Fallpauschale für Asylsuchende

Das Land Hessen plant, zum 1. Januar 2015 die Fallpauschale für Wohnen und Lebensunterhalt von Asylsuchenden von 630 Euro um 15% zu erhöhen. Kreisfreie Städte wie Frankfurt, Offenbach und Darmstadt beziehen den gleichen Höchstsatz.

Ich frage den Magistrat:

Ist diese Erhöhung kostendeckend einschließlich der Kosten für integrative Maßnahmen wie Sprachkurse und psychosoziale Betreuung, und sind die Wohnkosten von Frankfurt am Main wirklich auf dem gleichen Niveau wie in den anderen Städten?

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Bewertung der Informationsfreiheitssatzung

Die Frankfurter Informationsfreiheitssatzung trat mit Wirkung vom 01.05.2012 zunächst befristet für zwei Jahre in Kraft. Rechtzeitig vor Ablauf dieser Frist sollte die Inanspruchnahme und die Zweckmäßigkeit dieser Satzung auf der Grundlage der bis dahin gewonnenen Erkenntnisse überprüft werden.

Ich frage den Magistrat:

Ist sich der Magistrat dieser Frist bewusst, und inwiefern wird er Einfluss auf die Hessische Landesregierung nehmen, damit diese Erkenntnisse – in Verbindung mit denen aus dem Berliner Informationsfreiheitsgesetz, dem Hamburger Transparenzgesetz und der Neufassung der Europäischen Richtlinie 2013/37/EU – in das geplante Hessische Informationsfreiheitsgesetz einfließen werden?

Schriftliche Antwort von Stadträtin Prof. Dr. Daniela Birkenfeld (CDU):

Zu der Frage, ob eine Informationsfreiheitssatzung notwendig ist oder ein entsprechendes Informationsfreiheitsgesetz geschaffen werden soll, ist zu bemerken, dass einer Bewertung von Seiten des Magistrats nur wenige Daten zugrunde gelegt werden können. In der zweijährigen Phase der Geltungsdauer der städtischen Satzung konnten im Rechtsamt nur zwei Anfragen festgestellt werden. Klagen oder Beanstandungen von Entscheidungen sind nicht bekannt geworden.

Daraus leitet der Magistrat ab, dass der faktische Bedarf für eine städtische Informationsfreiheitssatzung als gering einzustufen ist. Offenbar werden die bereits gesetzlich geregelten Auskunfts- und Mitwirkungsrechte wie z. B. diejenigen nach

  • § 29 Hessisches Verwaltungsverfahrensgesetz (HVwVfG)
  • § 25 Zehntes Sozialgesetzbuch (SGB X)
  • Hessisches Umweltinformationsgesetz (HUIG)
  • § 107c Hessisches Beamtengesetz (HBG)

die die Interessen berechtigter Personenkreise berücksichtigen, als ausreichend erachtet. Eine darüber hinausgehende tatsächliche Nachfrage konnte beim Magistrat der Stadt Frankfurt am Main jedenfalls nicht konstatiert werden.

Aus juristischer Sicht erscheint daher auch eine Empfehlung an den Landesgesetzgeber zur Schaffung eines Hessischen Informationsfreiheitsgesetzes als nicht notwendig.

Freilich bleibt es dem Gesetzgeber unbenommen, aus Gründen der Bürgerfreundlichkeit etc. eine Erweiterung der bereits vorhandenen Partizipationsmöglichkeiten in Betracht zu ziehen.

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Mitnahme-Button für den ÖPNV

In Berlin gibt es auf Initiative der Naturfreunde einen Mitnahme-Button, mit dem Fahrgäste des ÖPNV, die im Besitz einer Monatskarte sind, anderen signalisieren, dass sie ab 19 Uhr jemanden mitnehmen können. Im Rahmen der Mitnahmeregelung möchte man Menschen, die wenig Geld für Mobilität haben, die Nutzung der Öffentlichen ermöglichen oder eine Alternative zum Schwarzfahren bieten. Beziehenden von ALG II wird lediglich ein Satz von 19,20 Euro für den ÖPNV zugestanden. Die BVG bezeichnet den Button als „legitim“ und vereinbar mit den Beförderungsbedingungen.

Ich frage den Magistrat:

Gestatten die Beförderungsbedingungen auch in Frankfurt am Main ein solches unentgeltliches Modell?

Schriftliche Antwort von Verkehrsdezernent Stefan Majer (Grüne):

Die Beförderungsbedingungen für den Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) lassen die in Berlin praktizierte Möglichkeit nicht zu. Die sergibt sich aus § 5 Abs. 3.4.5 der Gemeinsamen Beförderungsbedingungen. Hiernach ist die Mitnahme von Personen nur gestattet, wenn die Reise gemeinsam angetreten wird oder eine gezielte Verabredung stattfindet. Die spontane Mitnahme zur Vermeidung des normalen Fahrpeises oder Vereitelung von erhöhtem Beförderungsentgelt ist nicht erlaubt.

Dies ist der Unterschied zu der Regelung in Berlin, da in den Beförderungsbedingungen des VBB gerade nicht explizit geregelt ist, wann und wie sich Reisende zu einer gemeinsamen Fahrt verabreden müssen.

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Doppelte Verstärkung für DIE LINKE

Die Fraktion DIE LINKE. im Römer wird ab 1. November 2014 um zwei neue Mitglieder verstärkt. Luigi Brillante und Martin Kliehm haben in einer gemeinsamen Pressekonferenz am 1. Oktober mitgeteilt, der Fraktion beizutreten. Dominike Pauli, Vorsitzende der Fraktion: Wir haben mit Martin Kliehm und Luigi Brillante sehr viele politische Berührungspunkte. In der Vergangenheit haben wir in Ausschüssen und der Stadtverordnetenversammlung in vielen Fragen gleich abgestimmt. Ich denke, wir werden mit den beiden sehr gut zusammenarbeiten. Und wir freuen uns auf die Verstärkung.

Die Beitritte bewirken die Auflösung der Fraktion ELF Piraten im Frankfurter Römer zum 31. Oktober 2014. Herbert Förster von den Piraten hatte zuvor angekündigt, die Fraktion am 2. Oktober verlassen zu wollen, wodurch von heute auf morgen sieben Teilzeitarbeitsplätze gefährdet waren. Ein Teil der Arbeitsplätze wird durch den Beitritt gerettet. Die Sitze der ehemaligen Piratenfraktion in den Ausschüssen fallen der Linksfraktion zu, so dass Brillante und Kliehm politisch weiter wirken können.

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Doppelhaushalt 2015/2016, Erste Lesung

Zugehörige Vorlagen: Etat 2015/2016

Kontext: Wortprotokoll über die 34. Plenarsitzung der Stadtverordnetenversammlung am Donnerstag, den 25. September 2014 (16.03 Uhr bis 22:31 Uhr), TOP 6, Erste Stellungnahmen zum Etat 2015/2016

Stadtverordneter Martin Kliehm, ELF Piraten:

Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrter Herr Becker!

Ich habe Ihre Haushaltsbroschüre erst gar nicht erkannt, weil nur ein Foto von Ihnen darauf war und nicht zwei.

(Heiterkeit, Zurufe)

Außerdem muss ich Sie kritisieren, weil ich Ihre Werbebroschüre über ffm.de nicht in meinem Briefkasten hatte, denn an meinem Briefkasten steht „Bitte keine Werbung“, und anscheinend war der Postbote so intelligent zu erkennen, dass es sich dabei nicht um eine staatliche Information der Stadt Frankfurt, sondern um Werbung von der CDU handelte.

(Heiterkeit, Zurufe)

Auch bei den GRÜNEN wird man sich daran gewöhnen müssen. Vorhin wurde aus meinem Zeitungsinterview zitiert, wo ich die Arbeit der GRÜNEN als akzeptabel bezeichnet habe. Mike Josef hat es richtig erkannt: Wenn die Lehrerin zu einem akzeptabel sagt, dann ist das eine Vier minus. Ich glaube, in einer Koalition lernt man, sich auch mit kleinem Lob zufriedenzugeben.

Ich muss Ihnen allerdings auch widersprechen, denn Sie haben ein glorioses Bild von unserer Stadt gezeichnet und wie sozial diese doch ist. Ich sehe das ein bisschen anders. Ich stimme Ihnen zu, dass wir mehr Wohnraum, Kinderbetreuungsplätze und mehr gut ausgebildete Fachkräfte brauchen, aber genau bei diesen Fachkräften fängt es eben schon an. Diese Fachkräfte in Frankfurt, soweit ich es richtig gelesen habe, werden von der Stadt etwas übertariflich bezahlt und bekommen etwa 2.330 Euro brutto. Sie können sich dann ausdenken, welchen Anteil die Miete in Frankfurt dann von diesen 2.330 Euro brutto einnimmt, wie viele Leute sich von diesem Gehalt noch eine Wohnung in Frankfurt leisten können. Zum Vergleich, in Dänemark bekommt eine Erzieherin rund 3.000 Euro.

