Sie wissen, dass die Prohibition in Deutschland gescheitert ist. Wir alle kennen die Zahlen, dass über 40 Prozent der Jugendlichen in Frankfurt schon einmal gekifft haben. Das heißt, es hat offenbar nicht funktioniert, und dann – wie Herr Popp eben gesagt hat – müssen sie es sich halt über illegale Quellen besorgen, die Probleme bereiten. Das Landeskriminalamt in Nordrhein-Westfalen hat ungefähr 10.000 Proben pro Jahr, die sie dort untersuchen können. Darin finden sich – das hat Herr von Wangenheim gesagt, was den Konsumentenschutz angeht – in Einzelfällen Dünger, Glassplitter, Haarspray, aber es wurde auch schon Blei gefunden, was zu Dutzenden schweren Vergiftungen geführt hat. Diesen Konsumentenschutz haben wir momentan überhaupt nicht. So ein Test, wie ihn das LKA durchführt, kostet ungefähr zehn bis 55 Cent pro Gramm. Es ist also nicht wirklich teuer und würde den Preis auch nicht nach oben treiben. Der Haken daran ist, wenn es das LKA macht, ist es okay, aber für alle anderen ist es verboten. Sie haben keine legale Möglichkeit zu überprüfen, ob Sie gerade gesundheitsschädlichen Mist gekauft haben oder nicht, weil es verboten ist, weil Cannabis verboten ist. Genau das ist das Problem.

Was Ihre Befürchtungen angeht, dass in Zukunft alle Menschen nur noch bekifft herumlaufen, muss ich Ihnen leider auch Zahlen entgegenhalten. In Deutschland haben 15 Prozent der 15- bis 34-Jährigen schon einmal Cannabis konsumiert. In den Niederlanden sind es 16 Prozent. Sie wissen, dass es in den Niederlanden einfach ist, daran zu kommen. Das heißt, was ich eingangs gesagt habe, wenn wir das Geld, das wir momentan in Prohibition und in Repression stecken, in Aufklärung stecken würden, könnten wir tatsächlich erreichen, dass diese Quote nicht besonders ansteigt. Wir kennen die Zahlen aus Portugal, wo die Zahl sogar noch gesunken ist.

Ich wurde angehalten, noch einmal für die Ehrenrettung zu erwähnen: Der Entwurf dieses Cannabiskontrollgesetz aus dem März 2015 stammt von der Bundestagsfraktion der GRÜNEN, aber zur Ehrenrettung muss ich sagen, dass die Fraktion der LINKEN. im Bundestag bereits am 28.09.2011 einen Entwurf „Legalisierung von Cannabis durch Einführung von Cannabisclubs“ eingereicht hat, also das, was der Ortsbeirat 1 jetzt gerade fordert. Die Bundestagsfraktion der LINKEN. hat natürlich auch den Antrag der GRÜNEN im Bundestag unterstützt.

Informieren Sie sich bitte noch einmal über die Fakten und die Zahlen, auch aus dem Ausland. Wir werden nicht, wie Frau Busch schon gesagt hat, Sodom und Gomorrha haben und es werden nicht alle Leute nur noch bekifft in der Gegend herumlaufen. Gerade was die nicht medizinische Nutzung und den kontrollierten Anbau angeht, ist das Stichwort Kontrolle. Wir werden keine Jugendgefährdung haben, im Gegenteil, wir werden eine verbesserte Aufklärung haben, und wir können endlich offen darüber reden.

Vielen Dank!

(Beifall)

Veröffentlicht unter Reden | Verschlagwortet mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , | Kommentare deaktiviert für Cannabis-Pilotprojekt in Frankfurt

Versorgung mit Hausärzt*innen in Altenpflegeheimen

Die Alten- und Pflegeheime in Seckbach, die Budge-Stiftung wie auch das Hufeland-Haus, berichten von Schwierigkeiten, Ärztinnen oder Ärzte zu finden, die Hausbesuche machen. Die vielfach hochbetagten Seniorinnen und Senioren sind oft nicht mehr in der Lage, eine Praxis aufzusuchen. Der Magistrat berichtete im Bericht B 46/2013, dass in den Stadtteilen grundsätzlich Standortpraxen in ausreichender Anzahl vorhanden seien. Die Bereitschaft zu Hausbesuchen in den örtlichen Seniorenheimen schließt das offenbar nicht ein.

Ich frage den Magistrat:

Sind dem Magistrat diese Schwierigkeiten bekannt, und welche konkreten Maßnahmen gedenkt er zu veranlassen, um hier zeitnah Abhilfe zu schaffen?

Antwort des Magistrats

Die Problematik in den Frankfurter Alten- und Pflegezentren ist dem Magistrat bekannt.