(Zurufe)

60 Prozent der Erzieherinnen arbeiten zudem in Teilzeit, soviel zu dem Thema „Armut ist eine Frau“. Das heißt, wir fördern dort prekäre Situationen und können die Menschen nicht so bezahlen, wie es notwendig wäre, mit dem Resultat, dass derzeit 1.262 Erzieherinnen in Frankfurt fehlen. Allein beim Diakonischen Werk sind es acht Prozent, mit dem Ergebnis, dass teilweise die Öffnungszeiten von Kitas reduziert werden oder das Personal einfach nicht mehr da ist, um dort die Kinder ordentlich zu betreuen. Es bringt auch nichts, wenn wir eine Kita nach der anderen bauen, wenn wir das Personal nicht haben, weil sie sich die Wohnungen hier nicht leisten können. Immerhin vermitteln die städtischen Kitas ABG-Wohnungen. Das können die freien Träger nicht machen. Und die Erzieherinnen bekommen einen kostenlosen Kitaplatz. Dann frage ich mich allerdings, weswegen sie unseren Antrag, auch die Kitaplätze der städtischen Mitarbeiterinnen zu bezahlen, ablehnen. Sie sehen doch, das ist erfolgreich.

Wir haben in der letzten Sitzung des Ausschusses für Soziales und Gesundheit so viel zu dem Thema „Soziale Stadt“ aus dem Sozialbericht zu den Familien, den Frau Professor Birkenfeld vorgestellt hat, gehört. Darin hat man auch die Schere gesehen, die es in Frankfurt gibt, dass gerade Kinder aus ärmeren Familien häufiger nur halbtags betreut werden, während Kinder aus reicheren Familien in der Regel ganztags betreut werden. Die soziale Benachteiligung in Frankfurt nimmt zu. Das können Sie auch am Mietspiegel, an der Gentrifizierung sehen. Die Leute, die heute eine Wohnung haben, werden einen Teufel tun und ihre Wohnung aufgeben, weil sie wissen, dass die nächste Wohnung teurer sein wird.

Im Übrigen, Herr Becker, wir haben auch dort noch ein Defizit, Sie haben es benannt. In dem Sozialbericht von der Frau Dezernentin wird gesagt, dass 92 Prozent der Kinder unter sechs Jahren einen Kindergartenplatz haben, aber nur 52 Prozent, wenn sie in die Grundschule kommen. Ich frage mich, wo die restlichen 40 Prozent bleiben oder was die Eltern machen, nachdem sie einen Kindergartenplatz hatten und ihre Kinder danach eingeschult werden. Die müssen dann auf einmal zusehen, wie sie das beruflich irgendwie hinbekommen. Eine kinder- und sozialfreundliche Stadt sieht für mich anders aus.

(Beifall)

Ich komme zum Thema Bildung. Ja, Sie investieren jetzt sehr viel in Schulbau, aber noch nicht genug. Sie investieren jedes Jahr zusätzlich 173 Millionen Euro bei ungefähr einer Milliarde Euro Sanierungsstau. Das ist echt ein Tropfen auf den heißen Stein. Sie sagten in Ihrer Rede, es gibt ein hochqualitatives und angenehmes Lernumfeld und eine gute schulische Infrastruktur muss gewährleistet werden. Ich nehme wahr, dass wir dort ein eher veraltetes Lernumfeld haben. Wenn ich den Bericht des Magistrats an den Ortsbeirat 3 sehe, wo der Ortsbeirat nach WLAN in der Elisabethenschule gefragt hat und darin gesagt wird, das geht jetzt alles nicht, wir müssen erst einmal ein Grobkonzept zu WLAN machen, und wenn wir dieses Grobkonzept haben, machen wir ein Feinkonzept, und wenn wir das haben, dann haben wir noch immer kein Medienkonzept, wie wir diese Geräte, die heute alle Kinder in der Tasche haben oder zumindest sehr viele von ihnen, effizient und sinnvoll in der Schule und der Bildung einsetzen. Es gibt also noch überhaupt kein Konzept. Ihr Konzept ist, einfach zu sagen, dass man diese Dinger in der Schule verbietet.

(Zurufe)

Das ist kein Bildungskonzept und das heißt, hier müssen wir noch massiv in die Schulen investieren. Das sagt übrigens auch der StadtschülerInnenrat.

In den öffentlichen Personennahverkehr müssen wir ebenfalls massiv investieren. Sie haben es vorhin gesagt, wir haben ein Problem, denn der Ausbau des öffentlichen Verkehrsnetzes in Frankfurt hält nicht mit dem Wachstum der Stadt mit. Und Sie irren sich, denn der Hauptbahnhof ist nicht kleiner als der Flughafen, vielleicht von der Fläche her, wenn Sie die Landebahn mit dazuzählen, aber im Hauptbahnhof haben wir jeden Tag 350.000 Fahrgäste, am Flughafen sind es täglich nur 150.000 Fluggäste. Das heißt also, der Hauptbahnhof ist für die Stadt Frankfurt wesentlich bedeutender als der Flughafen. Hingegen reicht die Investitionstätigkeit in den öffentlichen Personennahverkehr einfach nicht aus. Wir mussten heute in einer Pressemitteilung von traffiQ lesen, dass – Sie haben es gesagt – am Stadtrand im Frankfurter Osten gerade Busse ausfallen, weil die Busfahrer krank sind. Tut mir leid, als die Busse noch vom FVV waren, gab es genügend Busfahrer, um im Krankheitsfall Ersatz zu bestellen. Sie wundern sich, dass die Menschen am Stadtrand im Frankfurter Osten oder im Frankfurter Norden lieber mit dem Auto als mit dem Bus fahren, wenn sie eben nicht wissen, ob der Bus überhaupt kommen wird.

Mit dem ÖPNV haben Sie es als Erfolg verbucht, dass Sie in den Jahren 2015 bis 2018 5,4 Millionen Euro in den barrierefreien Ausbau stecken wollen. 5,4 Millionen in vier Jahren. Wir haben den Bericht des Verkehrsdezernenten Majer zum Stand der Barrierefreiheit der Frankfurter Haltestellen bekommen. Sie erinnern sich, dass alle Stationen bis zum 1. Januar 2022 barrierefrei sein müssen. Momentaner Stand ist, dass bei den U‑Bahnen noch 16 Prozent nicht barrierefrei sind. Das ist sehr gut, Gratulation, das schaffen wir bis 2022. Bei den Straßenbahnen sind 57 Prozent nicht barrierefrei, bei den Bushaltestellen sind es ebenfalls 57 Prozent und bei den S‑Bahnen sind 54 Prozent nicht barrierefrei. Dann wollen Sie mir erzählen, dass 5,4 Millionen Euro reichen, um diese ganzen Haltestellen barrierefrei zu machen.

(Zurufe)

Die S‑Bahnen verrotten sowieso.

Was wir auch stets betonen, und es vergeht auch keine Rede des Magistrats, ohne das irgendwie gesagt wird, dass wir 700.000 Menschen aus 170 Nationen haben. Jung und Alt fühlen sich in ihren Stadtteilen in Frankfurt zu Hause. Im nächsten Atemzug sagen Sie: Aber die bösen Salafisten schafften es, diese anzuwerben und nach Syrien zu schicken. Einerseits haben Sie vollkommen recht, Antisemitismus auf Demonstrationen dürfen wir auf gar keinen Fall erlauben. Andererseits fehlt aber eine Wertschätzung dieser Diversität, die Sie in jeder Ihrer Reden erwähnen, und auch die entsprechenden Investitionen in die Schulen, wie zum Beispiel in ein Gymnasium im Gallus, fehlen. Das wäre ein Anfang.

(Beifall)

Sie sagten auch, dass niemand aufgrund eines geringen Einkommens ausgeschlossen werden soll. Sie haben dieses Bild der sozialen Stadt Frankfurt gezeichnet und wir haben die höchsten Sozialausgaben bundesweit. Ich habe in diesen 2.300 Seiten herumgeblättert, und da ist mir aufgefallen, dass Sie für die Jugendhilfe im Sozialbereich 1,7 Millionen Euro Kürzungen eingeplant haben, bei der Altenhilfe möchten Sie 2,9 Millionen Euro kürzen, in der freien Wohlfahrtspflege sind es 340.000 Euro, in der Schulsozialarbeit möchten Sie 320.000 Euro kürzen, und in der schulpädagogischen Förderung an beruflichen Schulen möchten Sie 200.000 Euro einsparen. Gleichzeitig sagen Sie aber, dass die Kinder gerade in den Schulen gefördert werden müssen. Wie soll denn das ohne anständige Schulsozialarbeit und schulpädagogische Förderung gehen, das frage ich Sie?