Hintergrund der fehlenden Bereitschaft für Hausbesuche in den Einrichtungen dürfte die finanzielle Entlohnung von Seiten der Krankenkassen sein. Obwohl es sich eigentlich um einen „Hausbesuch“ handelt, wird dieser deutlich schlechter entlohnt und der Zeitaufwand ist im Vergleich deutlich höher. Auch kann für mehrere Patienten in der gleichen Einrichtung für einen Besuch dort lediglich ein Mal Wegegeld berechnet werden.

Folgendes Beispiel kann dies näher erläutern:

Verlässt ein Arzt seine Praxis, vergehen mit Hin- und Rückfahrt circa eineinhalb Stunden. Für eine einfache Untersuchung vor Ort wird knapp zehn Euro bezahlt, hinzukommen circa sieben bis zehn Euro Fahrtgeld. In der Praxis können in dieser Zeit circa drei bis fünf Patientinnen und Patienten behandelt und damit mindestens das Zwei- bis Dreifache verdient werden, ohne die Praxis verlassen zu müssen. Zudem sind viele Menschen in einem Alten- und Pflegzentrum Patienten mit mehreren Krankheitsbildern, die in der Medikation ein Vielfaches von dem kosten, was der niedergelassene Arzt pro Quartal erhält.

Aus diesen Gründen wird im niedergelassen Bereich auf einen sorgfältigen Mix „geachtet“, da die Mehrkosten durch andere Patienten „aufgefangen“ werden müssen. Eine mögliche Lösung ist hier nur durch finanzielle Anreize zu erreichen, also eine zusätzliche „Entlohnung“ für die medizinische Versorgungsübernahme von Patienten in Alten- und Pflegeheimen. Eine Verbesserung der Lage könnte hier jedoch nur über die Kassenärztliche Vereinigung erwirkt werden. Der Magistrat hat in Gesprächen mit der KV Hessen immer wieder auf die Problematik hingewiesen und auf Änderungen gedrungen, hat aber auf die letztendlichen Entscheidungen keinen Einfluss.

Veröffentlicht unter Fragen | Verschlagwortet mit , , , , , , , | Kommentare deaktiviert für Versorgung mit Hausärzt*innen in Altenpflegeheimen

Rückerstattung der Elternentgelte für die Dauer des Streiks im Sozial- und Erziehungsdienst

Dringlicher Antrag gem. § 17 (3) GOS

Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen:

  1. Die Stadt Frankfurt am Main erstattet die Elternentgelte, die während der Dauer des Streiks im Sozial- und Erziehungsdienst anfallen.
  2. Die Stadt Frankfurt am Main wird die zusätzlichen Kosten einer Tarifeinigung nicht durch höhere Elternentgelte kompensieren.

Begründung

Das Bildungsdezernat hat in dieser Sache auf die gültige Rechtslage in Frankfurt hingewiesen. In den Betreuungsverträgen mit den Eltern sei festgehalten, dass es im Falle von Streikmaßnahmen keine Rückzahlung von Elternentgelten gebe. Trotzdem dürfen die Eltern nicht die finanzielle Last dieses Tarifstreits tragen. Die Stadt hat eine soziale Verantwortung für die Beschäftigten und die Eltern.

Die kommunalen Arbeitgeber haben die Folgen des Streiks zu verantworten, da sie durch ihre starre Haltung, den Beschäftigten nach fünf Verhandlungsrunden kein Angebot zu unterbreiten, die Ursache für den unbefristeten Streik selbst geschaffen haben.

Für die kommunalen Arbeitgeber ist der Streik mit erheblichen Einsparungen von Personalkosten verbunden, da für viele Beschäftigte die Lohnfortzahlung aufgrund des geleisteten Streikgeldes entfällt. Die Einsparung sollte den Eltern zu Gute kommen, da die Betreuung während des Streiks von den Eltern übernommen bzw. organisiert werden muss.

Mit der Drohung bei Weiterführung des Streiks müsse mit einer Erhöhung der Elternentgelte gerechnet werden, versuchen die kommunalen Arbeitgeber die Eltern und die Beschäftigten der Kindertagesstätten gegeneinander auszuspielen.

Frühkindliche Bildung gehört zur Daseinsvorsorge. Die Finanzierung dieser wichtigen Aufgabe sollte ohnehin nicht den Eltern aufgebürdet werden.

Antragstellende

  • Stadtv. Carmen Thiele
  • Stadtv. Dominike Pauli
  • Stadtv. Lothar Reininger
  • Stadtv. Luigi Brillante
  • Stadtv. Martin Kliehm
  • Stadtv. Merve Ayyildiz
  • Stadtv. Peter Gärtner
Veröffentlicht unter Anträge | Verschlagwortet mit , , | Kommentare deaktiviert für Rückerstattung der Elternentgelte für die Dauer des Streiks im Sozial- und Erziehungsdienst