(Zurufe)

Ich habe auch im Bildungshaushalt nachgeschaut. Im Sozialhaushalt waren es im Jahr 2013 für das Teilhabeprogramm ungefähr 2,6 Millionen Euro für Schulpädagogen. Im Bildungshaushalt sind es jetzt wesentlich mehr, aber Sie sparen dort 200.000 Euro einfach so ein.

Im Kulturbereich haben Sie die Stadt Frankfurt für die Kultur gelobt, die wir haben und wie sehr sie für den Standort beiträgt. Immerhin, nachdem die freien Theater auf die Barrikaden gegangen sind, haben Sie jetzt die Förderung für die freien Theater um 25.000 Euro erhöht. Wir mussten knapp vier Jahre warten, bis Sie das Budget für die freie bildende Kunst von 70.000 auf 75.000 Euro erhöht haben, aber im Kulturbereich haben Sie insgesamt Streichungen von 2,2 Millionen Euro bei den freiwilligen Leistungen verzeichnet. Wir haben es gesehen, diese 2,2 Millionen Euro, das sind im Endeffekt irgendwie einmal 5.000 und einmal 50.000 Euro für die einzelnen Institutionen. Wir werden uns das bis Dezember noch im Detail anschauen, aber das heißt, es ist für einige kulturelle Vereine und Institutionen existenzbedrohend, die auch jetzt schon in einer sehr prekären Lage arbeiten. Sie sagten dann, weswegen Sie diese Kürzungen vornehmen müssen. Sie implizieren immer, dass das so ein Imperativ ist: Sie müssen sparen, auch wenn Sie jetzt die Schulden von ursprünglich einer Milliarde auf 2,8 Milliarden Euro erhöhen möchten, also fast verdreifachen. Für mich ist das keine verantwortungsvolle Haushaltsführung.

Sie sagten, die Gewerbesteuer ist deswegen wichtig, weil die Unternehmen Steuereinnahmen sowie Ausbildungs- und Arbeitsplätze sichern. Was die Unternehmen aber nicht mehr machen und früher getan haben, sie bauen keine Betriebskindergärten und Betriebswohnungen mehr. Ich erinnere mich, in der Nordweststadt, in der ich groß geworden bin, gab es Betriebswohnungen vom Hessischen Rundfunk. Der Oberbürgermeister hat neulich schon angeregt, wenn Firmen hierher ziehen und sie auch an dieser Infrastruktur partizipieren möchten, könnte man erwarten, dass sie sich am Wohnungsbau beteiligen. Das wäre doch ein Modell. Auf diese Art und Weise können wir den in Frankfurt herrschenden Wohnungsmangel vielleicht etwas besser in den Griff kriegen. Denn diese Firmen, die hierher ziehen, profitieren von unserer Infrastruktur, den Bildungseinrichtungen und der Kultur, die wir hier haben. Der Kollege Oesterling hat es vorhin gesagt, es ist vollkommen wurscht, wie hoch der Gewerbesteuersatz ist, wenn die Stadt attraktiv ist, wenn die Leute gerne hier herkommen und auch die Unternehmen gerne herkommen, wenn sie qualifiziertes Personal haben, dann kann man auch einen hohen Gewerbesteuersatz haben.

Nur einmal so zum Vergleich: Ich habe die vier größeren Städte in Deutschland genommen, Frankfurt ist die fünftgrößte Stadt. München hat einen Gewerbesteuerhebesatz von 490 Punkten, Köln hat 475 Punkte, Hamburg 470 Punkte und Berlin – sehen Sie, was daraus wird, wenn man am Gewerbesteuerhebesatz spart – hat 410 Punkte, und in Berlin fährt die S‑Bahn noch seltener als in Frankfurt. Das heißt, in der Konkurrenz, so wie der Oberbürgermeister das vorgeschlagen hat, die Gewerbesteuer mäßig zu erhöhen, sagen wir auf den Satz von Hamburg oder Köln mit 475 Punkten und auch nur temporär, wären wir zu allen anderen Städten in Deutschland immer noch sehr gut aufgestellt. Ausgenommen Berlin, und dort bricht gerade alles zusammen. 460 Punkte, wie wir es in Frankfurt haben, haben zum Beispiel Hannover – immerhin haben sie eine Messe –, Rostock und Leipzig. Sie sehen schon, diese 460 Punkte sind eine andere Liga und wir müssen uns nicht schämen, moderat anzuheben, sodass wir uns diese Investitionen auch leisten können.

Sie haben vollkommen recht und alle haben jetzt Herrn Schneider gelobt. Wir müssen natürlich auch sparen, aber dann bitte richtig, nicht im Sozialbereich und nicht im Kulturbereich. Wir müssen zum Beispiel Doppelstrukturen weiter abbauen. Dabei sind Sie gerade. Ich würde Ihnen noch empfehlen, die Stabsstelle „Sauberes Frankfurt“ irgendwann einmal zu entsorgen. Das ist das Erbe von Petra Roth. Ich denke, da gibt es auch Doppelstrukturen, die woanders besser aufgehoben wären, wenn man diese zusammenführt.

(Zurufe)

Sie sind schon dabei, die Effizienz zu steigern. Die Effizienz zum Beispiel mit dem Open Data-Portal, das jetzt im Oktober online geht. Sie werden sich fragen, was das mit dem Haushalt zu tun hat. Wir haben es übrigens vor knapp drei Jahren vorgeschlagen. Ich habe gehört, dass dadurch, dass die Verwaltung gezwungen wird, ihre Daten einmal zu untersuchen, unter anderem der Effekt entsteht, dass die Verwaltung erst einmal merkt, was für veraltete Daten sie dort hat. Das heißt, in Zukunft können wir besser faktenbasiert arbeiten und auch die Verwaltung kommt besser an ihre eigenen Daten heran, die die anderen immer wie Staatsgeheimnisse gehütet haben. Wir müssen aber in die Infrastruktur investieren, nicht nur in Schulen und in den öffentlichen Personennahverkehr, sondern zum Beispiel auch in den Breitbandausbau.

Stellvertretende Stadtverordnetenvorsteherin Dr. Renate Wolter-Brandecker:

Darf ich um etwas mehr Ruhe bitten. Vielleicht führen Sie Ihre Gespräch vor der Tür. Danke schön!

Stadtverordneter Martin Kliehm, ELF Piraten:

(fortfahrend)

Jetzt werden Sie sagen, was die Piraten schon wieder mit dem Breitbandausbau wollen. Ich empfehle Ihnen, dass Sie zur Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels in der Paulskirche in knapp zwei Wochen an Jaron Lanier gehen, dort wird er Ihnen etwas von der Zukunft erzählen und warum IT so wichtig ist und warum wir dazu ein ordentliches Breitbandnetz brauchen. Er wird Ihnen etwas erzählen, dass momentan Pilotprojekte laufen, zum Beispiel mit autonomen Fahrzeugen. Da wird sich die Taxivereinigung nicht einmal mehr über Uber oder so etwas aufregen, wenn in ein paar Jahren die Taxis alle ohne Fahrer fahren oder der Fahrer nur noch dabei sitzt, aber sie werden längst nicht mehr so hoch bezahlt werden. Wir werden Arbeitsplätze abbauen, insbesondere im Transportsektor, weil dort eine Digitalisierung eintritt. Damit müssen wir uns auch auseinandersetzen. Das wäre einmal eine Vision für die nächsten Jahre, uns damit auseinanderzusetzen, dass der IT-Bereich eine Revolution im Arbeitsmarkt schaffen wird und dass wir diesen Menschen, die dort freigesetzt werden, eine sinnvolle Beschäftigung geben und auch dafür sorgen müssen, dass sie eben nicht in ein soziales Loch hineinfallen.

(Beifall)

Das wären meine Visionen für den Haushalt und für die Zukunft. Wir werden das in den nächsten Monaten noch näher betrachten. Ich muss Ihnen aber sagen, was das Fazit davon ist, dass Sie wesentlich mehr Schulden machen wollen. Es stimmt nicht, dass Sie nicht im Sozial- oder Kulturbereich kürzen, dort wird es ganz massive Kürzungen geben, die sich auf die einzelnen Träger sehr stark auswirken werden. Wir werden das kritisch begleiten, was Sie dort noch weiterhin vorhaben.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall)

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Telefonlisten des Jobcenters veröffentlichen

Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen:

Der Magistrat möge dafür Sorge tragen, dass das Jobcenter Frankfurt die Telefonliste der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Kundenkontakt im Internet veröffentlicht.

Begründung

Das Jobcenter ist ein Dienstleister. Zum Service gehört die telefonische Erreichbarkeit der Mitarbei­tenden. Bedienstete einer Behörde haben keinen Anspruch darauf, vom Publikumsverkehr und von postalischer, telefonischer oder elektronischer Erreichbarkeit abgeschirmt zu werden, es sei denn, legitime Interessen, z. B. die Sicherheit, gebieten dies (BVerwG, 2 B 131/07). Bei den Telefonver­zeichnissen handelt es sich um amtliche Informationen, die dem Informationsfreiheitsgesetz unter­liegen. Es besteht bei ihrer Veröffentlichung weder eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit, noch eine konkrete Gefahrenlage (VG Gießen, 4 K 2911/13). Darüberhinaus können Telefonlisten auch einfach die Organisationsstruktur abbilden, ohne Mitarbeitende namentlich zu nennen. Das Jobcenter Kassel praktiziert dies auf seiner Website.

Es ist Ausdruck modernen staatlichen Selbstverständnisses, die telefonische Erreichbarkeit in beiden Richtungen unmittelbar sicherzustellen (OVG Rheinland-Pfalz, 2 A 10413/07), und zwar auch in so genannten Massenverfahren und auch und gerade in Bereichen, wo es um die soziale Existenz gehen kann (VG Gießen, a. a. O.). Gerade Personen, die einer geregelten Arbeit nach­gehen, aber mit ALG II aufstocken müssen, würden von einer besseren telefonischen Erreichbar­keit der Mitarbeiterin oder des Mitarbeiters, die mit ihrem Fall vertraut sind, profitieren.

Der Rest ist eine Frage der Organisation, etwa soweit erforderlich über Telefonzeiten.

Antragsteller

Stadtv. Martin Kliehm
Stadtv. Luigi Brillante
Stadtv. Herbert Förster

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Wo darf Opa endlich schwul sein?

Anfrage der ELF Piraten Fraktion gemäß § 50 II Satz 5 HGO

Die repräsentative britische Studie „Lesbian, Gay and Bisexual People in Later Life“ (Stonewall, 2010) untersuchte die sozialen Lebensaspekte von Lesben, Schwulen und Bisexuellen über 55 Jahren. Dabei zeigte sich, dass sie deutlich öfter als die heterosexuelle Vergleichsgruppe unter Vereinsamung leiden, da sie häufiger Single sind, häufiger alleine leben, seltener Kinder und seltener regelmäßigen Kontakt zu ihrer biologischen Familie haben. Sie haben ein höheres Risiko des Alkohol- und Drogenkonsums sowie eine Gefährdung durch psychische Erkrankungen, insbesondere durch Depressionen.

Ein Großteil von ihnen ist skeptisch, dass ambulante oder stationäre Pflegekräfte ihre Bedürfnisse verstehen und sich adäquat verhalten könnten. Ein etwas geringerer Teil bezieht diese Sorgen auch auf psychologische Dienste.

Jeder fünften Person wäre es unangenehm, ihre sexuelle Orientierung ihrem Hausarzt oder ihrer Hausärztin oder dem Pflegedienst zu offenbaren. Ihre Erfahrungen sind geprägt von „bestenfalls Ignoranz, schlimmstenfalls Homophobie“. Dennoch würden doppelt so viele homo- und bisexuelle Menschen diese Dienste in Anspruch nehmen als ihre heterosexuellen Altersgenoss*innen mangels familiärer Bindungen. 95% möchten lieber zuhause gepflegt werden, 70% glauben nicht, dass sie in einem Alten- und Pflegeheim leben könnten, und 65% sind überzeugt, sie müssten dort Dinge über sich verheimlichen.

Dies ähnelt den Erfahrungen und Empfehlungen des „Runden Tisches zur Situation von Lesben und Schwulen in Frankfurt“ aus den Jahren 2002-2004 (B 454/2004). In den Folgeberichten basie­rend auf dem Beschluss § 10452 vom 15.12.2005 nimmt das Thema „Alter, Generationen und Sozialarbeit“ vergleichsweise wenig Raum ein, weswegen wir um eine detailliertere Beantwortung bitten:

  1. Was wurde aus dem Altenpflegayheim? Die mit städtischen Mitteln mitfinanzierte Bedarfsstudie ergab „ein klares Votum für die Realisierung des Projektes“. Zwar gab es inzwischen eine Fachtagung über „ältere pflege­bedürftige Homosexuelle im Pflegeheim“, und zwei Pflegeheime sind mit dem „Regenbogen­schlüssel“ für aktive Toleranz ausgezeichnet. Doch ein eigenes Haus gibt es nicht. Sieht der Magistrat weiterhin einen Bedarf für ein Altenpflegayheim? Wie sollen die Betroffenen ange­messen und würdevoll versorgt und berücksichtigt werden? Welche spezifischen ambulanten, sozialen und stationären Angebote stehen diesem Personenkreis offen? Hält der Magistrat diese Angebote quantitativ und qualitativ für ausreichend?
  2. Gibt es den vor zehn Jahren angeregten ehrenamtlichen Besuchsdienst mittlerweile?
  3. Gibt es regelmäßige Fortbildungsangebote für ambulantes und stationäres Pflege- sowie medizinisches Personal zu den Bedürfnissen, Süchten und Ängsten von homo-, bi- oder trans­sexuellen Senior*innen?
  4. Wie spiegeln sich diese Punkte in Awareness-, Pflege- und Antidiskriminierungsleitlinien der Träger von Altenwohnanlagen und -Pflegeheimen gegen Homophobie wieder?
  5. Welche Anstrengungen werden unternommen, um gezielt Pfleger*innen aus dem LGBT-Spektrum für eine angemessen bezahlte Tätigkeit in der Altenhilfe in Frankfurt zu gewinnen?

Anfragesteller

Stadtv. Martin Kliehm
Stadtv. Luigi Brillante
Stadtv. Herbert Förster

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Verschlüsselte Kommunikation mit Frankfurter Behörden

In der Kommunikation mit Behörden geht es häufig um sensible, persönliche Angelegenheiten. Bisher sind verschlüsselte Mails an die Stadtverwaltung nicht möglich, weswegen man sensible Nachrichten besser per Post oder Fax sendet. Im eGovernment-Konzept der Stadt, das die Stadtverwaltung in das digitale Zeitalter führen soll, wird lediglich DE-Mail als zukünftiges elektronisches Angebot genannt. DE-Mail ist aber in etwa so, wie wenn jemand einen Brief an das Einwohnermeldeamt verschickt, die Post ihn aber im Briefzentrum öffnet und in einen neuen Umschlag packt. Damit ist der Inhalt offen für Geheimdienste. Darum fordert die ELF Piraten Fraktion den Magistrat auf, eine Ende-zu-Ende-Veschlüsselung anzubieten, also die Nachrichten ohne Öffnung zwischendurch an die Empfänger zu leiten. Dieses Angebot soll bekannt gemacht werden, damit es auch genutzt wird.

Im Rahmen der bisher bekannt geworden Projekte PRISM, Tempora, Bullrun, Edgehill und Treasure Map können u.a. der amerikani­sche, der britische sowie der Bundesnachrichtendienst Zugriff auf nahezu jeg­liche elektronische Kommunikation erlangen, erklärt Martin Kliehm, sicherheitspolitischer Sprecher der ELF Piraten. Verschlüsselung muss zum Standard behördlichen Handelns werden – sowohl in der Kommunikation mit Bürgerinnen und Bürgern, als auch zwischen den Behörden. Die notwendigen Technologien sind vorhanden.

Das Angebot verschlüsselter E-Mails wäre ein Anfang. In Zukunft könnte es auf verschlüsselte Telefonie oder Instant Messaging ausweitet werden. Auch die Websites der Stadt wären mit standardmäßiger, sitzungsbasierter Verschlüsselung (Perfect Forward Secrecy) sicherer. Dabei gilt jeweils ein Schlüssel nur für eine Verbindung mit einer Nutzerin oder einem Nutzer, nicht für die von allen. Wenn die NSA einen Schlüssel knackt, sind nur diese Daten korrumpiert, nicht alle.

Nach den zahlreichen Enthüllungen der letzten Monate über eine umfassende Ausforschung und Überwachung elektronischer Kommunikation wird deutlich, dass vertrauliche Nachrichten via Internet ohne den Einsatz von Verschlüsselung kaum möglich sind., erläutert Kliehm die Hintergründe für den Antrag seiner Fraktion. Sein Appell: Die Kommunikation der Frankfurter Bevölkerung mit der Stadtverwaltung ist besonders schützenswert. Die Stadt muss die Möglichkeit einer sicheren Verschlüsselung anbieten. Dabei sollte die Stadtverwaltung auch selbst digitale Schlüssel für die Einwohner*innen zertifizieren, also ihre Identität bestätigen. Dieser Service muss dann auch beworben werden, damit die Frankfurter*innen davon erfahren.

Der Antrag NR 971/2014 steht am 22. September auf der Tagesordnung des Ausschusses für Recht, Verwaltung und Sicherheit.

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ELF Piraten setzen sich für ein familienfreundlicheres Frankfurt ein

Die Fraktion der ELF Piraten im Römer wünscht sich ein familienfreundlicheres Frankfurt. Die Stadt Frankfurt hat als eine der größten Arbeitgeberinnen in der Region eine Vorbildfunktion und soll die Kosten für die Betreuung von noch nicht schulpflichtigen Kindern ihrer Mitarbeiter*innen übernehmen.

Seit 1992 ist nicht nur eine kostenlose Betreuung der Kinder von Arbeitnehmerinnen und Arbeit­nehmern in Betriebskindergärten steuerfrei, sondern auch freiwillige Zusatzleistungen des Arbeitgebers zur Unterbringung und Verpflegung in anderen Kindergärten.

Einen Betriebskindergarten der Stadt Frankfurt gibt es noch nicht, erklärt Martin Kliehm, Fraktionsvorsitzender der ELF Piraten. Die Stadtverwaltung sollte mit gutem Beispiel voran gehen, in dem sie die Aufwendungen für die vorschulische Kinderbetreuung ihrer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer übernimmt. Das wäre auch im Einklang mit der Deklaration für ein familienfreundliches Frankfurt, die 2005 von der Oberbürgermeisterin, der Handwerkskammer und der IHK, Wohlfahrtsverbänden und dem DGB im Frankfurter Bündnis für Familien unterzeichnet wurde.

Familien sind heute in der Regel auf zwei Einkommen angewiesen. Außerdem sollten Kinderwunsch und berufliche Verwirklichung vereinbar sein. Um beides zu ermöglichen, ist eine gute, bezahlbare Kinderbetreuung jedoch Voraussetzung. Mit der Kostenübernahme seitens der Arbeitgeber wäre ein wichtiger Schritt getan, so die ELF Piraten, um Familienfreundlichkeit vorzuleben.

Der Antrag NR 972/2014 steht am 22. September auf der Tagesordnung des Ausschusses für Recht, Verwaltung und Sicherheit.

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Abschiebehäftlinge in Strafgefängnissen

In der Antwort auf meine Frage F 1534/2014 berichtete der Magistrat von zwei Personen, die sich zu diesem Zeitpunkt für die Ausländerbehörde Frankfurt am Main in Abschiebehaft in der JVA I in Preungesheim befanden. Am 17. Juli 2014 bestätigte der Europäische Gerichtshof (EuGH) die Unzulässigkeit dieser Praxis (Aktenzeichen C-473/13, C-514/13 und C-474/13). Zur Wahrung der Rechte von Ausländern gilt grundsätzlich ein striktes Gebot der Trennung von Abschiebungshäftlingen und Strafgefangenen.

Ich frage den Magistrat:

Welche Konsequenzen haben das Hessische Innenministerium und der Magistrat aus dem EuGH-Urteil gezogen, und wo befinden sich heute Abschiebehäftlinge im Auftrag der Ausländerbehörde Frankfurt?

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Priorisierung von Infrastrukturmaßnahmen

Im Artikel „Chance auf ausgeglichenen Etat in Frankfurt“ der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 10.09.2014 wird, ausgehend von einer positiven Entwicklung der Gewerbesteuereinahmen, von anstehenden „immensen Investitionen“ in die Infrastruktur gesprochen.

Ich frage den Magistrat:

Vorausgesetzt, es wird Zusatzeinnahmen aus der Gewerbesteuer geben, bei welchen Infrastrukturmaßnahmen mit bislang mangelnden Investitionen liegen die Prioritäten des Magistrats (Schulen; Kindertagesstätten; Wohnungen; Sanierung von Straßen, Brücken und der Stadtentwässerung; barrierefreier und mit dem Wachstum der Stadt mithaltender Ausbau des ÖPNV; Schließung der Nordwestlandebahn; Breitbandausbau)?

Schriftliche Antwort von Stadtkämmerer Uwe Becker:

Die Gewerbesteuer entwickelt sich in diesem Jahr sehr positiv. Der Magistrat geht davon aus, dass sich dieser Trend fortsetzen wird, so dass auch im Haushaltsentwurf 2015/2016 ein weiter steigendes Niveau an Erträgen aus der Gewerbesteuer geplant ist. Die höheren Erträge werde vor allem genutzt, um die Defizite im laufenden Haushalt weiter zu verringern und Investitionen zu finanzieren.

Im Haushaltsentwurf 2015/2016 ist im Vergleich zum Haushalt des laufenden Jahres ein größeres Investitionsvolumen mit Ausgaben von 439 Millionen Euro im Jahr 2015 und 515 Millionen im Jahr 2016 vorgesehen. Die höheren Investitionssummen folgen jedoch nicht aus höheren Einnahmen. Vielmehr sind die erforderlich, um die erhöhten Bedarfe an städtischer Infrastruktur zu decken, die aufgrund des Wachstums der Stadt dringend notwendig sind. Die Schwerpunkte der Investitionstätigkeit liegen daher vor allem in den Bereichen Bildung, Nahverkehr und Öffentlicher Personennahverkehr sowie Stadtplanung einschließlich Wohnungsbauförderung.

Der Magistrat weist Sie daraufhin, dass die Einnahmen trotz der guten Entwicklung der Gewerbesteuer nicht ausreichen, um die erforderlichen Investitionen ohne Kreditaufnahmen zu finanzieren. Aber im Detail wird Ihnen der Haushaltsentwurf noch unter Tagesordnungspunkt 7 vorgestellt.

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Prekäre Beschäftigungsverhältnisse in der Kreativwirtschaft

Der Magistrat berichtet von einem Anstieg sozialversicherungspflichtig Beschäftigter in der Kreativwirtschaft zwischen 2007 und 2012 um 12%, davon 3% in der Werbung, je 6% in Design und Film sowie 24% im Bereich Software/Games (B 295/2014). Die Kreativwirtschaft ist leider auch bekannt für prekäre Beschäftigungsverhältnisse, unbezahlte Praktika und Scheinselbständigkeit.

Ich frage den Magistrat:

Wieviel Prozent der Beschäftigten in den genannten Branchen in Frankfurt am Main waren 2012 insgesamt sozialversicherungspflichtig beschäftigt, und mit welchen Maßnahmen und Kampagnen begegnet der Magistrat der potentiellen Prekarität der nicht-sozialversicherungspflichtig Beschäftigten?

Schriftliche Antwort von Stadtrat Markus Frank:

Die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Kultur- und Kreativwirtschaft in der Stadt Frankfurt am Main betrug im Jahr 2012 ingesamt 23.990. Dies entspricht einem Anteil gemessen an der Gesamtzahl sozialversicherungspflichtig Beschäftigter in der Stadt Frankfurt am Main von 4,7%. Innerhalb der Kultur- und Kreativwirtschaft betrug im Jahr 2012 der Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Werbemarkt 19,8%, in der Designwirtschaft 10,3%, in der Filmwirtschaft 2,6% und im Bereich Software-/Games-Industrie 24,9%.

Der Magistrat ist im ständigen Austausch mit Akteuren der Kultur- und Kreativwirtschaft und fördert Kultur- und Kreativwirtschaft in der Stadt Frankfurt am Main auf verschiedene Weise.

Die Kulturförderung der Stadt Frankfurt am Main ist eine wesentliche freiwillige Leistung der öffentlichen Hand, und so werden viele Kultureinrichtungen aus den unterschiedlichsten Sparten durch die Stadt Frankfurt am Main getragen oder unterstützt. Dazu zählen auch freie Institutionen und Projekte aus den Bereichen Bühne, Literatur, Musik, Museen, Bildende Kunst, Stadtteilkultur, Film und Wissenschaft sowie einzelner Künstler. Die städtische Kulturförderung – auch wenn es nicht ihre primäre Aufgabe ist – trägt dadurch auch zur ökonomischen Stabilisierung der Einkommensverhältnisse von Künstlern und kunstnahen Freiberuflern bei.

Im Bereich der Wirtschaftsförderung gibt es vielfältige Angebote, um das Gründergeschehen im Bereich der Kultur- und Kreativwirtschaft in Frankfurt am Main zu fördern und um Menschen, die ihre eigene Geschäftsidee umsetzen wollen, bei ihrem Weg in die Selbständigkeit zu unterstützen. Dazu stehen verschiedene Beratungsangebote zur Verfügung.

Die städtische Wirtschaftsförderung betreibt neben dem „Existenzgründerzentrum“ zudem ein speziell auf die Bedarfe der Kreativwirtschaft zugeschnittenes Gründerzentrum, das „[MAINRAUM] – Gründerhaus Kreativwirtschaft“. Um die Stärkung der unternehmerischen Qualifizierung von Kreativschaffenden zu verbessern, wurden Angebote wie beispielsweise „MAINRAUM Wissen für Kreativunternehmer“ geschaffen. Diese Angebote bieten Raum für die Professionalisierung und gleichzeitig die Möglichkeit des Austausches zwischen den einzelnen Akteuren.

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Mehrkosten bei Straßenbauprojekten durch marode Sinkkästen

Im Verkehrsausschuss berichtete Stadtrat Majer von den maroden Sinkkästen in der Eckenheimer Landstraße (TOP 5) sowie in der Bockenheimer Anlage (M 126/2014). Im Magistratsbericht B 30/2013 wird von einer hohen Priorität bei der Schadensbehebung bei 10% der Haltungen berichtet, bei einer Gesamtlänge der öffentlichen Entwässerungskanäle von 1.556,4 km, was immerhin 155 km entspräche.

Ich frage den Magistrat:

Handelt es sich bei den beschriebenen maroden Sinkkästen um eine unglückliche Häufung, oder gibt es bei der Straßenentwässerung einen generellen Sanierungsstau und es sind noch häufiger Mehrkosten wie bei diesen beiden Bauprojekten zu erwarten?

Schriftliche Antwort von Stadtrat Stefan Majer:

Von einem generellen Sanierungsstau bei der Straßenentwässerung kann nicht gesprochen werden. In dem Bericht des Verkehrsdezernenten im Verkehrsausschuss zu maroden Sinkkästen in der Eckenheimer Landstraße und der Bockenheimer Anlage wurde deutlich, dass es sich vielmehr um singuläre Ereignisse handelt. Sinkkästen werden grundsätzlich regelmäßig auf ihre Funktionsfähigkeit überprüft und gegebenenfalls durch das hierfür zuständige Amt für Straßenbau und Erschließung im Rahmen dessen Unterhaltungstätigkeiten kurzfristig instand gesetzt. Auch wird bei Sanierungen von Straßen regelmäßig bereits bei der Planung der Maßnahme die Beschaffenheit der Straßenentwässerung geprüft und gegebenenfalls erforderliche Maßnahmen in die Planung mit aufgenommen.

Im Fall der Eckenheimer Landstraße wurden gelegentlich einer Baumaßnahme der VGF, die sich nicht auf die Fahrbahn bezogen, Schäden an den Anschlussleitungen der Sinkkästen zum Entwässerungskanal der SEF festgestellt. Vor diesem Hintergrund wurde beschlossen, nicht nur diese Schäden zu reparieren, sondern die Sanierung der Straße vorzuziehen und damit Synergieeffekte zu generieren.

Bei der Baumaßnahme in der Bockenheimer Anlage wurden bedauerlicherweise die Schäden der Zuführungen von den Sinkkästen zu den Abwässerkanälen erst zu Beginn der Baudurchführung festgestellt. Die Behebung dieser Schäden verursachten die in der M 126 dargestellten Mehrausgaben. Zwischenzeitliche wurden, wie bereits dargestellt, organisatorische Verbesserungen in der zuständigen Fachverwaltung vorgenommen, um sicher zu stellen, dass Schäden bei der Entwässerung von Straßen bei deren Sanierung bereits bei der Planung berücksichtigt und erst nachträglich bekannt werdende Mehrausgaben dadurch vermieden werden.

Vollkommen unabhängig von den vorstehenden Ausführungen ist der Bericht des Magistrats B 30 zu sehen. Hier handelt es sich um die in der Verantwortung der SEF stehenden öffentlichen Entwässerungsanlagen, an die auch die Sinkkästen an Straßen und die Zuleitungen zu den Entwässerungskanälen angeschlossen sind. Wie der Magistrat in seinem Beicht nachvollziehbar ausführte, ist dieses Kanalnetz in einem ordnungsgemäßen Zustand, und es bestehen weder ein Investitionsstau noch Versäumnisse hinsichtlich der Kanalnetzuntersuchungen.

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Keine Kriminalisierung von Antifaschist*innen bei Naziaufmärschen

Diese Woche fanden die ersten Bußgeldprozesse wegen der Gleisblockaden gegen den Naziaufmarsch im Frankfurter Ostend am 1. Mai 2013 statt. Das Jugendgericht sprach die Demonstrantinnen ohne Auflagen frei. Die ELF Piraten Fraktion, die zur parlamentarischen Demobeobachtung vor Ort war, begrüßt diese Entscheidung.

Die Polizei kesselte rund 800 Personen fünf Stunden lang auf den Gleisen ein. Die Situation war unverantwortlich und würdelos. Die Demonstrierenden – unter ihnen Minderjährige – hatten über Stunden keine Toiletten, keine Getränke und kein Essen, erinnert sich der sicherheitspolitische Sprecher der Fraktion, Martin Kliehm, an diesen Tag. Bei der Räumung gingen einige Einsatzkräfte der Bundespolizei und der Spezialeinheiten aus Baden-Württemberg brutal gegen friedliche Demonstrantinnen und Demonstranten vor. Sie verletzten etliche Antifaschist*innen, einige schwer. Hunderte Menschen wurden kriminalisiert und erkennungsdienstlich erfasst, ärgert sich Martin Kliehm. Und wozu das alles? Um lediglich Bußgeldbescheide über 35 Euro zustellen zu können!

Die ELF Piraten Fraktion im Römer ist empört über dieses Vorgehen und erwartet Konsequenzen: Bei zukünftigen Blockaden gegen Naziaufmärsche dürfen Gegendemonstrierende nicht kriminalisiert oder an einem Protest in räumlicher Nähe gehindert in werden. Videographien und Datenbankeinträge früherer Demonstrationen müssen umgehend gelöscht werden. Polizeikräfte müssen gegen die gewaltsame Räumung von friedlichen Sitzblockaden remonstrieren und unangemessene Gewalt durch Kollegen zur Anzeige bringen. Um dies gewährleisten zu können, müssen Einsatzkräfte bundesweit eine persönliche Kennzeichnung gut sichtbar tragen.

Die brutale Räumung von Anti-Nazi-Demonstrationen darf sich nicht wiederholen, so Martin Kliehm. Die Demonstrierenden setzten sich mutig und friedlich in Sitzblockaden gegen Naziaufmärsche ein. Mit Erfolg! Sie haben Respekt verdient und nicht im Nachgang auch noch die Diffamierung als »Linksextremisten« in geschönten Berichten des Verfassungsschutzes.

Für den geplanten Naziaufmarsch Anfang September 2014 in Dortmund solidarisieren sich die ELF Piraten mit der Gegendemonstration durch BlockaDO und rufen dazu auf, gemeinsam und friedlich, aber mit Nachdruck, den Aufmarsch der Rechtsextremen zu verhindern.

Gleisräumung 01.05.2013

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Integration und Diversität in Frankfurt am Main

Zugehörige Vorlagen: Antrag NR 923/2014 (Freie Wähler)

Kontext: Wortprotokoll über die 33. Plenarsitzung der Stadtverordnetenversammlung am Donnerstag, den 27. Juli 2014 (16.09 Uhr bis 0.15 Uhr), TOP 9, Zurück zur Integration in Frankfurt!

Stadtverordneter Martin Kliehm, ELF Piraten:

Sehr geehrte Damen und Herren!

Einer muss sich hierzu einfach zu Wort melden, und dann mache ich das eben. Ich fand diese Rede extrem peinlich.

(Beifall)

Es passt natürlich zum Markenkern der AfD, Angst und Islamophobie zu schüren, aber was Sie vielleicht nicht mitbekommen haben, nachdem Sie aus Ägypten fortgegangen sind, ist, dass es dort den arabischen Frühling gab und sich dort unter anderem koptische Christen und Muslime während des Gebetes gegenseitig geschützt haben. Auch das funktioniert in Ägypten.

(Zurufe)

Frankfurt ist kein oberbayerisches Bergdorf mit einer Leitkultur, wir sind eine diverse Gesellschaft, wo wir damit leben können, dass Menschen unterschiedlich aussehen, unterschiedliche Kulturen haben, ohne jederzeit Angst haben zu müssen, dass jemand vielleicht eine Bombe unter dem Kopftuch versteckt haben könnte.

(Beifall)

Die Realität in Frankfurt ist nun einmal, dass fast 50 Prozent der Bevölkerung, genauer gesagt 47,5 Prozent, einen Migrationshintergrund haben, und dass das unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger sind, und dass wir ihnen auf Augenhöhe begegnen, und nicht mit einer solchen Leitkultur. Die Realität in Frankfurt ist, dass wir Inklusion leben. Die Stadt und die Gesellschaft verändert sich durch ihre Bevölkerung. Wir haben jedes Jahr 53.000 Menschen, die herziehen, und 48.000, die wieder wegziehen. Es ist eine stetige Fluktuation in dieser Stadt. Die Stadt ändert sich, und das ist auch gut so. Die Stadt lebt von den Menschen, die hier wohnen und arbeiten, und diese sind vielfältig und bereichern insgesamt die Gesellschaft.

(Beifall)

Sie, selbstverständlich, haben den Begriff der Integration nicht verstanden. Sie haben tatsächlich wortwörtlich in Ihrem Antrag etwas von Assimilation geschrieben, das bedeutet nichts anderes, als dass sie die besseren Deutschen werden sollen und dann einen Schäferhund kaufen müssen.

(Heiterkeit)

Dass es längst um Inklusion geht, dass die Gesellschaft von allen Individuen in Frankfurt lebt und Frankfurt davon geprägt wird, das haben Sie einfach nicht begriffen, und selbstverständlich haben Sie auch nicht begriffen, dass ethnisch-religiöse Minderheiten einen Minderheitenschutz brauchen. Ein Minderheitenschutz ist einer populistischen Partei selbstverständlich fremd.

Ich möchte auch noch erwähnen, dass Sie in Ihrem Antrag einfach lügen. Sie stellen zum Beispiel einen Zusammenhang zwischen dem Anstieg von salafistischen und islamistischen Einzelpersonen in Frankfurt her und sagen, dass das irgendwas mit einem verfehlten Integrationskonzept der Stadt Frankfurt zu tun hätte. Dass wir heute gehört haben, dass das vielleicht auch mit der Weltpolitik zu tun haben könnte, dass sich da draußen etwas ändert, ob Leute fundamentalistischer oder extremistischer werden, und nicht mit dem Frankfurter Integrationskonzept, das haben Sie vielleicht nicht gesehen.

Eine reine Lüge ist Ihr Zitat über die angeblich steigende Ausländer- und Gewaltkriminalität in Frankfurt, die nach Ihrem Zitat erschreckende Ausmaße angenommen hat. In der letzten Ausschussrunde konnten Sie vielleicht bemerken, dass dort die Kriminalitätsstatistik in Frankfurt am Main veröffentlicht wurde. Demnach sind die Straftaten um drei Prozent gestiegen, geschuldet jedoch den Aufenthaltsdelikten. Wenn man die herausrechnet, sind im Verhältnis 2012 zu 2013 die Gewaltdelikte um 1,1 Prozent bei nichtdeutschen Mitbürgern gesunken, seit 1999 sind sie sogar um 4,8 Prozent gesunken. Das ist die Ironie bei dieser Geschichte. Diese Integration, die Sie bemängeln, funktioniert nämlich.

(Beifall)

Ihr Antrag ist eine Frechheit. Sie verbreiten mit diesem Antrag entweder vollkommene Ignoranz der Situation in Frankfurt oder bewusst Lügen. Schämen Sie sich dafür.

(Beifall, Zurufe)

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Stellungnahme zu antisemitischen Vorfällen in Frankfurt im Zuge von „Antikriegsdemos“

Hier das Manuskript meiner Rede in der heutigen Stadtverordnetenversammlung (für die leider die Zeit nicht gereicht hat):

Die Tagesthemen eröffneten vorgestern einen Beitrag mit den Worten: Der Krieg im Nahen Osten wühlt die Menschen auf, auch in Deutschland. Und ich möchte hinzufügen: er macht nicht an der Stadtgrenze halt.

Unsere Eindrücke werden geprägt von der Berichterstattung in den Medien. Doch bei aller Objektivität ist sie nicht frei von den Versuchen der Konflikt­parteien, ihre Sichtweise auch medial zu vermitteln.

Täglich erreichen uns erschreckende Bilder der zivilen Opfer im Gaza-Streifen. Über die 172 Raketen, die allein im ersten Halbjahr 2014 auf Israel abgefeuert wurden oder die seit Anfang Juli an jedem Tag bis zu 192 Raketen, die die israelische Zivil­­bevölkerung terrorisieren, wird nur noch wenig berichtet. Und die mehr als 170.000 Toten im seit vier Jahren anhaltenden syrischen Bürgerkrieg sind kaum mehr eine Randnotiz wert.

Frankfurt mit seiner Diversität ist Teil dieser Welt, in der der türkische Ministerpräsident Erdogan den Krieg für den Wahlkampf instrumentalisiert und nicht davor zurückschreckt, die israelische Regierung mehrfach mit Hitler zu vergleichen.

Auf einer anderen Konfliktlinie verändern sich auch in der arabischen Welt die Allianzen: Ägypten, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate stehen im Kampf gegen die Muslimbruderschaft, und Israel führt einen Krieg gegen deren Arm, die Hamas.

Wir in Frankfurt können und dürfen diese Einflüsse nicht ignorieren, gleichwohl, und damit meine ich alle Frankfurterinnen und Frankfurter, dürfen wir uns nicht instrumentalisieren lassen für Hass und Hetze.

Auf den Demonstrationen der letzten Tage fand sich auch der unsägliche Vergleich von Erdogan in verschiedenen Formen auf Transparenten wieder. Das ist blanker Antisemitismus. Wenn die Nationalen Sozialisten Hessen über Facebook zur Teilnahme an anti-israelischen Demonstrationen aufrufen, braucht es keine prophetische Gabe, um einen antisemitischen Verlauf vorherzusehen.

Ich erwarte, dass antisemitische Parolen wie in Frankfurt, Essen und Berlin, die ich hier nicht wiedergeben möchte, unterbunden und geahndet werden. Denn unabhängig davon, ob es sich bei ihnen um eine Beleidigung oder eine Volksverhetzung handelt, sind beide Formen nicht von der Meinungsfreiheit gedeckt und sie gefährden die öffentliche Sicherheit. Unsere jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger haben ein Recht darauf, ohne Einschüchterung, Verfolgung und Angst in unserer Mitte zu leben.

Vor diesem Hintergrund sehe ich auch die Parole „Kindermörder Israel“ nicht als Meinungskundgabe, denn sie bedient rassistische Vorurteile der Ritualmordlegende, die seit dem Mittelalter immer wieder als Anlass für Pogrome benutzt wurde. Wir müssen dem beherzt entgegentreten, bevor es zu Angriffen auf Synagogen wie in Paris kommt!

Antisemitismus ist aber auch, wenn von Jüdinnen und Juden erwartet wird, sich von der israelischen Regierung zu distanzieren, weil es impliziert, dass sie ohne eine solche Distanzierung schlechtere Menschen sind. Umgekehrt sollte auch nicht von Palästinenser*innen und Muslimen bei jeder Gelegenheit erwartet werden, sich von der terroristischen Hamas oder anderen Extremisten und salafistischen Fundamentalisten zu distanzieren.

Herr Frank hat es vorhin angesprochen, eine linke politische Ausrichtung schützt nicht vor mangelnder politischer Sensibilität, wie die Beispiele der Linksjugend in NRW und der linken Hochschul­gruppe SDS zeigen.

Ich möchte aber vor einer Pauschalisierung warnen: Auf der Pro-Israel-Kundgebung, auf der neben OB Feldmann auch Dr. Dieter Graumann, Boris Rhein und Kämmerer Uwe Becker sprachen, waren zahlreiche emanzipierte Linke der Frankfurter Antifa vertreten, um die Kundgebung vor antisemitischen Übergriffen zu schützen. Meinen Respekt dafür.

Wir müssen allerdings lernen, bei aller Solidarität zu Israel sachliche Kritik am Vorgehen der israelischen Regierung und der Streitkräfte zu üben. Rolf Verleger, ehemaliges Mitglied im Zentralrat der Juden in Deutschland, appellierte an die deutsche Politik, der arabischen Seite des Konflikts mehr Gehör zu geben. Auch israelische Menschenrechtsorganisationen wie B’Tselem oder Rabbis for Human Rights, neben zahlreichen anderen, kritisieren Menschenrechtsverletzungen.

Das Erste Zusatzprotokoll der Genfer Konvention wurde erst im April 2014 von der PLO unterzeichnet. Es stellt die Zivilbevölkerung, zivile Personen und Objekte unter einen besonderen Schutz. Nicht nur der Beschuss von zivilen Zielen in Israel, auch der Raketenangriff auf das israelische Atomkraftwerk ist völkerrechtswidrig, ebenso die Lagerung von Raketen in einem Flüchtlings­camp an einer Schule der Vereinten Nationen.

Israel hat das Erste Zusatzprotokoll nicht unterzeichnet, doch gerade eine demokratische Regierung mit westlichen Werten muss sich daran messen lassen, im Kampf gegen Raketenstellungen die Verhältnismäßigkeit zum Schutz der Zivilbevölkerung zu wahren. Wenn die Hamas ihre Raketen in Schulen und Wohngebieten lagert, ist dies ebenso völkerrechtswidrig, aber das eine Unrecht rechtfertigt das andere nicht.

Seit 2005 gab es drei Kriege zwischen der Hamas und Israel. Die Geschichte wiederholt sich. Wir sehen, dass eine militärische Lösung des Konflikts nicht möglich ist. Insofern muss sich die Politik um Dialog bemühen, auf der internationalen wie auf der lokalen Ebene. Und die Menschen müssen lernen, einander zu akzeptieren und respektieren.

In diesem Sinne: Schalom und Salaam.

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Gaza-Demonstrationen in Frankfurt

Am Wochenende des 12. und 13. Juli gab es zwei anti-israelische Demonstrationen in Frankfurt am Main. In deren Zusammenhang wurden antisemitische Äußerungen getätigt, Polizeikräfte mit Steinen angegriffen und über einen Polizeilautsprecher Parolen skandiert. Die Polizei war offenbar überfordert und hat die Mobilisierungsfähigkeit wie auch die Gefahrenprognose völlig falsch eingeschätzt.

Ich frage den Magistrat:

Wieso war die Polizei über den Grad der Mobilisierung via Facebook, gerade auch im Zusammenhang mit den Demonstrationen in anderen Städten an den Vortagen, nicht informiert, und wieso wurde dem Sprecher nach den deeskalierenden Worten nicht das Mikrophon entzogen, sondern Gelegenheit zur Agitation über den Lautsprecherwagen gegeben?

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Für eine familienfreundliche Stadt Frankfurt

Seit 1992 ist nicht nur eine kostenlose Betreuung der Kinder von Arbeitnehmerinnen und Arbeit­nehmern in Betriebskindergärten steuerfrei, sondern auch „Arbeitgeberleistungen zur Unter­brin­gung – einschließlich Unterkunft und Verpflegung – und Betreuung von nicht schul­pflichtigen Kindern der Arbeitnehmer*innen in Kindergärten oder vergleichbaren Einrichtungen, die der Arbeitgeber zusätzlich zum ohnehin geschuldeten Arbeitslohn erbringt“.

Dem Arbeitgeber steht es somit frei, diese für Familien erheblichen Kinderbetreuungskosten ganz oder teilweise zu übernehmen. Nach unserem Erkenntnisstand nimmt die Stadt Frankfurt diese Möglichkeit bisher nicht wahr.

Die Stadtverordnetenversammlung wolle beschließen:

In Wahrnehmung ihrer Vorbildfunktion als eine der größten Arbeitgeberinnen der Region und in Wertschätzung der Deklaration für ein familienfreundliches Frankfurt übernimmt die Frankfurter Stadtverwaltung Aufwendungen ihrer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer für einen Kinder­garten- oder vergleichbaren Platz für deren nicht-schulpflichtige Kinder.

Antragsteller

Stadtv. Martin Kliehm
Stadtv. Luigi Brillante
Stadtv. Herbert Förster

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Vertraulichkeit des Inhalts elektronischer Kommunikation mit öffentlichen Stellen schützen

Antrag der ELF Piraten Fraktion zum Magistratsvortrag M 107/2014

Die Stadtverordnetenversammlung wolle beschließen:

Der Magistrat wird aufgefordert, zum Zwecke des Schutzes der Vertraulichkeit des Inhalts sensibler elektronischer Kommunikation mit und zwischen öffentlichen Stellen der Stadt Frankfurt am Main das Angebot einer Ende-zu-Ende-Verschlüsselung auszubauen und bekannt zu machen.

Begründung

Im Zuge der aktuellen Berichterstattungen über eine umfassende Ausforschung und Überwachung elektronischer Kommunikation durch US-Geheimdienste wird erneut deutlich, dass eine vertrauliche Kommunikation im Internet ohne den Einsatz von Verschlüsselung kaum möglich ist.

Im Rahmen des Projekts PRISM soll die amerikanische National Security Agency (NSA) Zugriff auf nahezu jegliche elektronische Kommunikation haben. Sie wäre so in der Lage, jede Form der Kom­munikation im Internet an der Quelle einzusehen und nachzuvollziehen.

Auch die besonders schutzwürdige Kommunikation zwischen Einwohner*innen und öffentlichen Stellen der Stadt Frankfurt am Main, die oft sensible Lebensbereiche betrifft, und die Kommunika­tion der öffentlichen Stellen untereinander sind davon betroffen.

Den Frankfurterinnen und Frankfurtern muss die Möglichkeit der verschlüsselten Kommunikation mit den öffentlichen Stellen der Stadt angeboten werden. Auch die elektronische Kommunikation zwischen den öffentlichen Stellen der Stadt muss verschlüsselt stattfinden.

Dabei ist eine schlüsselbasierte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung zu wählen, um den Zugriff von un­befugten Dritten zu vermeiden und die Integrität der Daten zu gewährleisten. Dazu ist kein ent­sprechender neuer Dienst von Nöten, da bereits geeignete Softwarelösungen allgemein zugänglich sind. DE-Mail stellt keine sichere Ende-zu-Ende-Verschlüsselung dar und kommt somit nicht in Betracht.

Antragsteller

Stadtv. Martin Kliehm
Stadtv. Luigi Brillante
Stadtv. Herbert Förster

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Intelligente Mülltonnen für smarte Städte

Sensor an einer Mülltonne

Müllentsorgung ist eine kostspielige und komplizierte Angelegenheit. Die Wertstofftonnen in Frankfurt werden normalerweise wöchentlich bis vierzehntägig geleert, Restmülltonnen ein- bis zweimal pro Woche. Allerdings quellen manche Tonnen dann schon über, andere sind nicht einmal halbvoll. Müllautos sind im Dauereinsatz, jedoch nach einem Routinefahrplan. Das Abfallmanagement in Frankfurt hat Verbesserungspotenzial, so Martin Kliehm, Vorsitzender der ELF Piraten Fraktion im Römer. Es gibt heute IT-gestützte, intelligente Lösungen, die Abläufe optimieren können und die das Potenzial haben, Ressourcen zu sparen. Auch in Frankfurt sollte deren Einsatz geprüft werden. Die Abfallwirtschaft ist nur ein Bereich von IT-gestützten, smarten Lösungen, die es heute darüber hinaus z. B. in den Bereichen Licht-, Wasser- und Energiemanagement und Verkehr gibt.

Eine Möglichkeit, ein intelligentes Abfallmanagement umzusetzen, testet die Stadt Barcelona derzeit in einem Pilotprojekt. Barcelona positioniert sich mit dem Ziel, Vorreiter im Bereich der so genannten „Smart Cities“ zu werden und gewann im September 2013 den C40 Climate Leadership Award. Für das Projekt wurden Mülltonnen mit drahtlosen Sensoren ausgerüstet. Sie melden den Füllstand und eine Leerung der Tonnen in Echtzeit an die Müllabfuhr. Mit einem flächendeckend eingeführten, IT-gestützten Abfallmanagement fahren dann die Müllautos nicht mehr ihre Standardrouten ab, sondern erhalten über ein Computerprogramm eine optimierte Route. Mülltonnen werden dann geleert, wenn sie voll sind. Zu überquellenden Mülltonnen kommt es nicht mehr. Es ist davon auszugehen, dass die Müllabfuhr mit Unterstützung eines solchen Systems die gefahrenen Kilometer reduziert. Das verringert Abgas- und Lärmemissionen, Kosten und damit Entsorgungsgebühren.

Zugleich ist nicht zu befürchten, dass das System an anderer Stelle neuen Abfall und Umweltbelastungen verursacht. Die Batterien der in Barcelona eingesetzten Sensoren halten zehn Jahre, die Identifizierung einzelner Mülltonnen funktioniert über RFID-Chips. Es gibt heute technische Möglichkeiten, deren Einsatz vielversprechend sind, ergänzt Kliehm. So ein digitales Abfallmanagement ist ein visionäres Vorhaben. In Barcelona werden die Sensoren zusätzlich als Feuermelder, zum Aufzeichnen von Luftverschmutzung und Lärmbelastung genutzt. Die Infrastruktur der Datennetze hilft auch beim Aufbau eines städtischen WLANs. Und er fügt schmunzelnd hinzu: Natürlich muss die Politik darauf achten, dass der Datenschutz gewährt bleibt und uns die Mülltonnen nicht ausschnüffeln.

Die ELF Piraten Fraktion beantragt, dass die Stadt Frankfurt den Einsatz des intelligenten Abfallmanagements prüft. Wir setzen uns dafür ein, dass sich Frankfurt zu einer Smart City entwickelt, in der intelligente IT-Lösungen und Vernetzung den Alltag der Menschen in der Stadt erleichtern und Kosten senken.

Der Antrag NR 950/2014 wird im Umweltausschuss am Donnerstag, den 10. Juli 2014, behandelt.

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